Perle der Architektur im Abseits -
Situation des Schlosses Friedrichsfelde wenig befriedigend. Vielleicht hilft ein Nutzerwechsel



Schloss Friedrichsfelde im Dornröschenschlaf. Wie es erweckt werden kann, ist Gegenstand aktueller Verhandlungen. (Foto: Caspar)

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin muss sich von einigen unrentablen Häusern und Dependancen trennen und will sich auf ihre Kernaufgaben in der City konzentrieren. Zu diesem Zweck soll in den kommenden Jahren das aus der Kaiserzeit stammende Marinehaus am Köllnischen Park, gleich beim Märkischen Museum, saniert und in ein großes Ausstellungsgebäude umgebaut werden. Denn es hat sich herausgestellt, dass die kleinen Ausstellungen an der Peripherie der Stadt nicht die erhofften Besucherzahlen bringen, im Unterhalt aber vergleichsweise viel kosten. Aus diesem Grunde wäre es für das Stadtmuseum vorstellbar, sich irgendwann einmal vom Schloss Friedrichsfelde zu trennen, in dem feine Berliner Wohnkultur präsentiert wird und Konzerte und Vorträge zu hören sind. Dies allerdings nur, wenn die Erweiterungspläne am Köllnischen Park greifen, wie der amtierende Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Kurt Winkler einschränkend erklärt.

Das barocke Schloss gehörte im 18. Jahrhundert den Hohenzollern, war nach den Befreiungskriegen von 1813/1815 Aufenthaltsort des in preußische Gefangenschaft geratenen sächsischen Königs Friedrich August I. und diente bis Ende des Zweiten Weltkrieges der Familie von Tresckow als Wohnsitz. Danach zur Ruine verkommen, fiel der Herrensitz an den Berliner Tierpark. In den frühen 1980er Jahren wurde das Haus nach allen Regeln der Kunst restauriert. Seither ist es als Museum, Konzertsaal und Vortragsstätte eine gute Adresse. Dies allerdings nur für Kenner, denn die Besucher des Tierparks pilgern zumeist schnurstracks zu den Gehegen, nehmen aber kaum wahr, dass an seinem Rand eine Perle märkischer Schlossbaukunst steht.

Sollte das Stadtmuseum auf den Adelssitz verzichten, käme es zu einem Nutzerwechsel, und für diesen Fall gibt es auch schon erste Überlegungen in der Tierparkverwaltung. So ließe sich im Schloss ein Restaurant einrichten, doch auch Kulturveranstaltungen seien möglich, „vielleicht noch viel mehr als bisher“, meint Gerald Uhlich, der kaufmännische Direktor des Tierparks Friedrichsfelde. Für ihn bilden Schloss und Tierpark eine Einheit, deshalb sei es auch nicht vorstellbar, einen abgezäunten Weg zum Schloss anzulegen und unterschiedliche Eintrittsgelder zu erheben – für das Schloss beziehungsweise den Tierpark jeweils getrennt oder mit dem Schloss zusammen. „Hier sind hochkomplexe Dinge zu berücksichtigen, über die Abstimmungsbedarf zwischen den Senatsverwaltungen für Finanzen, Kultur und Stadtentwicklung besteht“, sagt Uhlich. Sollte der Tierpark das Schloss in seine Regie übernehmen, könne er auch bessere Werbung für das Haus machen und ihm dadurch auch mehr Besucher verschaffen als bisher. Das wäre bestimmt ein großer Gewinn für Berlin.

Stiftungschef Kurt Winkler hält das Schloss als Restaurant für wenig geeignet. Die kostbar ausgestatteten Räume seien viel zu wertvoll, als dass man sie als Kulisse für Tafeleien verwenden sollte. Falls das Schloss Friedrichsfelde von der Finanzverwaltung dem Tierpark übertragen werde, müsse man unbedingt dafür sorgen, dass es weiterhin als herausragendes Kulturdenkmal unter Wahrung der Belange des Denkmalschutzes der Öffentlichkeit erhalten bleibt. Natürlich müssten zur Darstellung des kulturvollen Lebensstils des preußischen Landadels Ersatzflächen geschaffen werden. Sollten tatsächlich mehr Besucher nach einem möglichen Nutzerwechsel in das Schloss kommen, dürfe die Sicherheit der wertvollen Einrichtung nicht außer Acht gelassen werden.

Helmut Caspar

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