Barockbau sucht noch einen Nutzer -
In Groß Rietz muss ein Kleinod der Architekturgeschichte
noch aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden



Das Barockschloss Groß Rietz sucht noch einen Nutzer mit Geld und einem Herz für historische Werte. (Foto: Caspar)

Für das aus dem späten 17. Jahrhundert stammende Schloss Groß Rietz unweit von Beeskow im Landkreis Oder-Spree sah es vor ein paar Jahren aus, als sei eine originelle Nutzung gefunden. Die Berliner Sammlerin historischer Mode, Josefine Edle von Krepl, zeigte Interesse an dem prächtigen Landsitz, und es wurde auch schon eine Modeschau veranstaltet. Doch dann erwies sich, dass die Finanzierung des laufenden Unterhalts für das Anwesen auf Dauer nicht gewährleistet ist und die Kosten hierfür die Möglichkeiten der Modesammlerin übersteigen. Aus der Idee, in den hochherrschaftlichen Räumen unter prächtigen Stuckdecken ein Modemuseum einzurichten, das zahlreiche Besucher aus Nah und Fern anlockt, wurde nichts. Also steht weiter vor dem Schloss ein Schild mit der Aufschrift „Nutzer gesucht“. Interessenten mögen sich bei der Brandenburgischen Schlösser GmbH in Potsdam melden, einer gemeinnützigen Betriebsgesellschaft des Landes Brandenburg und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die bereits etliche wertvolle Herrenhäuser in der Region saniert und restauriert hat und sie dann vermietet.

Noch vor Jahren war das nach dem Zweiten Weltkrieg für Wohnzwecke genutzte und daher inwendig verbaute Herrenhaus eine Halbruine. Mit einem Aufwand von damals 4,8 Millionen DM außen und innen saniert, von störenden Einbauten befreit und zum Teil auch schon restauriert, hat das Schloss ohne Zweifel eine große Zukunft vor sich. „Unsere Überlegungen gehen aktuell dahin, das Schloss tageweise zu vermieten – für Feiern und Veranstaltungen aller Art, auch für Filmaufnahmen und ähnliches. Anfragen dieser Art treffen fast täglich bei uns ein. Wir haben in solchen Fällen zwar einen höheren Verwaltungsaufwand als wenn wir es mit einem einzigen Mieter zu tun hätten, aber wenigstens hätte das Schloss Groß Rietz bei diesem Modell eine seiner Bedeutung angemessene Aufgabe und würde auch bekannter werden als es jetzt ist. Wer weiß, vielleicht findet sich dann doch ein Nutzer, der ein Herz für historische Bauten hat“, sagt Wolfgang Illert, Leiter der Brandenburgischen Schlösser GmbH.

Dank Restauratorenkunst ist die Pracht eines der bedeutendsten Profanbauten des Barock in Brandenburg zurückgekehrt. Wer nach Groß Rietz kommt, wird staunend den barocken Deckenstuck sehen, der das Herrenhaus zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Seine heutige Gestalt erhielt das Schloss vor 1700 unter seinem Besitzer Georg von der Marwitz, einem hohen Beamten am Hof in Anhalt-Zerbst. Anklänge zum Schloss Oranienbaum in Sachsen-Anhalt sind unverkennbar. Der Enkel des Bauherrn, Karl Wilhelm von der Marwitz, verkaufte den Besitz im späten 18. Jahrhundert an den Staatsminister Johann Christoph von Wöllner, einen mächtigen Mann am preußischen Hof und Vertrauten König Friedrich Wilhelms II. Wöllner machte sich, wenn auch in negativer Hinsicht, einen Namen durch das von ihm verfasste Religions- und Zensuredikt, mit dem die freie religiöse und geistige Betätigung stark reglementiert wurde. In Groß Rietz allerdings betätigte sich Wöllner erfolgreich als Landwirt, ist vor Ort zu hören; er verteilte an seine Bauern sogar ein wenig Land zur eigenen Bewirtschaftung.

Jahrzehnte nach Wöllners Tod im Jahre 1800 kamen Groß Rietz und weitere Besitzungen an die Familie von der Marwitz zurück, die sie bis zur Enteignung 1945 bewirtschaftete. Fotos aus der Nachkriegszeit zeigen das Schloss zwar in einem erbärmlichen Zustand. Doch blieb ihm das Schicksal anderer Herrenhäuser im Osten Deutschlands erspart, abgefackelt oder als Steinbruch für Neubauernhäuser verwendet zu werden. Nachdem in den letzten Jahren die historische Raumstruktur, die prächtige zweiläufige Treppe und die Stuckaturen wiederhergestellt wurden, müssen im kommenden Jahr nur noch im Inneren die Wände anhand historischer Farbspuren neu gestrichen werden. Der Aussenbau hat seine auffällige barocke Farbfassung schon bekommen.

Nähere Informationen über das Schoss Rietz und weitere Objekte dieser Art bei der Brandenburgischen Schlösser GmbH in Potsdam, Telefon 0331/279150, e-mail info@schloesser-gmbh.de und im Internet unter www.brandenburgische-schloesser-gmbh.de.

Helmut Caspar

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