Muster, Mythos oder Maskeraden -
In Königs Wusterhausen wird eine Ausstellung über Preußens legendäre Langen Kerls vorbereitet

Die Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz bereiten ihre erste gemeinsame, den legendären „Langen Kerls“ des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. gewidmete Ausstellung vor. Für die Schau „Lange Kerls - Muster, Mythos oder Maskerade“ ist das Schloss in Königs Wusterhausen bestens geeignet, stand hier doch die „Wiege“ der berühmt-berüchtigten Eliteeinheit. Sie wurde aus besonders hoch gewachsenen Grenadieren gebildet, die Friedrich Wilhelm I. aus allen Ecken des römisch-deutschen Reiches und aus dem Ausland gelegentlich unter Zwang und mit schönen Versprechungen herbei holen ließ und zuerst in Königs Wusterhausen, dann in Potsdam stationierte.

Die Schau vom 3. Juli bis 3. Oktober 2005 wird von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam gefördert. Bei einer Feierstunde dankte gestern (8. 3.) der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, dem Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Friedrich-Wilhelm von Rauch, für die großzügige Unterstützung und gab eine Vorschau auf die jetzt mit voller Kraft vorbereitete Dokumentation.

Die Langen Kerls waren Palasttruppe zum persönlichen Schutz des Soldatenkönigs und Kampfgarde zugleich, aber auch so etwas wie ein Spielzeug des Monarchen. Während andere Herrscher Juwelen oder Gemälde sammelten, prächtige Paläste bauten oder sich kostspielige Mätressen hielten, investierte Friedrich Wilhelm I. viel Geld und Zeit in diese seine „lieben Kinder“. Er fühlte sich als ihr Oberst persönlich für das Wohl und Wehe der erst rot, dann blau uniformierten Soldaten und ihrer Familien verantwortlich, mischte sich selbst in privateste Dinge und übersah bei seinem Eifer, wie sehr der bunt zusammen gewürfelte Haufen unter der königlichen Knute litt. Angesichts des harten Drills und der Bevormundung kam es immer wieder zur Desertion. Diese Insubordination machte den König fuchsteufelswild. Er ließ die Flüchtlinge, sofern er ihrer habhaft wurde, unbarmherzig und in aller Öffentlichkeit durch Spießrutenlauf bestrafen. Oft überlebten die Delinquenten diese Tortur nicht.

Die Ausstellung will darlegen, was von den Legenden und Mythen rund um die Langen Kerls zu halten ist, und vermittelt anhand von Akten aus dem geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem ein anschauliches Bild vom ziemlich komplizierten und wenig erbaulichen Innenleben der königlichen Eliteeinheit. Zugleich will sie den Besuchern einen neuen Zugang zu der Persönlichkeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. verschaffen. Ergänzend zu der Dokumentation finden im Sommer Lesungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen statt.

Helmut Caspar

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