Mythen, Marketing und Maskeraden -
Preußische Schlösserstiftung tritt mit interessanten Projekten ins Jubeljahr 2005



Ihre Rückkehr auf die Attika des Schlosses Charlottenburg ist für die „Götter im Wartestand“ nur noch eine Frage von Monaten.
(Foto: Caspar)

Kaiser Wilhelm II. war ein Star der Selbstvermarktung. Sprichwörtlich wurde das Kaiserwetter. Der Monarch soll bei seinen Auftritten so lange gewartet haben, bis die Sonne hinter Wolken auftauchte und seinen blank polierten Paradehelm zum Blitzen brachte. Die Preußische Schlösserstiftung widmet dem kaiserlichen PR-Genie ab Oktober im Schloss Charlottenburg die Ausstellung „Die Kaiser und die Macht der Medien“ und bezieht in die Betrachtung auch zwei Vorgänger des stets markig in die Linse blickenden Herrschers ein – Wilhelm I. und Friedrich III. Ergänzend werden im Potsdamer Neuen Palais Fotografien gezeigt, die Wilhelm Zwo von sich in unterschiedlichen Maskeraden anfertigen ließ, um sie in alle Welt zu Propagandazwecken zu verschicken. Beide Dokumentationen sind Glanzlichter im voll gepackten Ausstellungskalender 2005/6, den der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, gestern im Berliner Schloss Charlottenburg vorstellte.

Fakten und Fiktionen
Die Spannbreite reicht vom Gedenken an die vor 300 Jahren verstorbene erste preußische Königin Sophie Charlotte als Namensgeberin von Charlottenburg bis zu einer Ausstellung im Schloss Königs Wusterhausen über die legendären Langen Kerls. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. hatte die riesenhaften Rekruten zu seinem Schutz und Pläsier aus aller Herren Länder anwerben und zum Teil auch nach Preußen verschleppen lassen. Die Ausstellung will laut Dorgerloh an ihrem Mythos kratzen und mit neuen kulturgeschichtlichen Themen auch neue Besucherschichten erschließen. „Vielen Leuten, auch Mitbürgern ausländischer Herkunft, sind die Zeiten und Personen, um die es in diesen Ausstellungen geht, fern und fremd. Daher sehen wir es als unseren Bildungsauftrag an, sie mit Fakten und Fiktionen zu versorgen und sie für die Hinterlassenschaften der Hohenzollern zu interessieren. Natürlich wollen wir mit den Ausstellungen die Besucherzahlen steigern. Unsere Berliner Häuser haben 2004 einen Zuwachs von 7,5 Prozent erzielt; jetzt wollen wir Berlin-Besucher auch auf die Potsdamer Anlagen lenken, bei denen wir leicht rückläufige Zahlen zu verzeichnen haben.“ Dass großes Interesse an ungewöhnlichen Themen besteht, zeige das erfreulich große Echo, das „Preußisch Grün“ in Glienicke hatte. Teile der inzwischen abgebauten Ausstellung würden dort weiter zu sehen sein.

Barockfest und Brandschutz
Königin Sophie Charlotte steht im Mittelpunkt des mit 300 Veranstaltungen randvoll gepackten Veranstaltungsmarathons im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Schlösserstiftung ist laut Dorgerloh mit ein paar Dutzend Vorhaben dabei. Dazu gehört ein barockes Sommerfest Anfang Juli im Schlossgarten als Berliner Antwort auf die Potsdamer Schlössernacht. In den nächsten Monaten sind noch einige Bauarbeiten an der Residenz aus dem frühen 18. Jahrhundert zu absolvieren. So wird das Dach über der Schlosskapelle repariert, und auch die antiken Götterplastiken nachempfundenen Balustradenfiguren kehren nach langem Exil im Schlossgarten wieder an ihre Stammplätze auf der Attika zurück.

Die jetzt zehn Jahre alte Schlösserstiftung hat bisher 127 Millionen Euro in die Sanierung und Restaurierung ihrer Häuser investiert. Mindestens ebenso viel Geld muss sie aufbringen, um das Neue Palais, Schloss Cecilienhof, Schloss Charlottenburg und all die anderen Baulichkeiten für die Aufgaben dieses Jahrhunderts zu ertüchtigen. Dabei steht der Einbau von Brandschutzanlagen und Sicherheitstechnik obenan, aber auch ganz banale Dinge wie Abwasserrohre, Sanitäreinrichtungen und Lichtschalter müssen erneuert werden. „Vieles passiert im Verborgenen und ist auch nicht spektakulär, ist aber unausweichlich. Ausgebrannte Kulturbauten sind uns eine ernste Warnung“, sagt Dorgerloh.

Die Hohenzollern sind am Zug
Das für den Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg geplante und schon mehrfach angekündigte Hohenzollernmuseum wird wohl nicht so schnell kommen. Zwar habe die Schlösserstiftung für die Präsentation von Hinterlassenschaften des ehemaligen Herrscherhauses alles Notwendige vorbereitet, jetzt aber sei aber die Familie Hohenzollern am Zug. Von ihnen erhofft sich Dorgerloh, dass sie inneren Streit beilegt und die Vertragsverhandlungen mit der Stiftung zu einem glücklichen Ende führen. Hinsichtlich der Erhebung von Eintrittsgeldern für die Gärten und Parks hält sich Dorgerloh bedeckt. Mitte Februar werden diesbezügliche Beschlüsse „so oder so“ gefasst. Er selber sei dafür, „aber ich bin nicht der Stiftungsrat“.

Helmut Caspar

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