Besuch in des Königs Küche -
Im Schloss Sanssouci können restaurierte Geräte aus der Zeit Friedrich Wilhelms IV. bestaunt werden



Prunkstück königlicher Hofhaltung ist die aus der Mitte des
19. Jahrhunderts stammende, jetzt restaurierte Küche in einem Seitenflügel des Schlosses Sanssouci. (Foto: Caspar)

Die Hohenzollern aßen gut und reichlich. Exotische Speisen und edle Getränke, Wildbret und Obst aus eigener Produktion standen auf dem Speisezettel ganz oben. Friedrich der Große hielt mehrstündige Tafelrunden ab und parlierte dabei mit illustren Gästen. Natürlich gab es auch im Schloss Sanssouci eine königliche Küche. Die Einrichtung aus der Erbauungszeit unter Friedrich dem Großen existiert nicht mehr. Erhalten sind Küche und Backstube sowie Wein- und Eiskeller in einem Wirtschaftstrakt, den Friedrich Wilhelm IV. von seinem Baumeister Ludwig Persius hundert Jahre später gleich an die königlichen Wohn- und Repräsentationsräume von Schloss Sanssouci anfügen ließ. Zum letzten Mal wurde in der seinerzeit mit neuester Technik ausgestatteten Küche im Jahre 1873 gekocht und gebacken. Seither dienten die Räume als Abstellkammer und Depot. Viel originales Inventar ging, da als wertlos und uninteressant erachtet, verloren. Erst 1993 konnte der Wirtschaftstrakt auf Grund privater Spenden restauriert und für Besucher geöffnet werden.

Damit Küchengerüche nicht in die königlichen Wohn- und Repräsentationsräume ziehen und auch Feuergefahr ausgeschaltet wird, hatte der Baumeister eine strenge Trennung der Räumlichkeiten vorgenommen und auch Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Gusseiserne Säulen mit neogotischen Verzierungen stützen das Küchengewölbe, in dessen Mitte eine riesige „Kochmaschine“ steht. Dass hier für einen König gebrutzelt und gekocht wurde, sieht man an den polierten Verzierungen und Figuren, die sich vom Schwarz des eisernen Ofenkörpers abheben. Der blau-weiß gestrichene Rauchabzug ist nur Attrappe. In Wahrheit wurden alle Dämpfe über ein raffiniertes Leitungssystem in den Schornstein fortgeführt. Erhalten ist noch die Pumpe, die aus 40 Metern Tiefe das für das Schloss und seine Bewohner nötige Wasser lieferte.

Pfannen, Kannen und Kasserollen, Tiegel und Töpfe, Back- und Puddingformen, Bleche und Mörser aus Eisen, Kupfer, Messing schmücken Herd und Regale. Sie stammen überwiegend aus dem Potsdamer und dem Berliner Schloss sowie aus dem Neuen Palais. Es handelt sich um Ankäufe, die die Preußische Schlösserstiftung in letzter Zeit tätigen konnte, sowie um private Leihgaben und Schenkungen. Dass die Küchenstücke königlicher Herkunft sind, beweisen in das Metall eingeschlagene Monogramme und Ziffern. Museologin Bärbel Stranka, die sich intensiv mit den Tischsitten am preußischen Hof befasst hat, wünscht der Ausstellung viele Zuschauer und hofft, dass sich weitere Ausstattungsstücke zur Komplettierung der Küche und Backstube von Schloss Sanssouci anfinden werden. Die aus der Zeit Friedrich Wilhelms IV. erhaltenen Speisezettel lassen, Stranka zufolge, auf eine eher bürgerliche Tafel schließen. Allgegenwärtig waren seinerzeit ausgefallene und auch recht teure Leckereien wie Austern, Speiseeis und Champagner. Das prickelnde Getränk wurde häufig mit Wasser vermischt und wie Sprudel getrunken. Unter dem farbig gefliesten Fußboden gibt es noch einen leeren Wein- und Eiskeller sowie andere Räume. Wenn auch sie für die Besucher geöffnet werden, würde das den Küchenbesuch abrunden. Die königliche Küche von Schloss Sanssouci ist jeweils am Wochenende von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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