Prunkstück preußischer Baukunst erwacht aus dem Dornröschenschlaf -
Preußenstiftung übernimmt vom Land Berlin das Schloss Schönhausen und saniert es bis 2009



Bis 2009 soll das Schloss Schönhausen vom Dach bis zum Keller saniert und restauriert sein. (Foto: Caspar)

Nach jahrelangen Verhandlungen überträgt das Land Berlin das aus dem 18. Jahrhundert stammende Schloss Schönhausen im Bezirk Pankow an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Bis 2009 soll die prächtige Residenz der Königin Elisabeth Christine, der Gemahlin Friedrichs II. von Preußen, saniert und restauriert werden. Bei der Vertragsunterzeichnung am vergangenen Freitag (24.6.05) wies Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin als bisheriger Hausherr auf die überragenden Qualitäten dieses „Glanzlichts preußischer Baukunst im Norden“ und seine Strahlkraft für Berlin und Umgebung hin. Noch stehe die Finanzierung der Baumaßnahmen sowie der Arbeiten im weitläufigen Schlosspark in Höhe von rund 8,6 Millionen Euro nicht ganz fest, aber die Stiftung habe nun endlich Handlungsfreiheit. Deren Generaldirektor Hartmut Dorgerloh freut sich, der großen Familie der preußischen Königsschlösser ein neues, allerdings schon über 300 Jahre altes „Kind“ hinzufügen zu können. Zu den zwei Berliner Preußenschlössern in Charlottenburg und Glienicke komme jetzt als drittes Schloss Schönhausen hinzu. Mit seiner Übertragung an die Stiftung werde eine immer als schmerzlich empfundene Lücke geschlossen. Während das Innere weitgehend authentisch erhalten sei, müsse die Fassade von ihrem hässlichen Glaskröselputz aus DDR-Zeiten befreit werden und erhalte die heitere Fassung des 18. Jahrhunderts zurück.

Der Zustand des nach Gründung der DDR als Amtssitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck und danach als Regierungsgästehaus genutzten Rokoko-Gebäudes ist laut Dorgerloh gut, kein Wunder, es war ja Staatsgästehaus. Allerdings müsse geprüft werden, inwieweit Deckenbalken und Dachstuhl durch giftige Holzschutzmittel kontaminiert sind. In nächster Zeit werde ein Schadensbild erarbeitet, und was sich als chemisch belastet herausstellt, könne mit technischen Maßnahmen so gut von Besuchern und Führungskräften abgeschirmt werden, dass keine Gefährdung eintritt.

Das Schloss zu Schönhausen, manchmal auch Niederschönhausen genannt, entwickelte sich im 18. Jahrhundert aus einem eher bescheidenen Herrenhaus der Grafen von Dohna in eine prächtige Residenz. Ihre Bau- und Nutzungsgeschichte soll später, wenn es für die Öffentlichkeit zugänglich ist, in einer Ausstellung dokumentiert werden. „Wir wollen aber auch die neueren Zeitschichten, etwa die Verwendung des Hauses nach 1936 als Depot der NS-Reichskunstkammer und in der DDR-Zeit als Präsidentensitz sichtbar machen. So können unsere Besucher auch die Appartements hoher Staatsgäste kennenlernen, die hier auf Einladung der DDR-Regierung logiert haben“, kündigte Dorgerloh an. Er dankte dem Berliner Liegenschaftsfonds, der sich in vorbildlicher Weise um den Erhalt des Schlosses gekümmert hat. Dank gelte auch dem Verein Für Pankow e. V., dessen Mitglieder stets am Sonntag um 11, 12 und 14 Uhr zu Führungen durch das Schloss einladen und aus seiner Geschichte erzählen.

Seine Glanzzeit erlebte das Anwesen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als hier Königin Elisabeth Christine residierte. Sie lebte von ihrem Gemahl, König Friedrich II., dem Großen, getrennt und ließ das im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) von russischen Soldaten demolierte Schloss prächtig ausstaffieren. Von 1828 bis 1831 verwandelte Peter Joseph Lenné den Rokoko-Garten in einen englischen Landschaftspark. Das nur noch gelegentlich von Mitgliedern des Königshauses genutzte Schloss kam 1920 in preußischen Staatsbesitz, wurde 1935/36 von der Preußischen Schlösserverwaltung nach dem Zustand von 1764 rekonstruiert und von der NS-Reichskammer der bildenden Künstler als Depot für so genannte entartete Kunst genutzt. Nach der Gründung der DDR (1949) avancierte das Schloss, das weitgehend unbeschädigt den Zweiten Weltkrieg überstanden hat, zum streng von der Außenwelt abgeschirmten Amtssitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck; nach dessen Tod (1960) erfolgte die Umgestaltung in ein Regierungsgästehaus. 1990 tagte im Schloss und angrenzenden Gebäuden der Runde Tisch der DDR, und hier wurden auch bei den Zwei-plus-Vier-Gesprächen der Weg zur deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober geebnet.

Helmut Caspar

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