Gartenchef geht in den „Unruhestand“ -
Michael Seiler hat sein ganzes Leben historischen Gärten und Parks gewidmet



Auch als Pensionär bleibt Prof. Dr. Michael Seiler der brandenburg-preußischen Gartenkunst verbunden. (Foto: Caspar)

Nach zehnjähriger erfolgreicher Arbeit für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und Erreichung der Altersgrenze geht Gartendirektor Prof. Dr. Michael Seiler Ende November 2004 in Pension. Dem gelernten Gartenlandschaftsbauer und Vermessungstechniker unterstanden über 700 Hektar historische Gärten und Parks in Potsdam, Berlin-Charlottenburg und der Mark Brandenburg bis nach Rheinsberg. In seine Amtszeit fällt unter anderem die denkmalgerechte Wiedergewinnung der in „Mauerzeiten“ durch das Grenzregime der DDR stark demolierten und geschädigten Schlossgärten in Babelsberg und Sacrow sowie des an der Havel gelegenen Neuen Gartens, aber auch die Wiederherstellung des barocken Parterres hinter dem Schloss Charlottenburg nach historischen Plänen.

Mit außerordentlichem Engagement hat Seiler, der von 1979 bis zur Berufung auf den Direktorenposten Oberkustos auf der Pfaueninsel war und über dieses königliche Refugium auch ein Buch veröffentlicht hat, dazu beigetragen, die zum UNESCO-Welterbe gehörende Potsdamer Park- und Gartenlandschaft wieder zu einer Einheit zu verschmelzen. Das hat ihm große internationale Anerkennung und begehrte Auszeichnungen eingebracht. So bedachte ihn die Bayerische Akademie der Schönen Künste mit dem Friedrich-Ludwig-Sckell-Ring aus, der seit 1967 an bedeutende Gartenhistoriker und Landschaftsarchitekten verliehen wird.

Seine profunden Kenntnisse der Geschichte der Gartenkunst und preußischen Historie machten Michael Seiler zu einem begehrten Referenten auf zahlreichen Konferenzen. In seinen vielen Führungen durch die königlichen Anlagen in Potsdam, Babelsberg, Glienicke, Charlottenburg, Sacrow und anderenorts gelang es ihm, die Wege in den Gärten zum Sprechen zu bringen und für sein Publikum zu erschließen. Großen Zuspruch fand im Sommer dieses Jahres die von ihm organisierte und inspirierte Ausstellung im Schloss Glienicke „Preußisch Grün“, in der bedeutende Schlossgärtner und ihr Werk gewürdigt wurde. Seinen „Unruhestand“ vor Augen, freut sich Michael Seiler darauf, ein paar halbfertige Buchmanuskripte etwa über die Gestaltung von Wegen in historischen Gärten, über die Pfaueninsel oder die Anpflanzung von Maulbeerbäumen zur Gewinnung von Seidenfäden abzuschließen. Die Schlösserstiftung verabschiedet ihren Gartendirektor mit einem lachenden und einem weinenden Auge, und sie weiß, dass sie auch künftig auf seinen Rat und seine Hilfe rechnen können.

Anlässlich des 65. Geburtstags von Michael Seiler erschien im Koehler & Amelang Verlag Leipzig der reich bebilderte Band "Wege zum Garten", in dem namhafte Landschaftsarchitekten, Kunsthistoriker, Botaniker, Juristen und Sozialwissenschaftler verschiedene Aspekte der Gartenkunst behandeln. Die Hommage an den jung gebliebenen Pensionär ist für 39,90 EUR im Buchhandel erhältlich. Das Buch hat 195 Seiten und kostet 39,90 Euro.

Helmut Caspar

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