Hotel mit Adelsflair statt Arena von Verona - Steinhöfel blieb die Umwandlung in ein Reiterparadies mit angeschlossener Spielbank erspart



Das malerisch gelegene Schloss Steinhöfel hat als Hotel in einem
jetzt rekultivierten Landschaftspark neue Aufgabe übernommen. (Foto: Caspar)

In den frühen 1990er Jahren wollte eine Berliner Unternehmerin das im 18. Jahrhundert erbaute und Mitte des 19. Jahrhunderts erweiterte Landschloss der Adelsfamilie von Massow samt anliegendem Landschaftspark in Steinhöfel (Oder-Spree) in ein Reiterparadies mit angeschlossener Spielbank umgestalten. Von Europameisterschaften war die Rede, und auch von einer Halle für 20 000 Zuschauer, die sich auch zu einer Art „Arena von Verona“ verwandeln lässt, das heißt in den Standort eines der berühmtesten Musikfestspiele der Welt. Aus dem ehrgeizigen Plan wurde nichts. Die Standorte für drei Spielbanken im Land Brandenburg standen schon fest, und eine Genehmigung für eine vierte hatte kaum Aussicht auf Erfolg. Ausserdem waren die Dimensionen des geplanten Reiterparadieses geradezu gigantisch und für das idyllische Dorf im Osten Brandenburgs völlig überzogen. Schließlich und vor allem stimmte das Finanzierungskonzept, das die Pferdeliebhaberin vorlegte, vorne und hinten nicht. Sie hatte zwar tolle Pläne, aber es fehlten ihr die Millionen, um sich an ihrer Realisierung zu beteiligen.

Zum Glück blieben dem Dorf Steinhöfel sowie seinem unter Denkmalschutz stehenden, ziemlich maroden Schloss aufwändige Umbauten erspart. Und auch der weitläufige Landschaftspark mit uraltem Baumbestand, einem kleinen See und Bächen sowie sieben Brücken konnte nach Einsprüchen der Denkmalbehörde vor Verschandelung bewahrt werden. So verschwanden die hochtrabenden Pläne in der Schublade.

Die Brandenburgische Schlösser GmbH nahm sich des Falles an, kaufte 1997 das zur Halbruine verkommene Schloss derer von Massow und betrieb seine Sanierung, die im November 2002 abgeschlossen wurde. Seither ist der Adelssitz ein renommiertes Hotel, dessen besonderer Reiz seine idyllische Lage im Park ausmacht. Geleitet von Evelyn und Frank John, wirbt das Schlosshotel mit exzellenter, ruhiger Lage, edlen Ambiente und „Landschaft pur“. Das seien beste Voraussetzungen für individuelle Erholung sowie für Tagungen, aber auch für Hochzeits- und andere Familienfeiern. In der Kirche nebenan könne getraut und getauft werden, alles liege dicht beieinander. Für Steinhöfel und Umgebung sei dieser Neuanfang ein Lichtblick, und es seien auch neue Arbeitsplätze geschaffen worden, bei Zuschüssen und Fördermaßnahmen dieser Art immer ein wichtiges Argument.

Als die Sanierung des Herrenhauses mit zinnenbewehrten Ecktürmen in Angriff genommen wurde, sah es innen und aussen erbärmlich aus. Die Nachkriegszeit hatte es als Bürgermeisterei, Kindergarten, Schule und Wohnhaus einigermaßen überstanden. Die damals vorgenommenen Um- und Einbauten, die Leitungen und Durchbrüche verschwanden wieder beim Rückbau, ausserdem bekam die Aussenfassade einen frischen Anstrich, so dass der Eindruck, den das heutige Schlosshotel im 19. Jahrhundert machte, wiederhergestellt ist. Bauliche Fehler, die vor über 200 Jahren unterlaufen waren, machten bei der Generalsanierung zusätzliche Gründungsarbeiten und teure Unterfangungen des Bauwerks mit viel Beton nötig, aber auch Schachtarbeiten im Keller und die Abwehr von Grundwasser, erklärt der mit dem Umbau befasste Architekt Jürgen Göttsch.

Die mit dem Denkmalamt abgestimmte Generalsanierung schloss auch ein kleines, tempelartiges Bibliotheksgebäude ein, von dem Kunsthistoriker sagen, es sei das einzige in der Mark Brandenburg wirklich im Original erhaltene Werk des seinerzeit renommierten Architekten David Gilly des Älteren. Bislang habe man das ganze Schloss Steinhöfel diesem auch für das preußische Königshaus tätigen Künstler zugeschrieben, von Überformungen Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts abgesehen, erklärt Schlösser-GmbH-Chef Wolfgang Illert. Doch hätten bauarchäologische Untersuchungen ergeben, dass nur die beiden Seitenflügel von ihm stammen, und diese seien nicht sehr solide ausgeführt worden. In der Entstehungszeit der Anbauten zwischen 1790 und 1795 habe der damalige Bauherr, Hofmarschall Valentin von Massow, sparen müssen, man befand sich ja in kriegerischem Zustand mit dem revolutionären Frankreich. Für Illert ist es ein „kleines Wunder“, was dank des guten Zusammenspiels von Denkmalpflegern, Bauleuten und Landschaftsgärtnern aus dem Schloss und Park geworden ist. Der Fall sollte Schule machen, denn ähnlich qualitätvolle Herrenhäuser und Schlossgärten, die heute vor sich hindämmern, warten noch auf Erlösung aus dem Dornröschenschlaf, und so weit es in der Macht der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Land Brandenburg getragenen GmbH steht, werde sie dabei helfen. Anfang August 2004 wurde mit einer kleinen Feierstunde im Beisein des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck der Abschluss der Bau- und Restaurierungsarbeiten im Park begangen. Eine neue Gedenktafel am Schloss schildert die Geschichte von Steinhöfel und würdigt die großzügige Unterstützung, die die Deutsche Bundesstiftung Umwelt für die Wiederherstellung des Landschaftsgartens geleistet hat.

Helmut Caspar

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