Die Jagd nach dem verlorenen Schatz -
Preußische Schlösserstiftung sucht nach ihren Gemälden und bereitet Kataloge über verschollene Möbel und Porzellane vor

Als die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im vergangenen Jahr ihren Katalog verloren gegangener oder geraubter Gemälde vorstellte, war sie optimistisch, mit seiner Hilfe das eine oder andere Bild recht schnell zurückzubekommen. Die Bilanz sieht bisher ernüchternd aus, denn nicht eines von den 3000 im Nachschlagewerk verzeichneten Werke konnte in den Bestand eingegliedert werden, sagt Gerd Bartoschek, Kustos für Gemälde und Bearbeiter des Verlustkataloges. Der Kunsthistoriker fügt aber gleich hinzu, dass er ein paar Gemälden auf der Spur sei. Angesicht des derzeitigen Kenntnis- beziehungsweise Verhandlungsstandes wolle er aber nicht mehr verraten.

Während die russische Regierung keine Anstalten macht, die in Sankt Petersburg und Moskau befindlichen Gemälde aus den ehemaligen preußischen Königsschlössern zurückzugeben und auch das aus der Bildergalerie von Sanssouci stammende Bild von Peter Paul Rubens „Tarquinius und Lucretia“ weiter einbehält (Katalog-Nummer GK I 6313), richtet die Stiftung ihre Hoffnungen auf das neue EU-Mitglied Litauen. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg kamen verschiedene Bilder als deutsches Beutegut nach Litauen, das bis zur Auflösung des Sowjetreiches zur UdSSR gehörte, seit 1990 souverän ist und sich vielleicht eher von der Kunstbeute trennt als die Russische Föderation. Wegen des Gemäldes „Die drei Marien am Grabe Christi“ von Antonio Campi beispielsweise, das aus dem Berliner Schloss stammt und im Katalog unter Nummer GK I 2039 vermerkt ist, sei die Schlösserstiftung beim Nationalen Kunstmuseum in der litauischen Hauptstadt Vilnius vorstellig geworden.

Die Schlösserstiftung fahndet nicht nur nach verlorenen Gemälden, sondern sucht auch zahlreiche andere Kunstwerke und Möbel, die in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit verloren gegangen sind. Aktuell wird ein Verlustkatalog für Pastelle und Miniaturen erarbeitet. Parallel werden Daten über Möbel, Porzellane und Silbersachen zusammengetragen, die die Residenzen der Hohenzollern geschmückt haben. Wie der Verlustkatalog für die Gemälde, so sind auch die Nachschlagewerke für andere Bestände wichtig, um die ursprünglichen Ausstattungen zu rekonstruieren, aber auch die Fahndung nach fraglichen Objekten auf dem nationalen und internationalen Kunstmarkt zu intensivieren. In der Vergangenheit konnten verschiedene Stücke aufgrund der Recherchen von Mitarbeitern der Schlösserstiftung entdeckt und an ihren Ursprungsort zurückgeführt werden. Das erwartet Bartoschek auch von dem Gemäldekatalog, weiß aber auch dass man einen langen Atem haben muss. „Generell müssen wir uns in Geduld üben und richten uns auf lange Verhandlungen ein. Das sind wir ja gewöhnt“.

Helmut Caspar

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