Reichsbankschatz zum Zweiten -
Versteigerung historischer Wertpapiere Mitte Januar in Berlin

Die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in Frankfurt am Main wurde vom Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen (BARoV) mit der Versteigerung historischer Wertpapiere beauftragt, die sich bis 1990 im Besitz der DDR-Staatsbank befanden. Der erste Abschnitt einer mehrteiligen Auktionsserie fand Ende Juni 2003 in Berlin statt. Am 22. Januar 2005 kommen weitere Bestände unter den Hammer, und zwar ab 10 Uhr im Bundesgesundheitsministerium, Wilhelmstraße 49 in Berlin-Mitte. Wie der für die Versteigerung des sogenannten Reichsbankschatzes zuständige Mitarbeiter des Frankfurter Auktionshauses, Christian Stoess, erklärt, hätten sich 2003 etwa 400 Interessenten zu der Versteigerung eingefunden. Ein ähnlich großes Echo unter Münz-, Geldschein- und Wertpapierhändlern sowie Sammlern erwartet er auch bei dem bevorstehenden Termin.

Aufgerufen werden im Januar historische Aktien und Wertpapiere aus der Zeit von 1856 bis 1945. Die Stückzahl der jeweiligen Angebote beträgt zwischen 200 und 1000 Exemplare pro Sorte. Unter den etwa 2500 Emissionen von rund 1100 Aktiengesellschaften und anderen Emittenten befinden sich laut Stoess manche Raritäten, bei denen schon mal vierstellige Eurobeträge für ein Einzelstück erzielt wurden. Es gebe auch zahlreiche Stücke, die bisher ganz unbekannt und in einschlägigen Handbüchern und Katalogen nicht aufgeführt sind. Bei der Auktion von 2003 seien viele preiswerte Angebote in hohen Stückzahlen unter den Hammer gekommen, um erst einmal einen Markt für historische Wertpapiere zu bilden. Das Konzept sei erfolgreich gewesen, denn heute gebe es bereits eine ansehnliche Zahl von Händlern und Sammlern, aber auch manche Museen, Münzkabinette und Archive, die sich für diese Hinterlassenschaften des 1945 untergegangenen Deutschen Reiches interessieren und ihre Sammlungen auffüllen.

Die Firma Peus, die bereits in den vergangenen Jahren im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau in einer Serie von Auktionen Gedenk- und Kursmünzen der DDR versteigert und dazu ein Buch herausgegeben hat, in dem die Geschichte dieser Prägungen geschildert wird, veröffentlicht für die Januarauktion 2005 einen Katalog mit Beschreibungen der Wertpapiere sowie Angaben über die Firmen, die diese grafisch häufig sehr ansprechend gestalteten Dokumente vor langer Zeit ausgegeben haben. Ausführlich wird das Schicksal der Wertpapiere dargestellt, die nach 1945 von der Tresorverwaltung der DDR beziehungsweise der Staatsbank der DDR gesichtet und gesichert wurden. Indem die Papiere für „kraftlos“ erklärt wurden, war es ihren früheren Eigentümern oder deren Nachkommen nicht möglich, Ansprüche auf die Aktien, Anleihen, Schuldverschreibungen, Kuxe und Pfandbriefe zu erheben. Zum Glück wurden die Wertpapiere nicht vernichtet, sondern nur in einem streng gesicherten Banktresor eingelagert.

Nach der Wiedervereinigung (1990) wurde für den aus einem Berg von bedrucktem Papier bestehenden Reichsbankschatz ein Verwertungskonzept erarbeitet, das zu einer ersten öffentlichen Versteigerung 2003 führte. In den nächsten Jahren kommen nach Angaben von Christian Stoess weitere Wertpapiere aus der Zeit vor 1945 zum Aufruf. Der Erlös der Auktion von insgesamt 26 Millionen Wertpapieren soll in den Entschädigungsfonds für Opfer des DDR-Regimes fließen. Das gesamte Angebot kann nicht nur im Versteigerungskatalog (Preis: 20 Euro) eingesehen, sondern ab Mitte Dezember 2004 auch im Internet unter www.reichsbankschatz.de abgerufen und betrachtet werden.

Helmut Caspar

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