Silberschätze im Kloster - Brandenburgische Denare und preußische Halbtaler in Chorin entdeckt



Das Kloster Chorin stünde heute sicher nicht mehr, hätten nicht weitsichtige Architekten im 19. Jahrhundert den Verfall aufgehalten und sich für die Restaurierung eingesetzt. (Foto: Caspar)

Bei Bauarbeiten wurde im vergangenen Jahr im Ostflügel des mittelalterlichen Zisterzienserklosters Chorin (Landkreis Barnim) ein aus rund 50 brandenburgischen Denaren bestehender Silberschatz gefunden. Die aus dem 14. Jahrhundert stammenden Münzen mit Darstellungen askanischer Markgrafen werden derzeit in der Werkstatt des Archäologischen Landesmuseums in Wünsdorf restauriert, um dann näher bestimmt und historisch eingeordnet zu werden. Die Entdeckung der kleinen Barschaft ist nicht die erste in Chorin, denn schon 2002 wurden ebenfalls bei Ausgrabungen unweit der eindrucksvollen Westfassade 24 halbe Reichstalerstücke des preußischen Königs Friedrich II. gefunden, der von 1740 bis 1786 regierte. Die Münzen mit dem Brustbild bzw. dem Kopf Friedrichs des Großen wurden zwischen 1750 und 1767 in Berlin, Magdeburg und Breslau nach den Regeln des 1750 eingeführten Graumannschen Münzfußes geprägt. Der Gesamtwert des Münzschatzes entsprach Mitte des 18. Jahrhunderts dem Monatssold eines Leutnants der preußischen Infanterie oder etwa der Belohnung, die Bauern für Hinweis zur Ergreifung eines Deserteurs erhielten. Da ein Schaf einen Taler kostete, hätte man für die 24 Halbtaler auch zwölf Schafe bekommen können. Der Halbtalerfund ist im Jahrbuch „Archäologie in Berlin und Brandenburg 2002“ (Konrad Theiss Verlag Stuttgart, 2003, S. 133 ff.) beschrieben. Er gelangte durch einen Unbekannten in die Erde, als das im Zusammenhang mit der Reformation im Jahre 1539 aufgehobene Kloster als landwirtschaftlicher Betrieb und als Steinbruch genutzt wurde. Erst im frühen 19. Jahrhundert wurden nach Hinweisen und Mahnungen von Preußens oberstem Baumeister Karl Friedrich Schinkel die historischen und künstlerischen Reize der Anlage wiederentdeckt, worauf Restaurierungsmaßnahmen begannen. Als Ort des Choriner Musiksommers zieht das in imposanten Resten erhalten gebliebene Kloster Gäste aus allen Himmelsrichtungen an. Die bis 31. Oktober 2005 laufende Ausstellung des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und des Archäologischen Landesmuseums im Kloster Chorin „Zeitschichten – Denkmalpflege in Brandenburg“ schildert historische und aktuelle Methoden und Verfahren der Bauforschung, Archäologie und Restaurierung und geht speziell auf die Wiederentdeckung und denkmalpflegerische Betreuung der berühmten Klosterruine durch den Architekten und ersten preußischen Staatskonservator und Schinkel-Schüler Ferdinand von Quast (1807-1877) ein. Weitere Informationen zur Klostergeschichte und zur heutigen Nutzung der Anlage im Internet unter www.infothek.barnim.de.

Helmut Caspar

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