Heldensaga aus grauer Vorzeit –
Berliner Münzkabinett im Pergamonmuseum präsent


In nur neun Exemplaren überliefert und in der Schatzkammer
im Berliner Pergamonmuseum ausgestellt: das berühmte
Zehndrachmenstück (Dekadrachmon) aus Syrakus,
genannt Demareteion, mit dem Kopf der Nymphe Arethusa,
geprägt um 486 vor Christus. Foto: Münzkabinett Berlin

Der auf der Berliner Museumsinsel ausgestellte Pergamonaltar galt in der Antike als Weltwunder und wurde kultisch verehrt. Lange als Steinbruch missbraucht und dadurch systematisch zerstört, wurde die in Marmor gefasste Heldensaga aus grauer Vorzeit mit dem berühmten Kampf der Götter und Giganten Ende des 19. Jahrhunderts von dem deutschen Ausgräber Carl Humann und anderen Archäologen ans Tageslicht gebracht. Mit Erlaubnis der für Kleinasien zuständigen und mit dem deutschen Kaiserreich befreundeten türkischen Regierung fanden die Skulpturen auf der Berliner Museumsinsel im Pergamonmuseum eine angemessene Bleibe. Die Friese und Figuren waren 1945 Kriegsbeute der Roten Armee, wurden in den fünfziger Jahren aus der damaligen Sowjetunion zurückgeführt und erneut im Pergamonmuseum aufgestellt. Seit mehreren Jahren werden die bruchstückhaft erhaltenen Reliefs gereinigt und restauriert, eine aufwändige Arbeit, die jetzt langsam beendet wird.

Der Pergamonaltar erscheint auf einer unter dem römischen Kaiser Septimius Severus (reg. 193-211 n. Chr.) geprägten Bronzemünze. Sie bildet die große Freitreppe, den Brandopferaltar, zwei Buckelstiere, einen großen Baldachin sowie Figuren auf der Attika ab. Das für die Rekonstruktion des Bauwerks wichtige Geldstück ist die einzige antike Darstellung des Pergamonaltars. Zwei Exemplare besitzt das Berliner Münzkabinett, ein weiteres liegt in London. Das Bronzestück wird mit dem Abschluss von Wiederherstellungsarbeiten unter Septimius Severus in Verbindung gebracht. Der Baldachin mag von ihm hinzugefügt worden sein. Beschreibungen im antiken Schrifttum sind ebenso selten wie Münzen mit Abbildungen. Im Kapitel über die „Miraculi mundi“ (Weltwunder) in einem Buch des römischen Schriftstellers Lucius Ampelius aus dem späten zweiten nachchristlichen Jahrhundert findet man die Bemerkung: „In Pergamon steht ein großer marmorner Altar, 40 Fuß hoch, mit gewaltigen Skulpturen; er enthält einen Gigantenkampf“.

Da das Bodemuseum, Heimstatt des Berliner Münzkabinetts, seit 1998 einer Generalsanierung unterzogen wird, die 2004/5 abgeschlossen werden soll, ist es zur Zeit im Pergamonmuseum durch eine repräsentative Auswahl griechischer, römischer, byzantinischer und keltischer Münzen präsent. Die Auswahl erlaubt es Besuchern, Vergleiche zwischen der geprägten Kleinkunst auf der einen Seite sowie den Marmorfiguren von Göttern, Herrschern und Helden und von Szenen aus dem Alltag auf der anderen Seite zu ziehen.

Unter dem Titel „Vom Elektronstater zum Solidus“ werden in der Schatzkammer des Pergamonmuseums rund tausend Jahre antiker Münzprägung dokumentiert. Die 1784 ausgestellten Antiken sind nur gut ein Prozent des Sammlungsbestandes. Was man schon immer im Original sehen wollte, ist hinter Panzerglas aufgereiht - die tropfenförmigen Elektronmünzen aus Lydien, mit denen im siebenten vorchristlichen Jahrhundert die Münzprägung begann, über die Athener „Eulen“ in verschiedenen Varianten bis zu den schönen Silbermünzen aus Syrakus mit dem Kopf der Quellennymphe Arethusa. Dazu kommen Prägungen aus Makedonien, Thrakien, Sizilien und anderen Ländern des hellenischen Raums, aber auch Beispiele für das bronzene Schwergeld der Römer, die Gepräge der römischen Republik und der Cäsaren und schließlich die Solidi oströmischer Kaiser. Den Abschluss bilden eine Auswahl römischer Medaillons sowie keltischer Gepräge. Die Schatzkammer-Ausstellung erinnert daran, dass in der brandenburg-preußischen Hauptstadt Berlin schon vor 300 Jahren antike Münzen gesammelt wurden. Seinen großen Aufschwung erlebte das königliche Münzkabinett im 19. Jahrhundert Dank großzügig gewährter staatlicher Mittel und Hilfen aus der Privatschatulle der Hohenzollern. Damals wurden bedeutende Privatsammlungen gekauft wurden, als diese Münzen noch zu erschwinglichen Preisen zu haben waren. Da heute Ankaufmittel gegen Null gefahren sind, können die Mitarbeiter des Berliner Münzkabinetts vol solchen Zuwächsen nur noch träumen.

Öffnungszeiten des Pergamonmuseums Bodestraße 1-3, Eingang Kupfergraben, 10178 Berlin: Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr, am Donnerstag bis 20 Uhr.

Helmut Caspar

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