Glossar zur Münzverwaltung und Münztechnik wertet deutschsprachige Quellen vom 14. bis 17. Jahrhundert aus

Der Wiener Numismatiker Hubert Emmerig legt letzte Hand an ein „Glossar zu Münzverwaltung und Münztechnik in Spätmittelalter und früher Neuzeit“ an. Absicht der Publikation ist es, Numismatikern und Historikern, die schriftliche Quellen zur Numismatik des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit verwenden, Vergleichsmaterial und ein Hilfsmittel für das Verständnis der in diesem Bereich gebrauchten Begriffe zur Verfügung zu stellen. Zur Zielgruppe gehören Münzforscher und Technikhistoriker, die den regionalen Quellenbestand der sie interessierenden Münzstätte auswerten, aber nicht in jedem Fall wissen, was unter den Spezialbegriffen konkret zu verstehen ist. Angesprochen werden aber auch ganz allgemein Historiker, denen Verständnis und Verwendung schriftlicher Quellen zu numismatischen Fragestellungen erleichtert werden sollen.

Das Wörterbuch geht zurück auf zwei Lehrveranstaltungen, die Emmerig in Wien und München zwischen 1999 und 2001 gehalten hat. Er hat, wie er unlängst auf einer Tagung zu münztechnischen Fragen im Museum „Alte Münze“ zu Stolberg im Harz erläuterte, 15 Quellen vom frühen 14. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts ausgewertet, die fast durchwegs aus Bayern bzw. den habsburgischen Ländern, also Österreich, Böhmen, Ungarn und Vorderösterreich, stammen. Herangezogen wurden juristische Texte des 15. Jahrhunderts aus Regensburg und Wien, die den Münzbetrieb regeln sowie technische, rechtliche und finanziellen Aspekte beleuchten. Ferner wurden verschiedene Quellen gesichtet, die den Aufbau und das Inventar von Münzstätten beschreiben und auch Hinweise auf die personelle Ausstattung solcher Prägeanstalten enthalten.

Das alphabetisch aufgebaute Glossar verzeichnet etwa 2300 Begriffe in der originalen Schreibung. Diese Fachbezeichnungen werden in ihrer hochdeutschen Bezeichnung erläutert, außerdem wird auf weitere Formen verwiesen. Es erfolgt ein Nachweis in Wörterbüchern wie dem „Frühneuhochdeutschen Wörterbuch“ (1986 ff.) oder dem „Deutschen Wörterbuch“ der Brüder Grimm, so weit das möglich ist, ergänzt durch charakteristische Kontextzitate. Die Begriffe werden durch Erklärung, Umschreibung oder Synonyme charakterisiert. Dass es hier Fragen gibt, erläuterte Emmerig in Stolberg an Begriffen für Amboss, Hammer oder Stock (Münzstempel), für die in den Quellen Dutzende Spezialformen vermerkt sind. Die reichhaltige Begrifflichkeit verdeutlicht, dass es für einzelne Arbeitsgänge mehr unterschiedlich geartete Werkzeuge gab, als man bisher meint. „Ein Hammer war nicht bloß ein Hammer, vielmehr gab es für jede einzelne Verrichtung besonders geformte Werkzeuge, deren Form oft nur vom Namen hergeleitet werden kann. Die Quellen freilich nennen diese Werkzeuge nur, sagen aber über die spezielle Verwendung nichts aus. So stehen wir bei unseren Forschungen erst am Anfang, und es wird weiterer Studien bedürfen, um sich auch sprachlich der Geschichte der Münztechnik zu nähern. Das Glossar will dafür den Boden bereiten“, erläuterte Hubert Emmerig.

Das Wörterbuch ist eine Novität im numismatischen Schrifttum. Es soll in der ersten Jahreshälfte 2006 in Buchform bei der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft erscheinen. Von ihm verspricht sich der Autor eine Belebung der münztechnischen Forschung und Publizistik.

Helmut Caspar

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