Rückkehr ins Dresdner Schloss -
Grünes Gewölbe kehrt an seinen Ursprungsort zurück.
Das Münzkabinett ist schon dort.


Das Münzkabinett ist in das Dresdener Schloss zurückgekehrt,
das Grüne Gewölbe folgt demnächst. (Foto: Caspar)

Das Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die berühmte Juwelen- und Preziosensammlung der sächsischen Kurfürsten und Könige, hat Anfang 2004 seinen Standort im Albertinum auf der Brühlschen Terrasse in der sächsischen Landeshauptstadt verlassen und zieht in seinen Stammplatz, das wieder aufgebaute Residenzschloss einige hundert Meter weiter entfernt. Anfang September 2004 wird die aus Brillantschmuck, Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie solchen aus Bernstein, Elfenbein, Kristall, Korallen und anderen Materialien bestehende Kollektion dort in restaurierten Räumen neu gezeigt. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte das Grüne Gewölbe im Residenzschloss gesonderte und besonders gesicherte Räume, deren Wände man grün gestrichen hatte. Da die Säle besondere Feuerschutzeinrichtungen hatten, wurden sie bei der Zerstörung Dresdens im Februar 1945 weniger vom Feuersturm betroffen als die übrige Innenstadt.

Ins Dresdner Schloss, bis 1918 Wohnsitz des sächsischen Königshauses, ist bereits das Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen übergesiedelt. Bisher war die aus rund 3000 000 Münzen, Medaillen, Marken, Geldscheinen und Orden und Stempeln bestehende Sammlung im ehemaligen Kunstgewerbemuseum in der Güntzstraße etwas am Rande der Innenstadt untergebracht. Das im 16. Jahrhundert von Herzog Georg dem Bärtigen und Kurfürst August angelegte und von weiteren Herrschern aus dem Hause Wettin systematisch ausgebaute Kabinett ist eine der bedeutendsten Sammlungen dieser Art in Deutschland. Der neue Standort befindet sich im dritten und vierten Obergeschoß des Georgenbaues des Schlosses mit Blick auf die Elbe und rückseitig auf die Frauenkirche, deren Wiederaufbau bald beendet wird. Die bisher in der Güntzstraße benutzten Holzschränke wurden in den großzügig dimensionierten Räumen durch 80 rot angestrichene Metalltresorschränke mit Metalltabletts sowie fünf Dokumentenschränke aus Metall ersetzt. „Das macht die Aufbewahrung der Sammlung nicht nur sicherer, denn die Tresore halten ein längeres Feuer aus, das hoffentlich nie ausbricht. Auch die konservatorischen Bedingungen für die einzelnen Bestände sind weitaus besser, denn ihre Aufbewahrung in Holzschränken kann, wie man jetzt weiß, bei Stücken aus unedlem Metall durchaus zu Schäden führen“, erläutert der amtierende Kabinettsdirektor Dr. Rainer Grund.

Die in den neuen Räumen recht großzügig unterbrachte Bibliothek des Münzkabinetts mit etwa 28 000 Bänden verfügt über mehr Arbeitsplätze sowie Computer und moderne Kopiertechnik. Berufs- und Laiennumismatiker können unkompliziert den Handapparat benutzen oder Literatur bestellen, die schnell aus dem Magazin nebenan geholt wird. Noch weist die berühmte Schriftensammlung des Dresdener Münzkabinetts große Lücken auf. Die Bücher und Zeitschriften waren nach dem Zweiten Weltkrieg als „Beutegut“ von der Roten Armee beschlagnahmt und nach Moskau geschafft worden, wo sie trotz wiederholter vieler Rückholanträge weiter einbehalten werden. Hingegen wurden die Münzen, Medaillen und anderen numismatischen Objekte sowie die Dresdener Gemälde, das Grüne Gewölbe, die Rüstkammer, Skulpturensammlung und andere Bestände 1958 von der damaligen Sowjetunion nach Dresden zurückgegeben. Übrigens geht es dem Berliner Münzkabinett ähnlich. Es vermisst nach wie vor seine ursprüngliche Bibliothek, die nach 1945 nach Leningrad, jetzt wieder Sankt Petersburg, gebracht wurde. Beide Sammlungen haben ihre Bibliotheken neu aufgebaut, doch die Lücken sind gerade bei den für die Forschung so wichtigen älteren Fachzeitschriften schmerzlich, beklagt Grund.

Ab 2005 soll in der zweiten Etage des Georgenbaues die neue ständige Ausstellung von Münzen, Medaillen und anderen Museumsstücken eingerichtet werden. Deren Palette reicht von den antiken über die mittelalterlichen bis zu deutschen und ausländischen Geprägen der Neuzeit und Gegenwart. Schwerpunkt sind sächsische Münzen und Medaillen, von denen das Kabinett, wie sollte es auch anders sein, besonders reich gesegnet ist. Da hier nach Vollständigkeit und allen erreichbaren Varianten gesammelt wird, gibt es im Sachsen-Bestand noch einige Lücken. Die neue Dauerausstellung löst dann auch die bisherige Präsentation des Münzkabinetts im Albertinum an der Brühlschen Terrasse ab, in der auch eine Auswahl von Münzfunden gezeigt wird, die im Kabinett bearbeitet und aufbewahrt werden. Bis es so weit ist, lädt die Sammlung zu einer Ausstellung über den in München tätigen Künstlerkreis der Medailleure und seine in den letzten 15 Jahren geschaffenen Werke ein.

Über das Dresdener Münzkabinett und seine Geschichte sowie über aktuelle Aufgaben und einige wichtige Neuerwerbungen berichtet ausführlich eine neue Ausgabe der Zweimonatsschrift „Dresdener Kunstblätter“ (Heft 4/2003). Die neue Adresse lautet Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Münzkabinett, Schloss, Schlossstraße 25, 01067 Dresden, Tel. 0351/4914231, Fax 0351/4914233, e-mail mk@sk-dresden.de, Internet www.staatl-kunstsammlungen-dresden.de.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"