Wandel durch Handel
Neue Zehn-Euro-Münze feiert 2006 das 650jährige Bestehen der Städtehanse



Dem Entwurf von Erich Ott für die neue Silbermünze zu 10 Euro „650 Jahre Städtehanse“ wurde der erste Preis zuerkannt; rechts die Kombination einer Kogge mit Städtenamen durch Frantisek Chochola. (Foto: BMF)

Freunde von Schiffsmotiven auf Münzen und Medaillen und insbesondere Sammler von numismatischen Zeugnissen zum Thema Hanse dürfen sich auf ein silbernes Zehn-Euro-Stück freuen, das jetzt für das kommende Jahr 2006 angekündigt wurde. Aus einer Reihe von Entwürfen hat die Jury das Modell des Münchner Münzdesigners Erich Ott mit dem ersten Preis bedacht. Dargestellt ist auf der Vorderseite eine mittelalterliche Kogge, wie sie von Mitgliedern der Städtehanse bei Fahrten über die Meere benutzt wurde. Das Preisgericht befand, Otts Entwurf überzeuge durch seine klare und leicht fassliche Umsetzung des Themas. Durch zusätzliche gestalterische Elemente wie Mensch, Architektur und Wasser werde das Motiv der Kogge erweitert. Das entspreche der Dynamik und Vitalität der Hanse und spiegle „die heutige Entwicklung Europas aus der Vergangenheit“. Auch andere Gestalter haben die Kogge zum Logo der neuen Gedenkmünze gemacht. So kombiniert der Hamburger Münzgestalter Frantisek Chochola, der den zweiten Preis erhielt, das dickbauchige Schiff mit den stolz geblähten Segeln mit den Namen bedeutender Hansestädte, von denen man nicht immer weiß, dass sie zu dem Verbund gehört haben. So sind auf dem Münzentwurf neben den bekannten Hansestädten auch Berlin, Braunschweig, Danzig, Deventer, Dorpat und Dortmund, Erfurt, Groningen, Köln, Königsberg und Krakau, Soest, Stettin und Stockholm erwähnt, um die Bandbreite der Mitgliedschaften zu nennen.

Die Silbermünze wird in einer hohen Auflage geprägt und erhält die Randschrift „Wandel durch Handel – Von der Hanse nach Europa“. Sie erinnert an einen bedeutenden Städte- und Verteidigungsbund mit ständig wechselndem Mitgliederbestand in allen nordeuropäischen Ländern. Gegründet wurde die Hanse im 13. Jahrhundert von norddeutschen Städten zur Wahrung gemeinsamer Hanselsinteressen, der Errichtung von Handelsmonopolen und zur gegenseitigen Unterstützung in fernen Ländern. Mit der Zeit entwickelte sich die Hanse, die im 14. und 15. Jahrhundert ihre Blütezeit mit etwa einhundert Städten als Mitglieder erlebte, zu einem bedeutenden politischen und wirtschaftlichen Machtfaktor im Ostseeraum. Kenntlich sind Reichtum und politische Bedeutung einiger Hansestädte an den großartigen Kirchen, Rathäusern, Bürgerbauten, Stadttoren und anderen Zeugnissen der Backsteingotik.

Ab dem 16. Jahrhundert erlebte das Bündnis, in dem die stolze Reichs- und Hansestadt Lübeck eine dominierende Stellung inne hatte, seinen Niedergang angesichts des Übergewichts aufstrebender Seehandelsnationen wie England, die Niederlande, Dänemark und Schweden. Dieser Abstieg ging einher mit dem Verlust wichtiger Einflussgebiete und Stützpunkte. So gerieten im 17. Jahrhundert die ehemals reichen und mächtigen Hansestädte Wismar und Stralsund unter schwedische Kontrolle, wodurch ihre Einflussmöglichkeiten stark beschnitten wurden. Außerdem zwangen verschiedene deutsche Fürsten weitere Hansestädte zum Austritt aus dem Verbund. Der letzte Hansetag fand 1669 mit nur noch sechs beteiligten Städten statt. Hanseatischer Geist allerdings ließ sich nicht unterdrücken und ist heute noch in Hansestädten wie Bremen, Hamburg, Lübeck, Rostock, Wismar und Stralsund präsent.

Helmut Caspar

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