Preußenadler und mecklenburgischer Stier
Hochzeitsmedaillen würdigen dynastische Verbindungen zwischen Berlin, Schwerin und Strelitz


Medaille auf die Hochzeit des Kronprinzen Wilhelm mit Cecilie von Mecklenburg-Schwerin (1905, von O. Schulz). Foto: Münzkabinett Schwerin

„Hochzeit machen, das ist wunderschön“, heißt es in einem alten Schlager, doch wenn es in fürstlichen Familien ans Heiraten ging, waren da auch andere Dinge angesagt, denn es spielten dynastische und machtpolitische Interessen bei der Wahl der Hochzeitskandidatinnen und -kandidaten eine Rolle. Wenn die Preußische Schlösserstiftung in einer derzeit laufenden Ausstellung im Potsdamer Marmorpalais am Heiligen See an die aus Schwerin stammende letzte deutsche Kronprinzessin Cecilie aus dem Hause Mecklenburg-Schwerin erinnert, dann ist dieses Thema naturgemäß von nicht unerheblicher Bedeutung. Die Vermählung der Tochter des Großherzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin mit Kronprinzen Wilhelm von Preußen, dem ältesten Sohn Kaiser Wilhelms II., war wohl eine Liebesheirat, und die erst 17jährige Cecilie konnte vor einhundert Jahren, als am 4. September im Schloss ihres Vaters in Gelbensande Verlobung und am 6. Juni 1905 bei prächtigstem Kaiserwetter in Berlin eine prunkvolle Hochzeit gefeiert wurde, nicht wissen, dass sich ihr Gemahl zu einem ziemlichen Fiesling, politischen Hazadeur und zu allem Unglück auch noch Schürzenjäger entwickeln würde.

Die Verlobungs- und Hochzeitsmedaillen, die aus alter Tradition aus diesem Grunde geprägt wurden und jetzt im Marmorpalais zu sehen sind, lassen von alledem nichts erkennen. Sie signalisieren herzliche Eintracht zwischen den Brautleuten und den nun durch fürstliche Ehebande verbundenen Nachbarländern. Unter der Krone sind auf einer dieser an Teilnehmer der Festlichkeiten verteilten Medaille der preußische Adler und der mecklenburgische Stier friedlich vereint. Die Stücke stammen aus dem Schweriner Münzkabinett, weitere gehören der Preußischen Schlösserstiftung. Sie verdeutlichen die hohe Wertschätzung, die man in fürstlichen Häusern solchen ehernen Dokumenten beimaß.

Standeshochzeiten zwischen dem protestantischen Brandenburg-Preußen und dem ebenfalls protestantischen Mecklenburg sind keine Seltenheit. Neben ihrer Aufgabe, die Dynastie zu erhalten, indem ein Thronfolger und viele weitere Kinder gezeugt werden, wurden mit ihnen auch Schutz- und Trutzbündnisse erneuert, aber auch Anwartschaften auf das durch die Hochzeit quasi in die Familie geholte Land der Braut oder des Bräutigams festgelegt. Die durch mehrere Heiraten zwischen preußischen Prinzen beziehungsweise mecklenburgischen Prinzessinnen besiegelten Verbindungen hielten tatsächlich vielen Belastungen stand. Preußen betrachtete sich sozusagen als Schutzmacht der benachbarten Herzog- beziehungsweise Großherzogtümer Schwerin und Strelitz, und wann immer es Festivität wie Hochzeiten, Geburten und Thronbesteigungen und natürlich auch Sterbefälle gab, versicherten sich die Landesherren durch persönliche Anwesenheit oder auf diplomatischem Wege immerwährender, herzlicher Freundschaft.

Diese guten Beziehungen werden im klassizistischen Ambiente des Potsdamer Marmorpalais auch durch Medaillen unterstrichen, welche die Vermählung König Friedrichs I. von Preußen mit der Schweriner Prinzessin Sophie Luise im Jahr 1708 und die Friedrich Wilhelms III. mit Luise von Mecklenburg-Strelitz im Jahre 1793 feiern und die segensreichen Folgen für beide Länder beschwören. Im Falle des ersten Preußenkönigs Friedrich I. ging allerdings die auf einer Serie barocker Medaillen gefeierte Vermählung schief, denn die neue Königin Sophie Luise entsprach nicht den Vorstellungen ihres schon ältlichen und kränkelnden Gemahls, mit dem sie auch aus religiösen Gründen im Streit lag. Es wird erzählt, dass die zunächst als mecklenburgische Venus gefeierte Königin eher schlichten Gemüts war und teure Feste am Berliner Hof unterband, was ihr offenen Hass der Hofkamarilla und den Verdacht eintrug, sie sei nicht ganz richtig im Kopf. Nachdem Sophie Luise ihrem furchtsamen Gemahl im Berliner Schloss dann noch blutüberströmt als „weiße Frau“ erschien und er bald darauf starb, wurde sie nach Grabow zu ihrer Familie zurück geschickt. Allein und isoliert starb die ehemalige Königin von Preußen 1735 in Schwerin ind ist in der dortigen Nikolaikirche beigesetzt.

Glücklicher ließ sich die 1793 geschlossene und auf mehreren Medaillen gefeierte Ehe zwischen dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, ab 1797 König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, und Luise von Mecklenburg-Strelitz an. Sie gebar ihrem Gatten mehrere Prinzen und Prinzessinnen. Zwei Knaben wurden später preußische Könige (Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I.), davon wiederum deutscher Kaiser (Wilhelm I.), während die Töchter nach Russland, Sachsen-Weimar, Mecklenburg-Schwerin und in die Niederlande verheiratet wurden. Versteht sich, dass man solche Ereignisse auf Medaillen festhielt und goldene Exemplare an die Brautleute, den Rest aus Silber und Bronze an Gäste und Höflinge verschenkte, was auch ihre Seltenheit erklärt.

Die Ausstellung „Cecilie – Deutschlands letzte Kronprinzessin“ im Potsdamer Marmorpalais ist bis zum 1. August 2004 Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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