Hohenzollernsche Hinterlassenschaften -
Berliner Münzkabinett bearbeitet Werke über Münzen Brandenburgs und Preußens neu


Leben und Werk des Berliner Medailleurs Raimund Faltz stehen im Mittelpunkt einer neuen Folge der vom Münzkabinett der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz herausgegebenen Berliner Numismatischen Forschungen. König Friedrich I., der mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte auf der 1701/03 von Faltz geschaffenen Medaille abgebildet ist, gehörte zu den bedeutende Förderern der Berliner Münzsammlung. (Foto: Münzkabinett Berlin)

Das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz bereitet eine Neubearbeitung der Werke von Emil Bahrfeldt und Friedrich Freiherr von Schrötter über die Münzen Brandenburgs und Preußens von den Anfängen bis zur Reichsgründung 1871 vor. Der Direktor der Sammlung, Prof. Dr. Bernd Kluge, spricht von einer kompletten Neubearbeitung der bekannten Katalogwerke von Emil Bahrfeldt über die kurbrandenburgischen Münzen bis 1640 sowie der in der Reihe „Acta Borussica“ in mehreren Büchern veröffentlichten Untersuchungen von Friedrich von Schrötter über die brandenburg-preußische Münzgeschichte von 1640 bis 1871. „Wir möchten damit einerseits unsere auf diesem Gebiet konkurrenzlose Sammlung präsentieren und andererseits neue Zitierwerke schaffen, die den in den vergangenen hundert Jahren gewonnenen Erkenntniszuwachs einbringen und zugleich leichter handhabbar sein sollen als die genannten Werke. Dabei wollen wir auch ein an angelsächsische Vorbilder angelehntes, in Deutschland neues Modell der Katalogisierung einführen“, beschreibt Kluge das ehrgeizige Vorhaben, das erst in einigen Jahren abgeschlossen werden kann. Gedacht sei auch an eine Neubearbeitung des zur Zweihundertjahrfeier der preußischen Königskrönung im Jahr 1901 erschienenen Prachtwerks des damaligen Kabinettdirektors Julius Menadier über die „Schaumünzen der Hohenzollern“. Der Numismatiker und Münzsammler Emil Bahrfeldt (1850 bis 1929) war nach einem Landwirtschaftsstudium in Halle und Promotion zum Dr. phil im Versicherungsgewerbe zunächst in Breslau und ab 1887 in Berlin tätig. Seine ganze Leidenschaft galt den Münzen, die er schon als Schüler sammelte. Über die Prägungen der Mark Brandenburg brachte er zwischen 1889 und 1913 einen vom Mittelalter bis zum Jahr 1701 reichenden dreibändigen Katalog heraus. Bahrfeldt untersuchte in diesem Standardwerk zahlreiche Münzfunde und wertete sie wissenschaftlich aus. Er stellte darüber hinaus im Rahmen einer Edition der Münzen- und Medaillensammlung der Marienburg die Münzgeschichte von Danzig, Thorn und Elbing dar, war Herausgeber der „Berliner Münzblätter“ und leitete von 1902 bis 1928 die schon 1843 gegründete Numismatische Gesellschaft zu Berlin, die auch heute besteht und eng mit dem Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz zusammenarbeitet. 1921 wurde Bahrfeldts Sammlung mittelalterlicher Münzen in Frankfurt am Main versteigert, der Auktionskatalog ist noch heute ein begehrtes Zitierwerk. Sein Bruder, der 1913 in den Adelsstand erhobene General Max von Bahrfeldt (1856-1936), publizierte über antike Numismatik, vor allem über die Münzen der römischen Republik, sowie über die Münzgeschichte Niedersachsens und das deutsche Notgeld nach dem 1. Weltkrieg. Der langjährige Herausgeber des „Numismatischen Literaturblatts“ bekam 1922 eine Professur für Numismatik in Halle.

Der Nationalökonom, Historiker und Numismatiker Friedrich Freiherr von Schrötter (1862-1944) war ursprünglich für eine Offizierslaufbahn bestimmt, musste aber bereits 1889 wegen eines Gehörleidens seinen Abschied nehmen. Daraufhin studierte er in Berlin Nationalökonomie und Geschichte und promovierte 1892 zum Dr. phil. mit einer Dissertation über die brandenburgische Heeresverfassung. Eine Anstellung beim preußische Heeresarchiv zerschlug sich, und so kam v. Schrötter eher zufällig zur Münzforschung. Zunächst als freier, seit 1902 als fest angestellter Mitarbeiter des Berliner Münzkabinetts, das 1904 das Souterrain des Kaiser-Friedrich-Museums (seit 1956 Bodemuseum) bezog, ordnete er den Mittelalter- und Neuzeitbestand neu. Intensiv widmete sich Friedrich von Schrötter der Erforschung der brandenburgisch-preußischen Münzgeschichte im Rahmen der von der Preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Reihe „Acta Borussica - Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung“. Die zwischen 1902 und 1926 erschienenen zwölf Bänden dokumentieren auf der Basis umfangreicher Material- und Archivstudien die Geschichte des Münzwesens von 1640 bis 1873 unter den Hohenzollern. Außerdem publizierte er über das Münzwesen des Erzstifts und der Stadt Magdeburg, über die Geldgeschichte des Kurfürstentums Trier sowie über das brandenburgisch-fränkische Münzwesen. 1930 kam das von ihm herausgegebene „Wörterbuch der Münzkunde“ heraus, an dem namhafte Autoren beteiligt waren und das sich bis heute als eines der wichtigsten numismatischen Nachschlagewerke bewährt hat. Das Berliner Altersheim, in dem er sein Lebensabend verbrachte, wurde 1943 wegen der Bombenangriffe ins Elbsandsteingebirge verlegt, dort starb der bis ins hohe Alter tätige Münzforscher mit 82 Jahren.

Bernd Kluge würdigt in dem zum Wiedereinzug des Münzkabinetts ins Bodemuseum Ende Oktober 2004 erschienenen Heft 9 der Schriftenreihe „Das Kabinett“ die Mühen von Bahrfeld, Menadier und v. Schrötter sowie weiterer bedeutender Münzforscher um das in der von den Hohenzollern gegründeten Berliner Münzsammlung befindliche numismatische Erbe. Das Heft 9 der Reihe „Das Kabinett“ enthält eine umfangreiche und erstaunlich vielseitige Bibliographie der vom Berliner Münzkabinett herausgegebenen Monographien, Zeitschriften, Jahrbücher, Kataloge und anderen Schriften, beginnend in der Barockzeit und endend im Jahr 2004. Während in der Kabinett-Reihe Mitarbeiter des Münzkabinetts publizieren, stehen die Berliner Numismatischen Forschungen Neue Folge auch anderen Autoren für wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Verfügung. In der neuesten Folge Nummer 8 (Berlin 2004) befasst sich Michael Kunzel eingehend und fußend auf intensiven Archivstudien mit den Münzen der Hansestadt Rostock von 1492 bis 1864. In der 9. Folge würdigt Wolfgang Steguweit Leben und Werk des vielseitigen, vornehmlich für den brandenburgischen Kurfürsten und ersten preußischen König Friedrich I. tätigen Berliner Medailleur Raimund Faltz (1658-1703).

Helmut Caspar

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