"Meine Pflicht ist mein Vergnügen" -
Medaillen erinnern an die erste Preußenkönigin Sophie Charlotte / 2005 feiert Charlottenburg dreihundertjähriges Stadtjubiläum


Barocke Üppigkeit am Charlottenburger Tor in Berlin: Das 1908 enthüllte Denkmal der Königin Sophie Charlotte von Heinrich Baucke.

Sterbemedaille der Sophie Charlotte aus dem Jahre 1705, geschaffen von Rosina Elisabeth Schindel (Vorderseite, Durchmesser 45 mm, Silber) Fotos: Caspar

Als die erste preußische Königin Sophie Charlotte am 1. Februar 1705 während eines Besuchs in Hannover ganz überraschend mit nur 37 Jahren starb, war ihr Gemahl Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg und seit 1701 König „in“ Preußen, untröstlich. Er ließ eine großartige Leichenfeier zelebrieren und die teure Tote in einem vom Hofbildhauer Andreas Schlüter geschaffenen vergoldeten Sarkophag bestatten, der heute neben dem des Königs Friedrich I. im Berliner Dom steht. Um das Andenken der "hertzgeliebtesten Gemahlin" auf ewig zu bewahren, bestimmte Friedrich I., das von Sophie Charlotte als Sommersitz und Musenhof bewohnte Residenzschloss Lietzenburg vor den Toren Berlins in Charlottenburg umzubenennen. Den Untertanen wurde eine Strafe von 16 Groschen angedroht,sollten sie die alte Bezeichnung Lietzenburg weiter verwenden.

Im kommenden Jahr begeht das 1705 zur selbständigen Stadt erhobene Charlottenburg seine Dreihundertjahrfeier, und das ist für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ein willkommener Anlaß, in den historischen Gemächern des barocken Kuppelbaues der ebenso schönen wie klugen und musisch interessierten Kurfürstin von Brandenburg und Königin „in“ Preußen zu gedenken. Wie vorab zu hören ist, soll im Oktober 2005 in einem aus der Zeit Friedrichs II. stammenden Seitenflügel des Charlottenburger Schlosses ein Hohenzollernmuseum eingerichtet werden, in dem neben Gemälden, Stichen, Möbeln und anderen Hinterlassenschaften der Monarchin und anderer Angehöriger des brandenburg-preußischen Herrscherhauses auch Münzen und Medaillen zu sehen sein werden. Sie stammen aus der Hinterlassenschaft der mit den Hohenzollern befreundeten Fürstenfamilie Dohna-Schlobitten. Eine Auswahl von Talern und Goldprägungen vom 17. bis 19. Jahrhundert sowie Medaillen mit Bildnissen gekrönter Häupter ist schon jetzt in den Silberkammern zu sehen.

Im Unterschied zu anderen deutschen Monarchen und auch zu seinem Vater, dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, ließ König Friedrich I. 1705 keine Sterbetaler und ähnliche Schauünzen auf den Tod seiner Gemahlin Sophie Charlotte schlagen. Vielmehr nahmen sich talentierte Künstler wie der in Gotha tätige Medailleur des Themas an und verbreiteten so das Bildnis der Monarchin oft mit einer Krone auf dem Kopf in haltbarem Metall. Schon 1691 verkündete eine Medaille den Wahlspruch der jungen Kurfürstin „Meine Pflicht ist mein Vergnügen“, und zu sehen ist das Bildnis der immer etwas üppig geformten Dame mit der modisch aufgetürmten Frisur. Die anlässlich ihres Todes geprägten Medaillen sind im Ton gedämpfter und heben bei der Darstellung der toten Königin die „unglaubliche Würde und die Lieblichkeit ihres Aussehens“ hervor. Beliebte Motive waren in der Barockzeit neben Pyramiden, Flammenaltären, Sternen in Wolken immer auch Herrscherinsignien. So zeigt eine der schönsten Sterbemedaillen, die ausnahmsweise von einer Frau, nämlich von Rosina Elisabeth Schindel geschaffen wurde, einen Thron und drei Kronen. Die lateinische Inschrift besagt, dass Sophie Charlotte neben den Kronen einer Kurfürstin und Königin nun auch die himmlische Krone trägt.

Da die Preußische Schlösserstiftung eine kleine, aber feine Medaillensammlung besitzt, ist sie nicht auf das Berliner Münzkabinett und seinem reichen Brandenburg-Preußen-Bestand angewiesen, sondern kann sie aus den eigenem Fundus schöpfen, so wie sie es schon 2001 bei der Präsentation von bedeutenden Museumsstücken und numismatischen Zeugnissen anlässlich einer prachtvoll ausgestatteten Ausstellung am gleichen Ort zur Dreihundertjahrfeier des preußischen Königtums mit großem Erfolg getan hat.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"