Geprägtes Gold und Silber -
Münzfunde im neuen Archäologiejahrbuch von Berlin und Brandenburg dokumentiert


Vom Rhein nach Brandenburg gelangte der Goldgulden des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers 1432, gefunden in der Kirche zu Welsickendorf.

Engel schmücken den halben sächsischen Kippertaler von 1621,
der zu einem in der Marienkirche zu Herzberg entdeckten Silberschatz gehört. (Fotos: Jahrbuch)

Bilanz über eine erfolgreiche Ausgrabungssaison im Jahr 2002 zieht das zu Jahresbeginn publizierte „Archäologische Jahrbuch in Berlin und Brandenburg“. Herausgegeben von der Archäologischen Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e. V. in Zusammenarbeit mit den für Bodenaltertümer zuständigen Landesämter beider Bundesländer, erschien es im Konrad Theiss Verlag Stuttgart. Das Buch hat 175 Seiten und 141 Abbildungen und kostet 26,50 Euro (ISBN 3-8062-1875-7). Der hohe Anteil der Beiträge über Ausgrabungen vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert resultiert aus zahlreichen Baumaßnahmen in den Innenstädten sowie der Anlage von Straßen und Versorgungstrassen quer durch das Land.

Spektakulär sind einige Münz- und Metallfunde, die 2002 gemacht werden konnten. So wurde bei Grabungen im Kloster Chorin (Landkreis Barnim) nicht nur Reste von Wirtschaftsbauten wie Backhaus und Brauhaus gefunden, sondern auch ein kleiner Silberschatz mit Münzen Friedrichs des Großen (reg. 1740-1786). Es handelt sich um 24 meist in Berlin (Münzzeichen A) geprägte halbe Taler mit dem Bildnis des Preußenkönigs, die um 1767 von einem Unbekannten dem Erdboden an der Westfassade der Klosterkirche anvertraut wurden. Für das kleine Vermögen hätte man zwölf Schafe kaufen können. Interesse verdient auch ein bei einer Grabung in Welsickendorf (Teltow-Fläming) gefundener rheinischer Goldgulden des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers, der 1432 in Bonn geprägt wurde. Für ein solches mit segnendem Bischof und Wappenschild geschmückten Goldstück habe man im 15. Jahrhundert ein halbes Rind kaufen können.

In der Marienkirche zu Herzberg (Landkreis Elbe-Elster) wurde ein im Dreißigjährigen Krieg versteckter Münzschatz gehoben. Die meisten der mehrere hundert Stücke umfassenden Fundmasse sind Groschen, Dreier und andere Scheidemünzen. Darunter ragen drei seltene Belagerungsgroschen der Stadt Magdeburg von 1629 heraus. Zu nennen sind einige größere sächsische Kippermünzen in vorzüglicher Erhaltung sowie ein sächsischer Taler und drei Halbtaler aus den Spanischen Niederlanden. Alles in allem repräsentiert der Fund einen Gesamtwert von 14 Talern, wofür im Kurfürstentum Sachsen, zu dem Herzberg damals gehörte, ein Zimmermann 56 Tage hätte arbeiten müssen.

Beachtung verdient schließlich ein in dem Jahrbuch erwähntes, aus Antwerpen stammendes Münzgewicht, das bei einer Grabung im Innenhof des ehemaligen Gefängnisses in Frankfurt (Oder) entdeckt wurde. Das kleine Messingstück aus dem Jahr 1580 befand sich in einem kleinen Gräberfeld aus der Barockzeit und lag auf der Brust einer toten Frau. Das Jahrbuch hebt als bemerkenswert einen Männerschädel hervor, an dem sich eine operative Öffnung nachweisen lässt. Der Patient hat die gefährliche Operation vor 300 Jahren offenbar gut überstanden, wie die nachgewiesene Verheilung der Wunde beweist.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"