"Zum Kampf der Wagen und Gesänge…“
Griechenland feiert die Olympiade 2004 in Athen mit einer Serie exquisiter Gold- und Silbermünzen


Tetradrachmon König Philipps II. von Makedonien 359-336 vor Christus). Der Reiter trägt die Siegerbinde auf dem Kopf und die Siegespalme in der Hand.

Die Olympischen Spiele vom 13. bis 29. August 2004 in Athen werfen ihren Schatten voraus. Griechenland hat die Ausgabe von Gold- und Silbermünzen angekündigt, ein Teil ist schon auf dem Markt. Ihr besonderer Reiz besteht in der Darstellung historischer Bauten und von antiken und heutigen Sportlern.

Als Friedrich Schiller das Gedicht „Die Kraniche des Ibykus“ schrieb und darin gleich eingangs das schöne Bild vom „Kampf der Wagen und Gesänge auf Korinthus’ Landesenge“ beschwor, konnte er noch nicht wissen, dass hundert Jahre später in Griechenland die olympische Idee aus langer Vergessenheit auferstehen würde. Vater der 1896 in Athen veranstalteten ersten Olympischen Spiele der Neuzeit war der französische Baron Pierre de Coubertin (1863-1937). Er warb unermüdlich für die olympische Idee und regte 1894 auf einem Kongress in Paris die Wiederaufnahme der Olympischen Spiele an. Sport war damals im Kommen, und ausserdem ließ sich unter Hinweis auf die antiken Olympiaden etwas für den Weltfrieden tun. Bei diesen Festen trafen sich Athleten und Künstler in Olympia im Nordwesten des Peleponnes. Die Spiele wurden Zeus, dem obersten Gott der klassischen Antike, gewidmet. Reste des bedeutenden Heiligtums mit dem Zeus- und dem Heratempel, einem Stadion und weiteren Sportstätten sowie Schatzhäusern, Bädern und Unterkünften für die alle vier Jahre anreisenden Athleten und Zuschauer wurden seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ausgegraben. Das von Phidias geschaffene Sitzbild des Zeus, das aus Gold, Elfenbein und Holz bestand, zählte zu den sieben Weltwundern der Antike.

Friedliches Treffen zu Ehren des Zeus
Pierre de Coubertin war überzeugt, dass „Olympische Spiele durchzuführen heißt, sich auf die Geschichte zu beziehen, und sie ist es auch, die am besten den Frieden gewährleistet“. Das war gut gemeint, doch auch etwas blauäugig, denn Welttreffen des Sportes und der Kultur – oder mit Schiller zu sprechen, der „Kampf der Wagen und Gesänge“, vermochten die Waffen nur kurzzeitig, aber nicht dauerhaft zum Schweigen zu bringen. Coubertin führte als Hommage an das Land der klassischen Antike und seine sportliche Geschichte unter anderem den Marathonlauf ein, der an den Sieg der Athener über die Perser im Jahr 490 vor Christus in der Ebene von Marathon an der nördlichen Ostküste von Attika erinnert. Nach der Überlieferung soll ein Läufer die rund 42 Kilometer lange Strecke nach Athen eilends zurückgelegt haben. Indem er die Siegesbotschaft verkündete, brach er tot zusammen.

Die erste Olympiade der Neuzeit sollte ursprünglich am originalen Schauplatz, dem antiken Olympia, stattfinden. Doch kam man ziemlich schnell von dem Plan ab, weil in der griechischen Provinz keine ausreichenden Möglichkeiten existierten, die Wettkämpfe nach modernen Regeln ordnungsgemäß zu veranstalten. So ging man nach Athen, wo sich die Athleten in dem um 330 vor Christus erbauten Panathenaikon-Stadion zum friedlichen Wettkampf trafen. Die Arena wurde mit Hilfe von Spenden wohlhabender Griechen restauriert und mit neuen Sitzplätzen aus Marmor ausgestattet. Die Einweihung und Eröffnung der Olympischen Spiele fand am 25. März 1896, dem griechischen Nationalfeiertag, statt. Der Plan, das Treffen der besten Sportler aus aller Welt für immer nach Griechenland und speziell nach Athen zu ziehen, wurde nicht verwirklicht. Das Internationale Olympische Komitee vergibt daher die Spiele an wechselnde Orte und Länder.

Die antiken Olympiaden waren der glanzvolle Höhepunkt im gesellschaftlichen und kulturellen Leben Griechenlands, ein friedlicher Konkurrenzkampf mit sportlichem und musischem Programm. Der für die Zeit der Olympiade verkündete Gottesfriede sorgte dafür, dass Athleten und Künstler freies Geleit für die An- und Abreise hatten und während der Spiele keine blutigen Fehden ausgetragen wurden. Beliebte Sportarten schon vor 2700 Jahren waren unter anderem Laufen, Springen, Ringen, Handball, Faustkampf, Wagen- und Pferderennen, Gewichtheben, Gymnastik und Speerwerfen.

Berühmte Bauten auf Goldstücken
Zur Erinnerung an den bei in der Antike gepflegten Sportarten bringt Griechenland zu den Olympischen Sommerspielen 2004 eine 18teilige Münzserie zu 100 und 10 Euro heraus und erinnert daran, dass die Olympiade der Neuzeit an ihren Ausgangspunkt Athen zurückkehrt. Der Erlös der anspruchvollen Sondermünzenprägung soll für die Finanzierung des Sportspektakels verwendet werden. Gestaltet von den Künstlern Panagiotis Gravvalos und Kostas Kazakos, stellen die goldenen 100-Euro-Münzen (Durchmesser 25 mm, Gewicht 10 Gramm, Feingehalt 999,9/1000) berühmte griechische Bauwerke der Antike und der Neuzeit dar, die in der Geschichte Griechenlands und der der Olympischen Spiele eine Rolle gespielt haben. Darunter befinden sich der Palast von Knossos auf der Insel Kreta, wo Wandbilder mit Reitern auf Stieren erhalten sind, und die Krypta in Olympia. Sie ist ein langer, schmaler Gang, durch den die Spieler einst in die Arena gelangt sind. In der Serie fehlen auch nicht die Akropolis und das schon erwähnte Panathenaikon-Stadion in Athen als Austragungsort der Olympische Spiele von 1896. Auf anderen Goldmünzen sind die Akropolis, die Akademie und das nach einem reichen Stifter namens Zappa genannte Zappeion in Athen dargestellt. Die Gebäude spielen in der Geschichte der Olympiade als Kultorte beziehungsweise als Unterkünfte der Athleten, sozusagen als Keimzelle des olympischen Dorfes, eine Rolle. Die Rückseiten der Münzen sind mit den Europasternen sowie einem Zweig des Ölbaums geschmückt, mit dem man in der Antike die Sieger bekränzte. Wenn die Athleten nach Hause zurückkehrten, hatte man sie reichlich mit Schätzen aus Gold- und Silbermünzen und anderen Kostbarkeiten beschenkt.

Sport früher und heute
Für die Silbermünzen zu 10 Euro (Durchmesser 40 mm, Gewicht 34 Gramm, Feingehalt 925/1000) wurden zwölf Sportarten vom Sprinten, Reiten und Speerwerfen bis zum Ringen, Schwimmen und Fußball ausgewählt. Besonders reizvoll ist auf den in „Polierter Platte“ geprägten Münzen die Gegenüberstellung von Athleten, wie man sie auf antiken Vasen und Skulpturen dargestellt hat, mit heutigen Spitzensportlern und ihren Geräten. Beim Gewichtheben kontrastiert ein Mann, der schwere Steine hebt, mit einem modernen Athleten, der die Hantel in die Höhe reißt. Beim Fußball wird ein Spieler von heute mit einem aus antiker Zeit gegenüber gestellt. Der eine stürmt mit dem Ball nach vorn, sein antiker Kollege balanciert den Ball auf dem Oberschenkel und hat dabei die Hände nach hinten gebunden. Die Auflage der Münzen beträgt bei den Goldstücken pro Motiv nur 28 000 und bei den Silbermünzen jeweils 68 000 Stück. Vertrieben werden die Münzen in Deutschland durch die Hans W. Hercher GmbH in Umkirch und die MDM Münzenhandelsgesellschaft mbH Deutsche Münze in Braunschweig.

Für 2004 ist die Ausgabe eines Zwei-Euro-Stücks mit der Darstellung eines antiken Diskuswerfers geplant Die Ausgabe in einer Millionenauflage wird vielleicht diejenigen Sammler trösten, die die in vergleichsweise kleiner Stückzahl geprägten Olympiamünzen aus Gold und Silber nicht bekommen. Helmut Caspar

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