Meisterwerke der Münzprägung
Neuer Bild-Text-Band macht mit der Welt
der alten Griechen bekannt


Silberner Stater aus Poseidonia aus der Zeit 530 bis 510 mit dem Meeresgott Poseidon, der den Dreizack schwingt (Originaldurchmesser 28 mm, Foto: Edition Deutsche Bank)

Münzensammler sind neugierige Leute. Zu erfahren, wer oder was auf ihren metallnen Lieblingen dargestellt oder gewürdigt wird, bereitet Vergnügen. Natürlich kommt man auf der Suche nach Erklärungen von Münzbildern und Inschriften ohne gute Fachliteratur nicht aus, und die kommt, was die Deutung griechischer Bau- und Kunstwerke sowie von Münzen betrifft, in Gestalt eines vorzüglich illustrierten Buches von John Camp und Elizabeth Fisher daher. Der 2003 in dem auf Archäologie spezialisierten Konrad Theiss Verlag Stuttgart erschienene Band „Götter – Helden – Philosophen – Geschichte und Kultur der alten Griechen“ (224 S., zahlr. Abb., 29,90 Euro) rückt die Bewohner des antiken Griechenland in einen historischen Kontext, schildert ihre Beziehungen zu Phöniziern, Lydern, Persern und anderen Ländern, gewährt einen Einblick in Alltag, Religion, Philosophie, schildert Mythen und zeigt, welche Götter geliebt und verehrt und welche gefürchtet wurden.

Münzen werden an verschiedenen Stellen des instruktiven Bild-Text-Bandes abgebildet und erläutert. Deutlich wird dabei, wie wichtig geprägtes Geld für Handel und Wandel war und welche Mühe man sich gab, um die metallnen Winzlinge mit schönen Götterbildern, Gebäuden, Pflanzen und Tieren zu schmücken. Die meist unbekannten Stempelschneider müssen exzellente Augen und eine sichere Hand gehabt haben, denn sie schufen wahre Meisterwerke der Stempelschneidekunst, die nach ihnen nur noch selten erreicht wurden. Ein im Buch wiedergegebenes Zitat aus der „Ilias“ des Homer schildert die Situation kurz vor der Einführung des Münzgeldes und spricht von Rindern und dreifüßigen Gefäßen, die der griechische Held Achill (der mit der Achillesferse!) als Siegerpreise ausgesetzt hatte. Solche Metallgegenstände erwiesen sich jedoch als unpraktisch, und so war die Prägung von Münzen aus Elektron, Gold und Silber in bestimmten Gewichten und Legierungen nur noch eine Frage der Zeit. „Die Lyder (….) sind die ersten Menschen, von denen wir wissen, dass sie Gold- und Silbermünzen geprägt und verwendet haben“, notierte Homer. Von da ab gab es kein Halten mehr, und so brillierten große und kleine Herrscher, bedeutende und unbedeutende Stadtstaaten mit aussagekräftigen Münzen, die zum Kostbarsten und Interessantesten gehören, was die alten Griechen uns hinterlassen haben.

Camp und Fisher stellen diese Gepräge den Schöpfungen von Vasenmalern, Bildhauern, Keramikern gegenüber und führt den Leser auch jene Bauten und Räume beziehungsweise das, was von ihnen übrig geblieben ist, in denen man solches Geld empfing oder ausgab. Das Buch schildert eingängig und verständlich die Facetten der altgriechischen Welt, zitiert aus zeitgenössischen Schriftzeugnissen, bildet Übersichtskarten ab. Aufmerksamkeit verdient eine Auflistung der von den Griechen verehrten Götter und Heroen, denen man auch auf Münzen ein Denkmal gesetzt hat. Damit liegt ein schöner Band vor, der sicher auch von Sammlern antiker Münzen (und nicht nur von diesen), gern zur Hand genommen wird.

Helmut Caspar

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