Aufgeschlagenes Geschichtsbuch
Prägungen der römischen Kaiser in neuem Münzkatalog erklärt und bewertet


Sesterz mit dem Kopf des Kaisers Nero, der von 54 bis 68 nach Christus regierte, und dem reitenden Kaiser in Begleitung eines Soldaten. Da Neros Münzen lange umgelaufen sind, sind Stücke in herausragender Erhaltung selten und teuer. (Foto aus dem besprochenen Band)

Filme und Fernsehdokumentationen über Ereignisse und Gestalten der antiken Geschichte haben Konjunktur, und gelegentlich blitzt da auch das Geld auf, mit dem Söldner bezahlt, Sklaven gekauft, Mätressen ausgehalten und in den führenden Schichten ein üppiges Leben geführt wurde. Forscher und Sammler interessiert es seit Jahrhunderten, wie diese Münzen aussehen und was man mit ihnen anstellen konnte. Legt man das geprägte Metall der römischen Kaiser nebeneinander, dann hat man so etwas wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch vor sich. Die Kaiser und ihre auf Münzen abgebildeten Familienangehörigen wechseln ab. Mal sind sie in wunderbaren Porträts dargestellt, mal wurden ihre Köpfe flüchtig und nachlässig in den Stempel geschnitten. Und dann diese Rückseitendarstellungen! Sie machen unverhohlen Propaganda für die jeweiligen Herrscher, loben sie als großen Kriegsherren und Eroberer, zeigen, wie sie das Volk ernähren, fromm und milde sind, die Feinde aber unbarmherzig niederringen.

Man braucht schon einige Spezialkenntnisse, um diese Bilder deuten zu können, und da hilft geeignete Geschichts- und Münzliteratur weiter. Die römische Münzgeschichte gehört zu den am besten erforschten Bereichen der Numismatik. Dicke Kataloge und umfangreiche Spezialuntersuchungen gibt es über sie, können aber, da sehr teuer und in kleinen Auflagen gedruckt, meist nur in den großen Münzkabinetten eingesehen werden. Hilfe kommt jetzt in Gestalt eines neuen Katalogs aus dem Gietl-Verlag in Regenstauf. Ursula Kampmann, Spezialistin für antike Münzgeschichte, führt durch den Dschungel der kaiserlichen Namen und Regierungsdaten und erklärt, wer und was auf den in den fünf nachchristlichen Jahrhunderten geprägten Geldstücken dargestellt ist. Der Katalog „Münzen der römischen Kaiserzeit“ hat 520 Seiten, zahlreiche Abbildungen und kostet 39,90 Euro (ISBN 3-924861-77-3). Die Autorin hat das Buch in erster Linie für Sammler verfasst, weniger für Wissenschaftler, denen umfangreiche Spezialliteratur zur Verfügung steht.

Von Kaiser zu Kaiser gehend, informiert der Katalog in größtmöglicher Vollständigkeit über die römische Münzprägung zwischen Caesar und Augustus sowie Iulius Nepos und Romulus Augustulus. Das Buch beschreibt die Vorder- und Rückseiten und nennt aktuelle Preise, die sich nach Seltenheit und Erhaltungsgrad richten. Bei der Durchsicht zeigt sich, dass viele Stücke zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind, von hervorragenden Erhaltungen und Raritäten sowie Goldprägungen abgesehen, die natürlich erhebliche Preise erzielen.

Die Einführung des Buches ist eine hilfreiche Wegleitung durch die Münzgeschichte der römischen Kaiserzeit und zeigt den Lesern auch, wie man fragliche Geldstücke relativ einfach sachlich und zeitlich einordnen kann. In „Hinweisen für die Sammler“ informiert die Autorin über Seltenheit oder Häufigkeit von Münzen, Preise und anderes. Hilfreich sind auch die zahlreichen Münzabbildungen und eine Übersicht mit Zeichnungen von Göttern mit ihren Attributen und Symbolen, die in reichem Maße auf den Münzrückseiten anzutreffen sind und der kaiserlichen Propaganda dienten.

Helmut Caspar

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