Schatzkammer der Kleinen Form -
Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt stellt in Stolberg Glanzlichter der Prägekunst aus

Medaille 1770 auf den französischen Schriftsteller Voltaire (von Georg Christian Waechter, Durchmesser 58 mm

Neujahrsmedaille 1900 der Pariser mit Genius vor einer Spindelpresse (von Daniel Dupuis, Durchmesser 50 mm)
(Fotos: Caspar)

Das Landesmünzkabinett von Sachsen-Anhalt zeigt bis zum 28. Februar 2005 im Museum Alte Münze in Stolberg (Harz) mehr als 150 Medaillen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Sonderausstellung „Kunst für Technik – Technik für Kunst“ wird in einem in den letzten Jahren restaurierten Fachwerkhaus an der Niedergasse gezeigt, das im Jahr 1535 als Münzwerkstatt errichtet wurde. Im Juni 2004 wurde hier mit Unterstützung des zur Stiftung Moritzburg Halle gehörenden Landesmünzkabinetts eine mit historischen Maschinen und anderen Werkzeugen bestückte Münzwerkstatt als Dauerausstellung eingerichtet. Mit der Mitte September eröffneten ersten Sonderausstellung präsentiert sich das Museum Alte Münze nun auch als „Schatzkammer der Kunst der Kleinen Form“, wie Ulf Dräger, Kustos des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt, die neue numismatische Attraktion im Herzen des Harzes verklärt. Vertreten sind in der neuen Ausstellung mit zum Teil aufwendigen und seltenen Geprägen berühmte Meister des Gravierstahls wie Sebastian Dadler, Giovanni Hamerani, Christian Wermuth, Johann Veit Döll, Anton Scharff, Louis Oscar Roty, Ernst Barlach und Ludwig Gies. Ausgelegt sind im abschließenden Teil der Ausstellung Arbeiten von Künstlern unserer Tage wie Bernd Göbel, Peter G. Güttler, Victor Huster, Helmut König, Guido Veroi und Helmut Zobl.

Die Auswahl in zwölf Vitrinen beginnt mit einer um 1550 geschaffenen erzgebirgischen Prägemedaille eines unbekannten Meisters mit thronendem Christus und endet bei Medaillen sowie Gedenkmünzen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland sowie aus dem Ausland. Zu sehen sind unter anderem Papstmedaillen der Barockzeit und solche zur Erinnerung an Schlachten und Friedensschlüsse im 17. bis 19. Jahrhundert sowie zur Würdigung von Fürsten, Künstlern und Gelehrten, ergänzt durch Medaillen, die sich auf die religiösen Kämpfe infolge der Lutherschen Reformation beziehen. Für die Ausstellung wurden überdies einige der vor Jahrhunderten beliebten Prägungen allgemeiner Art anlässlich etwa von Neujahrsfeiern oder auch zum Thema Liebe, Ehe und Familie ausgewählt.

Ohne Zweifel liegt der besondere Reiz der Ausstellung darin, daß man sich ein paar Räume weiter davon ein Bild machen kann, welcher Mühe es bedurfte, die zum Prägen notwendigen Stempel zu schneiden und die entsprechenden Maschinen wie Spindelpressen, Scheren und Walzen unter Einsatz starker Körperkräfte zu bedienen. Die Auswahl belegt mit signifikanten Medaillen die Entwicklung der Prägetechnologie, die mit dem Bedarf an großformatigen und fälschungssicheren Geldstücken im 16. Jahrhundert und der Erfindung der Medaille manuelle Verfahren ablöste und einen rasanten Aufstieg nahm. Die Ausstellung im Museum Alte Münze in Stolberg ist Mittwoch bis Freitag von 13 bis 17 Uhr und Samstag, Sonntags und Feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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