Sachsen im Europa der Reformationszeit
Landesausstellung erinnert 2004 in Torgau
an Glaube und Macht in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden veranstalten im kommenden Jahr in Torgau die 2. Sächsische Landesausstellung zum Thema „Glaube und Macht – Sachsen im Europa der Reformationszeit“. Offizieller Anlass der Schau mit vielen Leihgaben aus den Dresdner Museen und Sammlungen des In- und Auslands ist der frühe Tod des sächsischen Kurfürsten Moritz am 11. Juli 1553 in der Schlacht von Sievershausen. Ursprünglich war die Ausstellung schon für 2003 geplant, doch da der Freistaat Sachsen und seine Museen mit der Überwindung der Flut vom Sommer 2002 beschäftigt waren, musste sie auf 2004 verschoben werden.

Vom 24. Mai bis 10. Oktober 2004 sind in dem aus der Renaissance stammenden und in den letzten Jahren restaurierten Schloss Hartenfels Preziosen des 16. Jahrhunderts zu sehen – Gemälde und Plastiken, Erzeugnisse des Kunsthandwerks und der Alltagskultur, Hand- und Druckschriften und natürlich auch Münzen und Medaillen. Letztere werden vom Dresdner Münzkabinett und weiteren numismatischen Sammlungen beigesteuert. Eines der wichtigsten Exponate ist das Schloss Hartenfels, das in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf das Prächtigste ausgestaltet wurde. Nach dem Umzug der Kurfürsten von Sachsen in ihre Dresdner Hauptresidenz geriet Torgau ein wenig ins Abseits. Mit der Landesausstellung möchten die Veranstalter Schloss und Stadt, in denen das 16. Jahrhundert still zu stehen scheint, wieder ins öffentliche Bewusstsein zurückholen.

Wie von Dr. Rainer Grund, dem amtierenden Direktor des Dresdner Münzkabinetts, zu erfahren ist, unterstreichen die in Torgau gezeigten Münzen und Medaillen den materiellen und kulturellen Reichtum des Kurfürstentums Sachsen in der Reformationszeit und die Funktion dieser Prägungen in den religiösen und politischen Kämpfen der Lutherzeit. Die Palette reicht von Bildnissen von Vertretern der herrschenden Dynastie der Wettiner über Martin Luther, Erasmus von Rotterdam und Leonhard von Eck bis Kaiser Karl V. und Albrecht von Brandenburg, der als Kurfürst von Mainz einer der mächtigsten Kirchenfürsten der damaligen Zeit war. Natürlich ist auch der 1547 auf den sächsischen Thron gelangte Kurfürst Moritz mit einer Auswahl seiner Münzen sowie einigen Medaillen vertreten. „Wir wollen mit der Präsentation von Münzen aus der Regierungszeit von Kurfürst Moritz unterstreichen, daß dieser Herrscher großen Wert auf geordnete Münzverhältnisse legte und sich damit in einen Gegensatz zu jenen benachbarten Landesherren brachte, die ihrer Verantwortung auf diesem sensiblen Gebiet nicht gerecht wurden. Zugleich ist es unser Anliegen zu zeigen, aus welchen Ressourcen sich der Reichtum Kursachsens speiste, nämlich aus den Silbergruben des Erzgebirges sowie einer regen Handwerks- und Handelstätigkeit. Diese glücklichen Umstände machten die Wettiner zu den wohlhabensten Fürsten des römisch-deutschen Reiches, und das erkennt man nicht nur an ihrer reichen Prägetätigkeit, sondern auch an ihren aufwändigen Bauten und der Förderung von Malern, Musikern, Medailleuren und anderen Künstlern. In der Landesausstellung soll dieser Aspekt besonders betont werden“, sagt Rainer Grund.

Herausragende Schaustücke sind unter anderem die berühmte Dreifaltigkeitsmedaille von Hans Reinhart dem Älteren aus dem Jahr 1544, ein Goldabschlag im Gewicht von zehn Dukaten des in Goslar geprägten Schmalkaldischen Bundestalers von 1545, eine von Hans Schenck gen. Scheutzlich im Jahr1547 geschaffene kleine Medaille mit dem Bildnis des Kurfürsten Moritz, eine Medaille von 1549 auf Kaiser Karl V. von Leone Leoni auf die Schlacht von Mühlberg (1547) sowie die Medaille 1549 auf die Ablehnung des Interims mit dem knienden Johann Friedrich von Sachsen , eine Arbeit aus der Werkstatt Hans Reinharts d. Ä. Dass Moritz im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Nachfolgern auf dem sächsischen Thron vergleichsweise wenig durch Medaillen geehrt wurde, begründet Grund mit dem viel zu frühen Tod dieses kursächsischen Regenten von europäischem Format. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, daneben wird ein umfangreiches Begleitprogramm mit Tagungen und Führungen ausgearbeitet.

Informationen über die Begegnung mit der Geschichte im Torgauer Schloss Hartenfels beim Ausstellungssekretariat im Dresdner Albertinum, Georg-Treu-Platz 2, 01067 Dresden, Tel. 0351/4914354, Fax 0351/4914792, e-Mail info@landesausstellung.sachsen.de oder im Internet www.landeausstellung.Sachsen.de.

Helmut Caspar

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