Helle Säle, kurze Wege, neuer Elan -
Berliner Münze verlässt ihren historischen Standort in der City und bezieht neue Fabrikräume im Bezirk Reinickendorf



Die Staatliche Münze Berlin gibt ihren bisherige Standort am Molkenmarkt beziehungsweise Rolandufer in bester Innenstadtlage auf. (Foto: Caspar)

Die Staatliche Münze Berlin, der älteste produzierende Betrieb in der deutschen Hauptstadt, verlässt im Herbst 2005 ihren Standort in der City und zieht in den Bezirk Reinickendorf. Das historische Münzhaus, kenntlich an der Fassade zum Molkenmarkt hin durch einen klassizistischen Bilderfries aus Sandstein nach Motiven von Johann Gottfried Schadow, wird vom Liegenschaftsfonds des Landes Berlin zum Kauf oder zur Miete ausgeschrieben. Da es sich um eine äußerst attraktive Immobilie in exklusiver Lage handelt, besteht kaum die Befürchtung, dass der Komplex, der sich auch am Rolandufer erstreckt, lange ungenutzt bleibt.

„Wir verlassen einen attraktiven und historisch interessanten Platz im Herzen von Berlin, denn im Umkreis wurden seit über 750 Jahren Münzen geprägt – Pfennige und Groschen, Taler und Dukaten, Markstücke und jetzt Euro- und Centmünzen, dazu auch zahlreiche Medaillen. Der Umzug aber ist unumgänglich, weil die um 1935 erbauten Gebäude in Sichtweite des Roten Rathauses und Alten Stadthauses für einen Produktionsbetrieb wie diesem nicht mehr ausreichen", sagt Münzdirektor Andreas Schikora. Die aus der NS-Zeit stammenden Bauten würden einen hohen Instandhaltungsaufwand erfordern, denn hier sei immer nur notdürftig repariert worden. Die Kosten für die Generalsanierung der Gebäude und die "Ertüchtigung" der Münzstätte für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts wären immens. Außerdem gebe es viel ungenutzten Raum, der nur Geld verschlingt. Schließlich seien die Wege zwischen den Fertigungsbereichen viel zu lang, was ebenfalls unökonomisch ist, betont der Diplombetriebswirt. Alles in allem sei die Verlagerung der Münzanstalt ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft, zumal die Sanierung bei laufender Produktion ausgeführt werden müsste. Und das wäre angesichts des aktuellen Bedarfs an Hartgeld undenkbar.

Neuer Standort für die Staatliche Münze Berlin mit einer Nutzfläche von rund 6000 Quadratmetern ist die ehemalige Flachglas-AG an der Ecke Ollenhauerstraße/Kienhorststraße im Bezirk reinickendorf. Hier wird sich laut Schikora die Münzfertigung vom Prägen bis zum Verpacken auf einer Ebene bei kurzen Wegen abspielen; hier soll auch die Medaillenproduktion weiter angekurbelt werden. Von der Standortverlagerung verspricht sich die Finanzverwaltung, der die Münzfabrik untersteht, neuen Elan und einen Zugewinn an Produktivität und damit auch mehr Einkünfte. Immerhin realisiert die Staatliche Münze Berlin 20 Prozent der deutschen Hartgeldproduktion, die anderen vier Münzanstalten in Hamburg, Stuttgart, Karlsruhe und München schaffen zusammen die restlichen 80 Prozent.

Wichtig ist es laut Schikora, nicht nur die Aufträge des Bundes zur Fertigung der Euromünzen qualitäts- und termingerecht auszuführen, sondern auch das zweite Standbein zu stärken – die Medaillenproduktion. Heutzutage würden Münzanstalten nur überleben, wenn sie sich neuen Märkten und neuen Themen öffnen, und das seien Medaillen für staatliche, kommunale, private und andere Auftraggeber. Da dieses Geschäftsfeld stark zunimmt, wurden im vergangenen Jahr neue Ausbildungsplätze für Stempelgraveure geschaffen. Außerdem veranstaltet die Berliner Münzanstalt künstlerische Wettbewerbe für Medaillen, mit denen sie ihre eigene Leistungsfähigkeit demonstriert.

In dem neuen Standort entsteht ein von den eigentlichen Produktionsbereichen, zu denen nur Betriebsangehörige Zutritt haben, abgetrenntes Museum, in dem sowohl restaurierte Prägemaschinen aus früheren Jahrhunderten als auch ein Querschnitt aus der Münzgeschichte vom 13. Jahrhundert bis heute gezeigt werden. Eingeschlossen sind auch jene Geldstücke, Orden und Medaillen, die bis 1990 im VEB Münze der DDR hergestellt wurden. Wer möchte, kann sich an einem kleinen Balancier prägend als Münzmeister betätigen und anschließend eine selbst gefertigte Medaille nach Hause nehmen. In einem neuen Münzshop können überdies Medaillen und Sondermünzen sowie numismatische Literatur gekauft werden.

Helmut Caspar

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