Uralte Aktien im Sekundentakt versilbert
Teile des Reichsbankschatzes kamen unter den Hammer - Erlös fließt in einen Entschädigungsfonds



Auktionator Christian Stoess war vom Ergebnis der Versteigerung historischer Wertpapiere überaus zufrieden. (Foto: Caspar)

Binnen Sekunden wechselten am 22. Januar 2005 im Lichthof des Bundesgesundheitsministeriums an der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte dicke Aktienpakete die Besitzer. Etwa 250 Sammler und Händler historischer Wertpapiere hatten sich eingefunden, um an einer Versteigerung von Teilen des Reichsbankschatzes teilzunehmen. Im Angebot waren zahlreiche Stücke, die bisher ganz unbekannt und auch nicht in der einschlägigen Wirtschafts- und Finanzliteratur zu finden sind.

Im Sekundentakt sagten Auktionatoren Christian Stoess und Walter Braun von der Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in Frankfurt am Main eine Katalognummer nach der anderen an. „Die 194 von 400 Euro auf 450, 500, 550, 600, da hinten 650“ rief Braun ins Mikrofon und gab am Ende dem Bieter 69, verbunden mit einem herzlichen Glückwunsch, bei 1600 Euro den Zuschlag. Der neue Besitzer erhielt Wertpapiere, die nach dem Zweiten Weltkrieg für „kraftlos“ erklärt wurden, im eigentlichen Sinne also wertlos sind. Dennoch besitzen die oft sehr ansehnlichen Drucke, um die es bei der Versteigerung ging, große kulturhistorische Bedeutung.

Rund 30 Millionen der grafisch sehr anspruchsvoll gestalteten Aktien hatten in der ehemaligen Reichsbank im Ostteil Berlins den Zweiten Weltkrieg überdauert. Obwohl sie nicht mehr „werthaltig“ waren, wie Banker sagen, hat man sie nicht vernichtet. Das Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen nahm sich dieses Riesenbergs an und beauftragte die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf., ihn nach und nach zu versteigern.

Zunächst wurden im Sommer 2003 zwölf Millionen Stück "versilbert“. Jetzt waren es zwar nur 1,5 Millionen in 800 Katalognummern, aber die hatten es in sich, denn es waren viele Raritäten dabei. Bei den Bietergefechten konnte es schon mal passieren, dass die eine oder andere Nummer das Fünf- oder Zehnfachen des Ausrufpreises erzielte. Eine der teuersten Nummern war die 130. Die Sammlung von 485 Posten mit insgesamt 260 000 Wertpapieren wurde mit 6000 Euro ausgerufen, der Zuschlag erfolgte nach spannenden Minuten bei 88 000 Euro. Das Bundesamt zur Regelung offener Vermögensfragen erzielte einen Erlös von 2,2 Millionen Euro. Das Geld geht in einen Fonds, aus dem Opfer beider deutscher Diktaturen sowie Personen entschädigt werden, die zwischen 1933 und 1989 Vermögenswerte verloren haben. Die nächste Versteigerung findet im kommenden Jahr statt.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"