Stier, Greif und Stargarder Arm -
Warum Albrecht von Wallenstein auf seltenen Talern
als mecklenburgischer Herzog erscheint


Albrecht von Wallenstein als Herzog von Mecklenburg
auf einem Taler von 1632 und darunter auf einer Medaille von 1631.

Als vor 370 Jahren, am 25. Februar 1634, in der böhmischen Stadt Eger der kaiserliche Generalissimus Albrecht von Wallenstein im Auftrag von Kaiser Ferdinand II. ermordet wurde, sank eine der interessantesten und umstrittensten Persönlichkeiten des 17. Jahrhunderts dahin. Der aus böhmischem Adel stammende, ursprünglich protestantische und dann zum Katholizismus konvertierte Emporkömmling hatte reich geheiratet und es durch allerlei Machenschaften zu umfangreichem Landbesitz gebracht, indem er billig die Güter von adligen Widersachern der Habsburgerherrschaft aufkaufte.

Als Herzog von Friedland und Fürst von Sagan, aber auch als Herzog von Mecklenburg dokumentierte der Feldherr nach damaligem Brauch seine herausragende Stellung innerhalb der Riege der Reichsfürsten auch auf Münzen und Medaillen. Sind die im böhmischen Jicin und Sagan geprägten Wallenstein-Münzen ohne Hinweise auf Mecklenburg schon selten und teuer, so zählen die Stücke, die Wallenstein als Herzog von Mecklenburg, Grafen von Schwerin, Herren zu Rostock und Stargard feiern, zu den ausgesprochenen numismatischen Raritäten.

Das hat politische Ursachen, denn eigentlich war die Münzprägung, die der – nach Friedrich Schillers Worten - „Schöpfer kühner Heere, des Lagers Abgott und der Länder Geißel, die Stütze und den Schrecken seines Kaisers, des Glückes abenteuerlichen Sohn“ prägen ließ, gar nicht so gering. Der prestigebedürftige Wallenstein ließ überall fremde Dukaten und Taler aufkaufen, um sie einschmelzen und mit seinem Bildnis und Wappen neu prägen zu lassen. „Laszt starck müntzen“ befahl er seinen Untergebenen und wies sie an „thut besser dazu, dasz ich desto balder kann alles das Gold in Ducaten meines Schlags vermünzt haben“.

Der erfolgreiche, jedoch zeitweilig am kaiserlichen Hof in Wien aufgrund von Anschuldigungen, er sei ein Verräter und verhandle mit dem Feind, in Ungnade gefallene Feudalherr hatte sich Ende 1627 von Kaiser Ferdinand II. die Ländereien der zur feindlichen Kriegspartei gehörenden Herzöge Johann Albrecht (Linie Güstrow) und Adolf Friedrich II. (Linie Schwerin) als Entschädigung für verauslagte Kriegskosten als erbliches Lehen übereignen lassen. Die Herzöge mussten ausser Landes gehen, begaben sich unter den Schutz der Schweden und sannen auf Rache. Für seine mecklenburgischen Besitztümer hatte der „General der ganzen kaiserlichen Schiffsarmada zu Meer wie auch des baltischen und ozeanischen Meeres General“ weitreichende Pläne. Alte Zöpfe sollten abgeschnitten, die Verwaltung reformiert, die Wirtschaft modernisiert werden. Mecklenburg sollte ein wirtschaftliches Standbein und Ausgangspunkt für die Eroberung des Ostseeraums werden. Doch im Vollgefühl seiner Macht und die eigenen Kräfte und Möglichkeiten überschätzend, überspannte Wallenstein den Bogen. Seine Versuche, die feudale Ständeordnung einzuschränken und eine absolutistische Monarchie zu installieren, rief die auf ihre Souveränität pochenden deutschen Fürsten auf den Plan. Als am Wiener Hof dann das Gerücht verbreitet wurde, Wallenstein erstrebe sogar die Kaiserkrone, befahl Ferdinand II., den verräterischen Generalissimus gefangen zu nehmen, tot oder lebendig. Folgerichtig wurde der Geächtete am 25. Februar 1634 in Eger von einem kaiserlichen Offizier erstochen.

Im Sommer 1631, als Wallenstein Stern zu sinken begann, waren die mecklenburgischen Herzöge im Windschatten der Schweden zurückgekehrt und hatten sich auf ihre Seite gestellt. Sofort stellten sie den Vorkriegszustand her, hoben die Reformen aus der kurzen Wallenstein-Ära auf, ließen die im Auftrag des verhassten Thronräubers errichtete Bauten abreißen und befahlen auch, die im Land vorhandenen Münzen mit seinem Bildnis sowie dem Landeswappen mit dem mecklenburgischen Stier, dem Rostocker Greif und dem Stargarder Arm einzusammeln und einzuschmelzen. Wallenstein, der nie auf seinen unter dubiosen Umständen erworbenen Besitz in Norddeutschland verzichtet hatte, prägte unbekümmert in Böhmen weiter Münzen mit dem Titel und Wappen eines Herzogs von Mecklenburg. Die Dukaten, Taler und Groschen tragen die Jahreszahlen 1632, 1633 und sogar 1634, dem Todesjahr. Der Ermordete wurde zur „persona non grata“, also zur Unperson erklärt, was jedoch seine Widersacher und den Kaiser nicht hinderte, sich an seinem riesigen Vermögen zu bedienen.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"