Weißrussischer Geldfälscher mit Geheimdienstverbindungen packte in Potsdam aus und kam mit milder Strafe davon

Caputh, ein idyllisch an einem See gelegenes Dorf in der Nähe von Potsdam mit einem kurfürstlich-brandenburgischen Landschloss darin, geriet Ende 2004 unfreiwillig in die Schlagzeilen. In einer nach anonymen Hinweisen ausgelösten Nacht-und-Nebel-Aktion hob dort die Polizei eine Geldfälscherwerkstatt in einer Gärtnerei aus, fand halbfertige Druckbogen für Euro-Blüten sowie diverse Druckutensilien. Außerdem konnten drei bewaffnete Falschgeldhersteller dingfest gemacht werden. Eigentlich hatte die Polizei eine illegale Drogenfabrik ausheben wollen, stand dann aber in einer gut ausgerüsteten Geldfälscherwerkstatt. Der Hinweis kam, wie sich später zeigte, von einem der Bandenmitglieder, dem Weißrussen Vladislav L. Er wurde Ende August 2005 vom Potsdamer Landgericht zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Der dreiunddreißigjährige, aus Minsk stammende Mann gab vor dem Gericht an, im Auftrag des weißrussischen Geheimdienstes KGB mit einem gefälschten Pass nach Deutschland eingereist zu sein, weshalb er auch wegen Urkundenfälschung anklagt und verurteilt wurde. Er behauptete, vom KGB den Auftrag gehabt zu haben, eine mit der Herstellung von Euro-Blüten befasste arabisch-türkische Bande zu unterwandern. Er habe, bevor er in Caputh tätig wurde, in Berlin 100-Dollar-Noten nachgedruckt, deren Qualität allerdings nicht gut gewesen sein soll, weshalb er Angst vor den anderen Bandenmitgliedern hatte, die sich betrogen fühlten. L. behauptete, in Caputh bei der Geldfälscherei nur unwillig mitgearbeitet und die Produktion absichtlich hintertrieben zu haben. Angeblich befürchtete er seine Ermordung, sobald die „Blüten“ fertig gestellt sind.

Vladislav L. werden hervorragende Kenntnisse für die Herstellung von Wertpapieren und Banknoten nachgesagt. Dass er in diesem deutschlandweit einzigartigen Verfahren mit einer vergleichsweise milden Strafe davon kam, hängt damit zusammen, dass er sich gegenüber dem Gericht kooperativ zeigte und auspackte. Der Mann wird wohl als Kronzeuge in weiteren Verfahren auftreten, die in den nächsten Monaten gegen die Hintermänner der Fälscheraktion eröffnet werden. Da er Grund zur Annahme hat, dass ihm seine ehemaligen Kumpane nach dem Leben trachten, wurde er in ein Zeugenschutzprogramm genommen. Strafmildernd wirkte sich aus, dass L., dem ein Psychiater sehr gute Intelligenz, aber auch Geltungssucht bescheinigte, versucht hatte, verschiedene Polizeibehörden per e-Mail auf die Caputher Fälscherwerkstatt aufmerksam zu machen. Im Gerichtsverfahren konnte nicht geklärt werden, warum die Verfolgungsbehörden monatelang seine Hinweise ignoriert hat.

Laut Polizeiangaben waren die in Caputh entdeckten halbfertigen 50-Euro-Scheine von „äußerst hochwertiger Qualität“. Der Umfang der Ende 2004 festgestellten Falsifikate wurde als deutschlandweit einmalig bezeichnet. Die Potsdamer Staatsanwaltschaft verspricht sich von weiteren Gerichtsverfahren Hinweise auf die Organisation des Fälscherringes, zu dem L. gehörte. Vermutet wird, dass die 50-Euro-Noten im Wert von fünf, zehn oder gar hundert Millionen, deren Produktion in Caputh so abrupt beendet wurde, nicht in der „Ameisentour“, sondern mit Hilfe italienischer Mafiabankiers in den internationalen Geldkreislauf geschleust werden sollten. Davon zumindest hatte L. bei den Vernehmungen gesprochen.

Helmut Caspar

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