Bauakademie macht Fortschritte -
Der gemauerten Ecke folgte jetzt ein Saal ganz aus Ziegelsteinen



Hinter der Plastikfassade der Bauakademie auf dem Schinkelplatz tut sich was. Die Finanzierung des Wiederaufbaus ist allerdings noch nicht gesichert. (Foto: Caspar)

Eine riesige Konstruktion aus Stahlrohren und dunkelrot bemalten Plastikplanen wirbt auf dem Schinkelplatz für den Wiederaufbau der Bauakademie. Schaut man die Fassadensimulation genauer an, so sieht man, dass eine Ecke bereits gemauert ist. Jetzt ist im Inneren ein erster Saal entstanden, und irgendwann wird die 1831 bis 1836 einer Fläche von 46 mal 46 Metern errichtete Bauakademie "aus Ruinen" wiedererstanden sein.

Das von den Berlinern wegen der Farbe der verwendeten Ziegel "roter Kasten" genannt Haus war das Amts- und Wohnhaus seines Erbauers, des preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841). Im Zweiten Weltkrieg zerstört, sollte es aufgebaut werden, doch wurde nichts daraus, weil es dem DDR-Außenministerium im Wege stand, das nach der Wiedervereinigung abgerissen wurde. Allerdings hat man den figürlichen Schmuck und viele dunkelrote Ziersteine der alten Bauakademie für eine mögliche Rekonstruktion an anderer Stelle geborgen. Diese Relikte tun nun beim schrittweisen Wiederaufbau gute Dienste.

Als erstes wurde vor fünf Jahren eine Probeecke von Lehrlingen aus Berlin und Brandenburg errichtet. Damit wollte das Berliner Bauhandwerk und speziell der Bildungsverein Bautechnik die Leistungsfähigkeit der angehenden Maurer, Zimmerer, Tischler, Stukkateure und anderen Handwerker unter Beweis stellen. Was man beim Umrunden der rot bemalten Installation nicht sieht, ist ein mit drei Säulen ausgestatteter Saal im Inneren, der genau nach Schinkels Vorgaben aus Ziegelsteinen gemauert und gewölbt wurde.

„Der Saal ist im Rohbau fertig, demnächst werden die aus Eichenholz konstruierten Fenster eingesetzt und die Wände verputzt. Dann können hier Vorträge und Podiumsdiskussionen veranstaltet und, wenn die klimatischen und sicherheitstechnischen Voraussetzungen geschaffen sind, auch Ausstellungen durchgeführt werden“, kündigt der mit dem Wiederaufbau der Bauakademie befaßte Architekt Hans Kollhoff an. Eine solche Dokumentation könnte von der Geschichte, Bedeutung und Zukunft der Bauakademie berichten und auch seinerzeit geborgene Details von der Fassade und Beispiele für den antikisierenden Reliefschmuck präsentieren. Hans Kollhoff, der auch Präsident der Internationalen Bauakademie Berlin ist, beziffert die Kosten des Wiederaufbaues mit 25 Millionen Euro. „Das Land Berlin stellte das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung, will sich aber nicht an den Baukosten beteiligen. Daher werden Sponsoren gesucht, und es müssen Bankkredite aufgenommen werden. Wer will, kann einen mit Schinkels Kopf geschmückten Stein für eine Spende von 25 Euro erwerben. Damit hoffen wir, einen Teil der Kosten einspielen zu können“, hofft der Architekt. Da 2006 der 225. Geburtstag von Schinkel begangen wird, rechnet er mit verstärktem Interesse auch am Wiederaufbau der Bauakademie, die zu seinen bedeutendsten Werken zählt.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"