Bronzefunde aus der Römerzeit -
Archäologen entdeckten in Biesdorf Süd Siedlungsspuren aus sieben Jahrhunderten



Grabungstechniker Udo Birkenstock in Biesdorf Süd vorsichtig eine Feuerstelle frei. (Foto: Caspar)

Seit Jahren wird in Biesdorf Süd, dem grünen Quartier des Bezirks Marzahn direkt an der Bundesstraße 1, gebaut und gegraben. Die Straßen, die nach Schmetterlingen benannt sind, werden von Einfamilien- und Reihenhäusern gesäumt. Weitere Wohnhäuser sollen in den kommenden Jahren entstehen, und das bedeutet für die Archäologen vom Berliner Landesdenkmalamt viel Such- und Vermessungsarbeit. Die Funde umfassen einen Zeitraum von etwa sieben Jahrhunderten und reichen von der vorrömischen Eisenzeit im zweiten vorchristlichen Jahrhundert bis in die Völkerwanderungszeit um 500 nach Christus. „Bisher haben wir angenommen, dass die Besiedlung an dieser Stelle bereits im zweiten nachchristlichen Jahrhundert abgebrochen wurde. Nun zeigt sich anhand der Siedlungsspuren, dass Menschen hier noch viel länger gelebt haben“, erläutert der Archäologe Kai Schirmer. Offensichtlich sei das Wuhletal für unsere Vorfahren attraktiv gewesen, denn hier hätten sie alles vorgefunden, was sie für ihr Leben brauchten – Wasser für die Landwirtschaft, Bauholz aus den benachbarten Auenwäldern und Lehm für ihre Hütten, Ton zum Herstellen von Keramiken, sogar Raseneisenerz, das man verhüttet hat, etwa um daraus Waffen zu schmieden.

Sensationell sind laut Schirmer Funde, die auf Kontakte der Ur-Biesdorfer zu den Römern deuten. „Wir haben Teile der Kleidung eines höheren römischen Militärangehörigen gefunden, die irgendwie in den Besitz eines hier lebenden Germanen kamen. Darunter befinden sich Schnallen und Fibeln aus Bronze, mit denen die Textilien zusammengehalten wurden“, erläutert der Archäologe. Da außerhalb des römischen Imperiums lebende „Barbaren“ häufig in römischen Diensten standen, hätten solche Uniformteile, von denen einige aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert stammen, oder auch andere Mitbringsel den weiten Weg an den Rand des heutigen Berlin genommen.

Für eine lange Besiedlungszeit des Wuhletals spricht die Entdeckung von Hausumrissen, die sich nur noch an Verfärbungen im Boden ausmachen lassen sowie von mehr als 30 Brunnen. Dazu kommen zahllose Feuerstellen, die durch aufgeschichtete Steine mit schwarzer Brandfärbung aufzufinden sind. Hier entfernt Grabungstechniker Udo Birkenstock mit Schaber, Kelle und Pinsel vorsichtig das Erdreich und legt Tonscherben beiseite. Vielleicht kann man die Reste wieder zu ganzen Gefäßen zusammenfügen.

Das Grabungsgelände verlassen hat vor ein paar Jahren ein zweitausend Jahre alter Kalkbrennofen. Diese archäologische Rarität wurde nach ihrer genauen Vermessung als Block aus dem Erdreich geborgen und kann jetzt im Bereich des Rüdersdorfer Zementwerk, ein paar Kilometer weiter östlich von der originalen Fundstelle, als Zeugnis für die Umwandlung von Kalkstein in Löschkalk besichtigt werden.

Helmut Caspar

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