Bronzesoldaten werden dunkel getönt -
In Schöneiche erhalten Rotarmisten vom Treptower Ehrenmal letzten Schliff



Vorsichtig glättet Jürgen Seiler in der Schöneichener Bildgießerei Schweissnähte bei einem der knienden Rotarmisten. Die Patinierung der Goldbronze kann bald beginnen. (Foto: Caspar)

Die Restaurierung der Bronzefiguren vom Treptower Ehrenmal geht in die letzte Runde. Der tonnenschwere Rotarmist mit dem Kind auf dem Arm und weitere Figuren waren im Oktober vergangenen Jahres abgebaut, in Einzelteile zerlegt und nach Samtens auf Rügen in eine Metallbaufirma geschafft worden. Dort haben Restauratoren Risse geschlossen, Löcher ausgebessert und die innere Stützkonstruktion samt Verschraubungen erneuert. Mit einem Sandstrahlgerät wurden dicke Schmutzkrusten, die sich in den vergangenen 50 Jahren angesammelt haben, entfernt.

Diese Prozedur hinterließ auf der Bronze eine goldglänzende Oberfläche, die aber nur ein Zwischenzustand ist, denn das Metall muss noch patiniert werden. Dies geschieht in der Bildgießerei Seiler in Schöneiche bei Berlin. Zwei überlebensgroße Rotarmisten haben im Gießsaal Platz gefunden. Bevor sie demnächst im Treptower Ehrenmal aufgestellt werden, legt Jürgen Seiler letzte Hand an. Mit einem schnell rotierenden Poliergerät glättet er vorsichtig Schweißnähte und andere Unebenheiten, eine Arbeit, die viel Fingerspitzengefühl und eine ruhige Hand erfordert. Während Jürgen Seiler mit dem leise surrenden Gerät über das Metall geht, erzählt er, dass Rotarmisten die knienden Bronzesoldaten und andere Figuren mit Schuhcreme einschmieren mussten, wenn wieder einmal eine große Kranzniederlegung im Treptower Ehrenmal veranstaltet wurde. Auch diese Schichten sind bereits entfernt.

„Die goldglänzenden Oberfläche kann natürlich so nicht bleiben“, sagt Dieter Seiler, einer von drei Brüdern, die die Traditionsgießerei im Landkreis Oder-Spree betreiben. „Natürlich könnte die Bronze auf normalem Wege ihre grünlich-braune Farbe annehmen. Doch das würde Jahre dauern, und das Ergebnis wäre wegen der Ungleichmäßigkeit des Alterungsprozesses wenig befriedigend“, sagt er. Merklich einsilbig ist der Metallspezialist, wenn man ihn nach der Zusammensetzung der Flüssigkeit fragt, die mit einem Pinsel aufgetragen wird. Das sei ein Betriebsgeheimnis, jeder Gießer habe seine speziellen Lösungen. Nur so viel gibt Dieter Seiler preis, dass die Prozedur mehrfach wiederholt wird, bis das Metall die vom Berliner Landesdenkmalamt gewünschte bräunliche Farbe angenommen hat. „Ganz zum Schluss erhalten die Figuren einen Überzug aus Wachs, der sie vor Wetterunbilden schützt. In einem Jahr wird die Imprägnierung überprüft und dort, wo es nötig ist, nachgebessert“.

In den nächsten Wochen setzen die Brüder Seiler ihre Arbeit auf der Insel Rügen fort. In Samtens wartet der knapp zwölf Meter große Sowjetsoldat mit dem geretteten Kind auf dem Arm auf seine restauratorische Nachbehandlung. Das Glätten und Patinieren kann nicht in der Schöneichener Kunstgießerei erfolgen. Die Einzelteile sind so groß, dass sie nicht in die Werkstatt passen. Wenn alles „so im März“ geschafft ist, wie Jürgen Seiler sagt, wird der in drei Teile zerlegte und frisch patinierte und gewachste Soldaten-Koloss per Schiff nach Berlin transportiert und vom Anlegeplatz in Treptow mit einem Tieflader zum Denkmalshügel im Park gebracht. Dort steht ein Kran bereit, mit dessen Hilfe die Stücke aufeinander getürmt werden. In einem letzten Arbeitsgang werden sie inwendig miteinander verschraubt.

Helmut Caspar

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