Hohenzollernscher Prachtbau
mit eigenem Museum - Berliner Dom feiert sich
und seine Architekten mit einer neuen Ausstellung



Wer das große Dommodell mit dem 1905 eingeweihten Dom am
Berliner Lustgarten vergleicht, wird viele Unterschiede feststellen. (Foto: Caspar)

Berlin besitzt etwa 170 Museen, und gestern ist ein neues hinzugekommen – das Dommuseum. Jetzt können Besucher nicht nur die kronengeschmückten Särge in der Hohenzollerngruft betrachten, sondern sich auch ein paar Stockwerke höher mit der Geschichte des Kuppelbaus am Lustgarten vertiefen. Anhand von maßstabsgerechten Modellen, die wie durch ein Wunder die Kriegs- und Nachkriegszeit überstanden haben, sowie von Gemälden auf Leinwand und Porzellanvasen, vergilbten Bauplänen und Fotografien sowie anderen Zeugnissen wird ein Stück preußisch-deutscher Kirchen- und Baugeschichte anschaulich. Ausführlich würdigt die Ausstellung auch jene Architekten und Bildhauer, die sich um die kurfürstliche und königliche Hofkirche und ihre repräsentative Ausstattung mühten. Die Reihe reicht von Schlüter über Knobelsdorff bis zu Schinkel, Stüler und schließlich Raschdorff, dessen mehrfach überarbeiteter Neubauentwurf zwischen 1893 und 1905, von Wilhelm II. persönlich gefördert und vielfach abgeändert, nach Abriss des Schinkelschen Vorgängerbaus errichtet wurde.

Beim Rundgang durch das neue Dommuseum ist zu erfahren, dass sich der mit dem Bau des Gotteshauses beauftragte Architekt Julius Carl Raschdorff hochkarätiger Künstler zur Ausschmückung des Gotteshauses bediente. So ließ er von führenden Bildhauern Figurenmodelle entwerfen, die erst zur Ausführung kamen, wenn der Kaiser zugestimmt hatte. Proben dieser Bildhauerarbeiten werden in der Ausstellung ebenso gezeigt wie ein begehbares, mit Spiegeln versehenes Modell im Maßstab 1:25, das Einblicke in die Predigtkirche, das kaiserliche Treppenhauses und die Denkmalskirche gewährt.

Bei der Übergabe des Dommuseums an die Öffentlichkeit dankte gestern die Vorsitzende des Domkirchenkollegiums Irmgard Schwaetzer dem Dombauverein, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Landesdenkmalamt und der Bundesregierung sowie vielen privaten Spendern, die sich für das Dommuseum eingesetzt haben. Es sei vor allem dem unermüdlichen Drängen und Sichten des jetzt im Ruhestand befindlichen Dombaumeisters Rüdiger Hoth zu danken, dass das Dommuseum aus langem Schlaf erwachte. Er habe systematisch auf diese Ausstellung hingearbeitet und sich von Rückschlägen nicht beirren lassen. In den kommenden Jahren soll das Dommuseum ausgebaut werden. So werden in weiteren Räumen Bilder und Dokumente zur mehr als 400jährigen Geschichte der Domgemeinde ausgestellt. Im Mittelpunkt dieses zweiten Abschnittes wird unter anderem das Wirken bedeutender Domprediger stehen, doch sollen auch die Beziehungen der Gemeinde zur Stadt Berlin und zu den Hohenzollern gewürdigt werden.

Anm.: Wegen ursprünglich vorhandener störender Publikumsköpfe enthält das Bild ein paar Retuschen links am Modell.

Helmut Caspar

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