Betoninjektionen für das Ephraimpalais -
Die toskanischen Säulen und Balkons an Berlins schönster Ecke müssen stabilisiert werden



Die Säulen, die den prächtigen Balkon rund um das Ephraimpalais stützen, werden in den kommenden Monaten durch Betoninjektionen stabilisiert. (Foto: Caspar)

Das wohl schönste Eckgebäude der Hauptstadt, das 1762 bis 1766 für Veitel Heine Ephraim, den jüdischen Heereslieferanten und Münzpächter Friedrichs des Großen, errichtete Ephraimpalais an der Poststraße im Nikolaiviertel, zeigt sich in wenig schönem Zustand. Seit fast einem Jahr wird der Blick auf die prächtige Rokoko-Fassade mit des vergitterten Balkons durch ein Holzgerüst verstellt. Die Stützen sind nötig, weil sich die toskanischen Säulen, auf denen sich der untere Balkon um das runde Eckgebäude zieht, um ein paar Zentimeter abgesenkt haben und die Verbindung der vorgeblendeten Fassade zum eigentlichen Haus nicht mehr stabil ist. Die Stiftung Stadtmuseum Berlin ist über diesen Zustand nicht erfreut. Besucher des Ephraimpalais müssen einen durch Holz abgestützten Eingang passieren, um in die Ausstellungen zu gelangen. Das mag manche Interessenten abschrecken.

Hilfe ist dringend erforderlich, und die wird noch in diesem Winter kommen, versichert der mit der Planung der Stabilisierungsarbeiten befasste Architekt Achim Krekeler. Zurzeit würden die Ausführungsplanung und die Ausschreibung vorbereitet. „Zwischen dem Hauptgebäude, also dem Ephraimpalais, und der davor gesetzten Fassade gibt es Spannungen. Das Haus und sein Vorbau reagieren unterschiedlich auf den weichen Untergrund und die Erschütterungen auf der Straße“, erklärt Krekeler und weist darauf hin, dass das Fundament beim Wiederaufbau des Ephraimpalais Mitte der 1980er Jahre unter den Säulen mit nur einem Meter Tiefe viel zu flach gegründet wurden.

Geplant ist, die beanstandeten Partien unter den Säulen durch eine Hochdruckinjektion aus flüssigem Beton zu verstärken. Sicherheitshalber werden im Vorfeld dieser Maßnahme die vergoldeten Gitter und die auf dem Balkon stehenden Sandsteinputten abgebaut und eingelagert. Hingegen bleiben die Säulen stehen. Alles soll so schonend wie möglich vonstatten gehen, handelt es sich doch um eine zum Teil noch original überlieferte Fassade des von den renommierten Architekten Friedrich Wilhelm Diterichs gebauten und Ende des 19. Jahrhunderts von Hermann Blankenstein erweiterten Stadtpalais, das 1935 wegen der Erweiterung des Mühlendamms abgetragen und erst im Zusammenhang mit der 750-Jahrfeier Berlins von 1985 bis 1987 wieder aufgebaut wurde. Dabei waren die seinerzeit im Westteil der Stadt eingelagerten und im Rahmen eines Kulturgüteraustausches nach Ost-Berlin zurückgegebenen Säulen und Architekturfragmente verwendet worden. Da die Bauarbeiten zum Teil bei laufendem Ausstellungsbetrieb durchgeführt werden sollen, kann die Stiftung Stadtmuseum im Ephraimpalais auch im kommenden Jahr ihre Schätze präsentieren.

Helmut Caspar

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