Europas Juden im Mittelalter -
Ausstellung im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums Berlin



Aus 552 Goldmünzen des frühen 14. Jahrhunderts besteht der Schatz vom Neupfarrplatz in Regensburg. (Foto: Museumsjournal 2/2005)

Noch bis zum 28. August 2005 zeigt das Deutsche Historische Museum Berlin (DHM) die Ausstellung „Europas Juden im Mittelalter“. Die Schau im Pei-Bau hinter dem barocken Zeughaus an der Straße Unter den Linden, dem Sitz des DHM, geht von der Antike aus und beschreibt Anfänge und Entwicklung jüdischen Lebens außerhalb des Landes Israel. Sie konzentriert sich auf Ansiedelungen am Rhein und auf der Iberischen Halbinsel und betrachtet die fortschreitende Vertreibung der Juden die daraus resultierende Erschließung neuer Siedlungsräume. Einen Schwerpunkt der in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer veranstalteten Ausstellung bilden Speyer, Worms und Mainz. Diese rheinischen Städte beherbergten im Mittelalter bedeutende jüdische Gemeinden, die zu geistigen Zentren ihrer Zeit gehörten. Besucher erfahren, wie und wovon Juden im Mittelalter lebten, wo sie ihre Gemeinden hatten und wie sie ihrem Glauben nachgingen, welcher Pressionen durch christliche Mitbürger sie ausgesetzt waren, wie man sie ausgrenzte und verfolgte, aber auch wie man sie als Finanzfachleute zur Geldbeschaffung nutzte.

Dokumentiert werden jüdische Riten und Gebräuche; zu sehen sind aus zahlreichen Sammlungen entliehene Kultgegenstände aus Synagogen und Dinge des Alltags. Die Spannbreite reicht von reich bestickten Tora-Vorhängen über hebräische Manuskripte und mittelalterliche Architekturfragmente bis zu Münzfunden. Wirtschafts- und religions- und kulturgeschichtliche Bedeutung besitzt der bisher noch nicht publizierte Schatzfund von Erfurt mit Silbermünzen, Schmuckgegenständen, Bechern und anderen Hinterlassenschaften. Er besteht aus mehr als 3000 französischen Tournosen, ergänzt durch einige rheinische Nachahmungen dieser damals beliebten Groschenmünzen aus Silber. Schlussmünze des Schatzes, dessen Vergrabung im Zusammenhang mit einem Pogrom im Pestjahr 1349 in Erfurt stehen soll, ist eine Prägung von Adolf VIII. von Berg (Anfang 14. Jh.). Zu sehen sind ferner der aus 552 Goldgulden bestehende Schatzfund vom Neupfarrplatz in Regensburg (Anfang 14. Jh.) und der aus Speyerer Hellern (Mitte 14. Jh.) und Gefäßen bestehende Schatz von Lingenfeld am Oberrhein, der einem jüdischen Geldverleiher gehört haben soll. Die Ausstellung ist täglich von 10-18 Uhr geöffnet. Der Katalog mit 288 Seiten und zahlreichen Abbildungen kostet 19,90 Euro.

Helmut Caspar

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