„Friede kann nur in Freiheit bestehen“ -
Bronzenes Flammendenkmal auf dem Ernst-Reuter-Platz wird gereinigt und konserviert



Betina Ross überzieht Bernhard Heiligers „Flamme“ auf dem Ernst-Reuter-Platz mit einer dünnen Wachsschicht. (Foto: Caspar)

Auf dem Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg ist die Metallrestauratorin Betina Ross dabei, eine riesige Bronzeskulptur, die „Flamme“ des Bildhauers Bernhard Heiliger, zu reinigen und zu konservieren. Seit der Aufstellung im Jahre 1963 hat sich Straßendreck aller Art auf dem grün patinierten Metall abgelagert, und außerdem haben sich durch Erschütterungen, innere Spannungen und Temperaturschwankungen in dem Metall feine Haarrisse gebildet.

Die Arbeiten spielen sich nicht unter freiem Himmel ab, sondern in einem provisorischen Atelier aus Stahlrohren, die mit weißen Plastikplanen verkleidet sind. Betina Ross, die vor einigen Jahren mithalf, das Bronzedenkmal Friedrichs des Großen Unter den Linden zu restaurieren, hat in den vergangenen Wochen mit Bürsten und Pinseln Schmutzkrusten entfernt sowie Risse und Löcher geschlossen. Jetzt trägt sie mit einer Art Föhn bei 600 Grad Celsius eine dünne Wachsschicht auf die Bronze auf. Dadurch wird das zerklüftete und raue Metall vor weiterer Korrosion bewahrt, und außerdem verleiht der Überzug der Bronzeskulptur einen stumpfen Glanz.

Wie Petra Porsche von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erklärt, hätten Untersuchungen ergeben, dass die Statik der Flammenskulptur in Ordnung ist. Eine Demontage der Einzelteile und die Erneuerung des Stützkorsetts seien nicht nötig. Allerdings müsse das Metall an kaum sichtbaren Stellen angebohrt werden, um die Hinterlüftung des zum Teil mit Beton ausgefüllten Innenraums zu gewährleisten. Damit wird der Bildung von Schwitzwasser begegnet.

Die 4,5 Meter hohe Flammenskulptur vor dem Gebäude der Architekturfakultät der TU Berlin ist ein treffliches Symbol für Hoffnung, Freiheit und Unabhängigkeit, aber auch für Zerstörung und Tod. Sie spielt auf die gefährliche Situation im damals geteilten Berlin an, dessen westliche Bezirke durch die sowjetische Blockade vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 zu Wasser und zu Land von der Außenwelt abgeschnitten wurden und nur durch die Luft versorgt werden konnte. Auf einer Tafel vor der Flammenskulptur wird mit den Worten FRIEDE KANN NUR IN FREIHEIT BESTEHEN an den Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter erinnert. Er rief die Weltöffentlichkeit am 9. September 1948 bei einer Kundgebung mit 300 000 Teilnehmern vor dem damals noch zerstörten Reichstagsgebäude auf, den durch die Blockade abgeschnittenen westlichen Teil der deutschen Hauptstadt nicht im Stich zu lassen. Reuter forderte die westlichen Siegermächte auf, sich ihrer Verantwortung für die Freiheit der Stadt nicht zu entziehen. „Ihr Völker der Welt, Ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass Ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und preisgeben könnt“.

Helmut Caspar

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