Schöne, schreckliche Welt -
Bilder und Grafiken des spanischen Malers Goya in der Alten Nationalgalerie



Den „Sonnenschirm“ malte Goya im Jahre 1777.
(Foto: Museum Prado)

Zu ihrem 175jährigen Bestehen machen sich die Staatlichen Museen zu Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Ausstellung von 80 Bildern und Grafiken des spanischen Malers Francisco de Goya (1746-1828) ein besonderes Geburtstagsgeschenk. Gezeigt werden bis zum 3. Oktober in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel weltberühmte Werke, die das Museo Nacional del Prado in Madrid sowie weitere Sammlungen nach Berlin entliehen haben. Besucher lernen Goyas schöne und zugleich schreckliche Welt kennen, allen voran Bildnisse von Angehörigen des spanischen Königshauses und anderen Zeitgenossen des Künstlers, der 1789 zum Hofmaler ernannt wurde und zum beliebtesten Porträtisten in Spanien vor und nach 1800 avancierte. In dieser Position war der „Prophet der Moderne“, so der Untertitel der Ausstellung, nicht darauf angewiesen, gekrönte Häupter und andere Granden um Aufträge zu bitten. Vielmehr waren sie es, die bei ihm anstanden, um von ihm gemalt zu werden.

Zu den bisher noch nie im Ausland gezeigten Kostbarkeiten aus allen Schaffensphasen gehören auch Entwürfe Goyas für farbenprächtige Tapisserien, welche die königlichen Gemächer schmückten. Auf ihnen ist in faszinierender Weise die bunte Lebenswelt der Spanier festgehalten. Zu den Schaustücken zählen ferner düstere Gefängnisszenen und solche aus dem Irrenhaus, aber auch Grafikzyklen, in denen Goya sein Erschrecken vor menschlichen Abgründen in einer Zeit zwischen Mittelalter und Industriezeitalter ausdrückte. Die drastische und phantasievolle Darstellung von Alp- und Wachträumen, aber auch von Szenen aus der Welt der Inquisition und von den Schlachtfeldern seiner Zeit machten Goya in Verbindung mit seiner realistischen, ganz auf den Menschen zielenden Bildniskunst zu einem der bedeutendsten Wegbereiter der europäischen Moderne. Deutlich wird in der Schau die ganze Bandbreite im Schaffen des Künstlers. Sie reicht von heiteren Genreszenen im Stil des Rokoko bis zu Szenen voller Monstern, Hexen und Teufeln.

Bei der Eröffnung der „Kunstausstellung des Jahres“ zeigte sich der Generaldirektor der Staatlichen Museen Peter-Klaus Schuster überaus glücklich, daß die Goya-Ausstellung nach zwölfjährigen Vorbereitungen nun endlich in Berlin gezeigt werden kann und nach ihrer Schließung weiter nach Wien geht, wo sie vom 18. Oktober 2005 bis zum 8. Januar 2006 im Kunsthistorischen Museum gezeigt wird. Von diesem großartigen Kunstereignis werde ein ähnlich großer Erfolg wie bei der Ausstellung des Museum of Modern Art (MoMA) in der Neuen Nationalgalerie mit 1,2 Millionen Besuchern erwartet. Da sich viele Goya-Bilder in spanischem Privatbesitz befinden, sei es für die Staatlichen Museen und das Kunsthistorische Museum in Wien nicht einfach gewesen, sie an die Spree beziehungsweise die Donau zu bekommen, betonte Schuster. Aber der ehrgeizige Plan sei Dank guter Verbindungen und einer geduldigen Museumsdiplomatie aufgegangen und werde, so ist Museumschef Schuster überzeugt, zahlreiche Besucher mobilisieren. Wer in die Nationalgalerie komme, werde für längeres warten mehr als belohnt.

Die Alte Nationalgalerie ist Dienstag und Mittwoch von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag von 10 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 10, ermäßigt 5 Euro. Der Katalog mit 355 Seiten kostet 20 Euro.

Helmut Caspar

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