Bücher in guten Händen
Staatsbibliothek dokumentiert Methoden der Bestandserhaltung

Bücher brauchen Pflege, sonst leben sie nicht lange. Besonders neuere Bücher und Zeitungen sind wegen des seit Mitte des 19. Jahrhunderts verwendeten säurehaltigen Industriepapiers hoch gefährdet. Von den etwa zehn Millionen Druck- und Handschriften der 1661 gegründeten Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz zeigt ein großer Teil erhebliche Verschleißspuren. 1,5 Millionen Bände haben Einbandschäden, 3,5 Millionen Bücher und Zeitungen bestehen aus einem sich selbst zersetzenden säurehaltigen Industriepapier. Stück für Stück werden sie entsäuert und erhalten so eine Überlebenschance.

Eine neue Ausstellung im Haus II der Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße 33 im Bezirk Tiergarten mit dem Titel „In guten Händen“ gestattet einen Blick in den Arbeitsalltag der Berliner Restauratoren und Reprografen. Gegen den schleichenden Büchertod anzukämpfen, erfahren die Besucher, ist eine Sisyphusarbeit. Die Spezialisten müssen bei den unzähligen zu bearbeitenden Büchern, Handschriften, Flugblättern, Stichen, Zeitungen, Zeitschriften oder Landkarten dringende und ganz dringende Fälle unterscheiden. Die wichtigsten Stücke werden in der Bibliothek bearbeitet, andere ausser Haus gegeben.

Gezeigt wird eine Auswahl unrestaurierter, fast schon zerfallener Bücher. Dazu kommen kostbare, aber beschädigte Einbände, die die hohe Wertschätzung des gedruckten Wortes in früherer Zeit unterstreichen. Besucher können sich an den in traditioneller Handarbeit wiederhergestellten Druck- und Handschriften erfreuen, die dazu verwendeten Werkzeuge und Materialien versetzen einen in vergangene Zieten. An Monitoren laufen Videofilme. Sie schildern spektakuläre Restaurierungsprojekte wie die Rettung der 3000 vom Tintenfraß befallenen Bach-Noten oder die Wiederherstellung der größten Pergamenthandschrift einer hebräischen Bibel aus dem Jahr 1343, genannt „Erfurt 1".

Wie die Kommissarische Generaldirektorin der Staatsbibliothek, Barbara Schneider-Kempf, bei der Ausstellungseröffnung sagte, bestehe in allen Abteilungen großer Restaurierungsbedarf. Jeden Tag komme bei der Sichtung der Bestände eine neue Katastrophe zum Vorschein. Und die Mittel reichten angesichts der riesigen zu bearbeitenden Mengen nicht aus. Gäbe es nicht den Verein Freunde der Staatsbibliothek und viele andere Helfer aus dem In- und Ausland, hätte man kaum die Restaurierung der Bach-Noten angehen können. Natürlich wirbt die sehenswerte Schau auch um neue Sympathisanten für das gedruckte Wort und private Geldgeber. Wer möchte, kann Mitglied eines Fördervereins werden oder spenden. Formulare liegen aus.

„In guten Händen. Bestandspflege an der Staatsbibliothek zu Berlin“ bis 13. September 2003 im Haus Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin, Montag bis Freitag 10 - 19 Uhr, Samstag 10 - 17 Uhr, Eintritt ist frei.

Helmut Caspar

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