Schöpfer des modernen Preußen -
Staatskanzler Hardenberg soll in Berlin mit einem nach alten Vorlagen neu geschaffenen Denkmal geehrt werden



Ob ein Neuguss des Hardenberg-Denkmal den Platz vor dem Abgeordnetenhaus als Pendant zum Denkmal des Freiherrn vom Stein schmücken wird, hängt von der Finanzierung ab. (Repro: Caspar)

Der 1815 von König Friedrich Wilhelm III. mit einem Fürstentitel und dem Gut Neuhardenberg „begnadete“ preußische Staatskanzler Karl August von Hardenberg (1750-1822) besaß in DDR-Zeiten so geringes Ansehen, dass man sein auf dem Berliner Dönhoffplatz aufgestelltes Bronzedenkmal eingeschmolzen hat. In bilderstürmerischem Übereifer wurde auch das Rittergut Neuhardenberg im Landkreis Märkisch Oderland in Marxwalde umbenannt, und in den Geschichtsbücher las man kaum etwas über die Leistungen des Politikers als Schöpfer des modernen Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Auch die von ihm mit weiteren Reformpolitikern initiierte Bauernbefreiung und die Gewährung der Gewerbefreiheit galten wenig. Mit dem Pendant, dem ebenfalls auf dem Dönhoffplatz aufgestellten Denkmal des preußischen Reformpolitikers Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757-1831) ging man in der DDR vorsichtiger um. So wurde 1980 wurde das Werk des Bildhauers Hermann Schievelbein aus dem Depot geholt und Unter den Linden in Berlin aufgestellt. Seit 2003 steht der sorgsam restaurierte Bronze-Stein aufgrund einer Initiative des Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses Walter Momper vor dem Preußischen Landtag, in dem das Berliner Parlament tagt.

Momper sähe es zu gern, wenn neben Stein nun auch der vom Bildhauer Martin Götze gestaltete Hardenberg einen Ehrenplatz vor dem Tagungsstätte der Berliner Abgeordneten bekommt. Da allerdings das im späten 19. Jahrhundert gegossene Original auf Nimmerwiedersehen im Schmelztiegel verschwunden ist, würde auch ein kleines Denkmalmodell helfen, das bei Nachkommen des Staatskanzlers erhalten blieb. Es müsste nur auf die ursprüngliche Höhe von 2,80 Metern vergrößert werden, eine Arbeit, die für geschickte Bildhauer keine Hürde darstellt.

Problematischer hingegen ist die Finanzierung des Projekts, dessen Realisierung laut Momper rund 60 000 Euro kosten würde. Doch da das Land Berlin für derartige Ehrungen kein Geld hat, hofft der Parlamentspräsident auf private Sponsoren. Es wäre nicht das erste Mal, dass auf diesem Wege verlorene Denkmäler nach alten Vorlagen neu erschaffen werden. Aus den vergangenen Jahren gibt es dafür einige interessante Beispiele. So wurde ein ebenfalls in DDR-Zeiten eingeschmolzenes Bronzedenkmal Friedrichs II., des Großen, in Friedrichshagen nach alten Vorlagen neu geschaffen. Auf dem Schinkelplatz unweit der Schlossbrücke in der Mitte der Stadt hat man die Kopie eines in der Landwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität erhaltenen Bronzedenkmals zur Erinnerung an den Begründer der Landwirtschaftslehre Albrecht Daniel Thaer neben die Monumente für Preußens obersten Baumeister Karl Friedrich Schinkel sowie den Direktor der Gewerbeakademie Peter Beuth platziert. Einer großzügigen privaten Spende ist auch die vor einiger Zeit erfolgte Aufstellung des Zweitgusses eines Heine-Denkmals im Kastanienwäldchen nahe der Neuen Wachen Unter den Linden zu verdanken.

Helmut Caspar

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