Von der Klorolle bis zum Trabant -
Museum des DDR-Alltags sucht noch Exponate und will ab Frühjahr 2006 am Hackeschen Markt ausstellen

Im Frühjahr 2006 soll am Hackeschen Markt ein Museum der DDR-Alltagskultur eröffnet werden. Die werde die Lücke zwischen Mauer- und Stasigedenkstätten auf der einen Seite und verharmlosenden Ostalgieshows und Spielfilmen schließen, kündigt Projektleiter Robert Rückel an. Derartiges gebe es in Berlin noch nicht, wo Erinnerungsstätten zwar die Opfer von Stasi und Mauer würdigen, das alltägliche Leben unter Ulbricht und Honecker aber umgehen.

Etwa eintausend Exponate zum Alltag der Bewohner des vor 15 Jahren untergegangenen zweiten deutschen Staates sind Rückel zufolge bereits beisammen. Die Palette reicht vom Eierbecher über originalverpackte Toilettenrollen und Hygieneartikel bis zu Plakaten mit Politsprüchen sowie sogenannten Winkelementen, die bei Aufmärschen mitgenommen wurden, bis zum schnaufenden und rauchenden Zweitakter Marke Trabant. Besucher können sich in der Ausstellung außer diesen Stücken auch Sendungen der „Aktuellen Kamera“ und andere Beiträge des DDR-Fernsehens anschauen. Ausstellungsgestalter Rückel hofft auf Geschenke an das neue Museum und bittet Interessenten, ihre Schubfächer und Abstellkammern nach geeigneten Zeugnissen zu durchstöbern. Spender sollen in der Ausstellung namentlich gewürdigt werden und erhalten auch lebenslangen freien Eintritt.

„Wir denken an Fotos, Briefe und Brigadetagebücher, Möbel, Kleidungsstücke, Bücher, Schallplatten, Radios und Fernseher, aber auch an lange vergessene Dinge aus Bad, Küchen und Kinderzimmern. Wir können buchstäblich alles gebrauchen, was zum Alltag in der DDR gehörte. Das betrifft auch Orden und Auszeichnungen samt Verleihungsurkunden oder Beispiele für den Umgang mit den Behörden“. Manches werde heute nur noch schwer aufzutreiben sein, etwa originale Auslegware oder Lebensmittel, die Dank eines tollen Zufalls alle Modernisierungs- und Aufräumaktionen überstanden haben. Angebote sollten unter der Telefonnummer 030/25762985 mit dem Museumsmanagement abgesprochen werden.

Die Pläne für das geplante Museum und Beispiele für Exponate, die dort gezeigt werden sollen, können vorab schon im Internet unter der Adresse www.ddr-museum.com betrachtet werden.

Helmut Caspar

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