Der Koffer von Marienfelde -
Denkmal wird am 25. November vor Gedenkstätte eingeweiht



Vor der Gedenkstätte Notaufnahmelager im Berliner Ortsteil Marienfelde wird in Kürze ein Bronzedenkmal enthüllt.



Wie es vor Jahrzehnten in den Unterkünften des Notaufnahmelagers Marienfelde aussah, schildert die Ausstellung im Empfangsgebäude. (Fotos: Caspar)

Der Präsident des Abgeordnetenhauses Walter Momper weiht am Freitag, dem 25. November, um 11 Uhr in einer öffentlichen Zeremonie vor dem Ausstellungsgebäude der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde an der Marienfelder Allee 66-80 ein von dem Bildhauer und Kunstgießer Marco Flierl geschaffenes Denkmal ein. Die aus einem Koffer bestehende Bronzeplastik erinnert an jene vier Millionen Menschen, die zwischen 1949 und 1990 oft auf abenteuerlichen Wegen aus der DDR in den Westen flohen und dabei nur ganz wenige Habseligkeiten mitnehmen konnten. Wer bei den drohenden Kontrollen durch die DDR-Grenzer nicht auffallen wollte, musste sich, wie die Ausstellung „Flucht im geteilten Deutschland“ im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Notaufnahmelagers schildert, auf das Allernötigste beschränken. „Solche Koffer versinnbildlichen die Angst vor Entdeckung, aber auch die Hoffnung unzähliger anderer Flüchtlinge auf einen Neuanfang in Freiheit“, beschreibt Gedenkstättenleiter Helge Heidemeyer die Aussage des auf einem flachen Sockel stehenden Denkmals.

Die Ausstellung dokumentiert auf 450 Quadratmetern anhand von zahlreichen Schriftstücken, Fotografien und Plakaten sowie Gegenständen, die als Erinnerungsstücke mitgenommen worden waren, welches die Gründe der Flüchtlinge waren, die DDR zu verlassen, wie ihr Weg in den Westen verlief und welcher Prozeduren sie sich im Notaufnahmelager unterziehen mussten. Geschildert wird auch, wie die SED, die DDR-Regierung und die Staatssicherheit versuchten, der Fluchtbewegung mit einem Mix aus Versprechungen und Diffamierungen entgegenzuwirken und wie das „Feindobjekt Marienfelde“ ausspioniert wurde, auch um Personen, die im Notaufnahmelager untergenommen waren, unter Druck zu setzen und zur Umkehr zu bewegen. Wie Heidemeyer weiter erklärt, haben Interessenten in der 1993 gegründeten Erinnerungsstätte Gelegenheit, sich mit wissenschaftlichen Materialien rund um die Fluchtbewegung aus der DDR vertraut zu machen oder auch eigene Erlebnisse zu Protokoll zu geben.

Das jetzt von Helge Heidemeyer und Bettina Effner im Berliner be.bra-Verlag herausgegebene Buch „Flucht im geteilten Deutschland“ ergänzt die Ausstellung und setzt den vielen an der innerdeutschen Grenze getöteten oder wegen versuchter „Republikflucht“ inhaftierten Menschen ein Denkmal. Der Begleitband zur Ausstellung hat 208 Seiten, zahlreiche Abbildungen und kostet 19,90 Euro (ISBN 3-89809-065-5).

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"