Schneeweißes Weltwunder
Restaurierung des Pergamonaltars geht langsam zu Ende,
aber der Schausaal ist mit Gerüsten zugestellt


Gereinigt und gefestigt wurden bereits die meisten Reliefs
am weltberühmten Pergamonaltar. Foto: Caspar

Berlin. Die vor fast zehn Jahren begonnene Restaurierung des Pergamonaltars auf der Museumsinsel geht langsam zu Ende. Unlängst konnten die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz weitere in strahlendem Weiß glänzenden Marmorpartien vom Südfries der Öffentlichkeit übergeben. Der Ausgräber Carl Humann und weitere Archäologen hatten vor über hundert Jahren die zum Teil noch recht gut erhaltenen Relikte des zu den antiken Weltwundern gerechneten Altars aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert auf Grund von Abmachungen zwischen dem kaiserlichen Deutschland und dem türkischen Sultanat nach Berlin schaffen lassen, wo sie auf der Museumsinsel aufgestellt wurden.

Der mit den Jahren schon angegraute Marmor wurde seit 1994 von dem Restaurator Silvano Bertolin und seinem Team gereinigt, gefestigt und gekittet. Im Rahmen der Generalrestaurierung wurden auch zahlreiche noch im Depot befindliche Bruchstücke dem Figurenfries eingefügt. Wie in einem Puzzlespiel konnten die Köpfe, Teile von Füßen und Händen, Gewandfalten oder auch die Flügelspitze eines Adlers einzelnen Figuren und Partien zugeordnet werden. Alle Reliefteile sind jetzt auf hellen Kalksteinplatten montiert, so dass ein ganz neuer Eindruck von Berlins berühmtestem Museumsstück entsteht. Die insgesamt drei Millionen Euro teuren Restaurierungsarbeiten ergaben neue Erkenntnisse über das ursprüngliche Aussehen des Altars, den man in der Antike zu den Weltwundern zählte.

Da an der Stahlkonstruktion, die das Glasdach über dem Raum mit dem Pergamonaltar und zwei benachbarte Schausäle mit antiken Architekturmonumenten und Plastiken trägt und aus der Nachkriegszeit stammt, mussten zur Notsicherung mehrere Gerüsttürme gebaut werden. Sie müssen von den Besuchern hingenommen werden, auch wenn sie die Sicht auf die Kunstwerke stören. Die Staatlichen Museen wollen die Sanierungsarbeiten am Dach bei laufendem Besucherbetrieb durchführen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gibt die Kosten der Dachsanierung mit etwa vier Millionen Euro an. Auf Grund der eilig in Angriff genommenen Notreparatur des Pergamonmuseums verschiebt sich die Vollendung anderer Sanierungsarbeiten auf der zum Weltkulturerbe gehörenden Museumsinsel um drei Jahre.

Begonnen hat inzwischen die Sanierung des im Zweiten Weltkrieg bei Bombenangriffen beschädigten Markttors von Milet. Dort kam es immer wieder wegen herabfallender Steine zu gefährlichen Situationen, weshalb sich der riesige Säulenbau während der komplizierten Restaurierungsarbeiten den Besuchern nur verhüllt darbietet. Dadurch kann man den Steinfachleuten nicht über die Schulter schauen, wie das bei den Restaurierungsarbeiten am Pergamonaltar möglich war.

Helmut Caspar

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