Porzellan für die bürgerliche Tafel
Kostbarkeiten aus Berliner Manufakturen im Ephraimpalais

Manchmal haben Museen Glück. Sie bekommen komplette Sammlungen geschenkt, allerdings mit der Verpflichtung, einen Katalog zu veröffentlichen und eine Ausstellung zu veranstalten. Beides trifft für die Sammlung von Berliner Porzellan hauptsächlich des 19. Jahrhunderts zu, die der Berliner Jurist und Richter Albrecht Schütze (1937-2001) angelegt hat. In seinem Testament hatte er die Stiftung Stadtmuseum großzügig bedacht. Sie zeigt diese wichtige Neuerwerbung im Ephraimpalais bis zum 12. Oktober unter dem noch von Schütze gewählten Titel „Zur Zierde wie zum Nutzen des Hauses“. Dies geschieht in Verbindung mit Möbeln aus der Biedermeierzeit, in denen die zerbrechlichen Schätze im Haus des Sammlers am Schlachtensee aufgestellt waren.

Zu sehen sind zunächst Ess- und Kaffeeservices, Vasen und Figuren der vor 240 Jahren gegründeten Königlichen Porzellanmanufaktur. Werden sie durch nicht weniger qualitätvolle Stücke aus einem privaten Konkurrenzunternehmen in Berlin-Moabit, der Schumannschen Porzellanmanufaktur (SPM). Wie die stellvertretende Ausstellungskuratorin Isabelle von Feilitzsch erläutert, setzte der Sammler all seinen Ehrgeiz darein, Berliner Porzellan zu erwerben, das auf bürgerlichen Esstischen und Kommoden gestanden hat, und das in anderen Museen nicht existiert. Zugleich habe er etwas gegen die Behauptung tun wollen, Porzellan aus der Gründerzeit nach 1871 besitze geringen künstlerischen Wert. „Porzellan war im 18. Jahrhundert ein ausgesprochener höfischer Gegenstand und in bürgerlichen Familien kaum anzutreffen. Im 19. Jahrhundert konnten sich auch diese das weisse Gold leisten, und die Produktion nahm erheblichen Aufschwung“, sagte die Kunsthistorikerin. Deutlich wird in der Ausstellung, wie sich die Manufakturen bemühten, die Wünsche ihrer Kunden nach „gehobenem“ Design mit viel Gold, ausgefallenen Formen und edler Bemalung zu befriedigen. Manche im Ephraimpalais ausgestellte Stücke unterscheiden sich daher kaum von dem, was für den königlichen Hof geliefert wurde.

Ergänzt wird die sehenswerte Schau in der zweiten Etage des Ephraimpalais durch eine Ausstellung des Keramik-Museums Berlin mit neu erworbenen Stücken aus dem 20. Jahrhundert. Wer noch nie von diesem Museum gehört hat, wird verziehen, denn die vor einigen Jahren gegründete und durch private Schenkungen bestückte Sammlung besitzt zwar rund 6000 Objekte, hat aber keine eigenen Ausstellungsräume und ist nun glücklich, dass ihr das Stadtmuseum die Möglichkeit gibt, eine Auswahl zu zeigen.

„Berliner Porzellan für den bürgerlichen Haushalt des 19. Jahrhunderts – die Sammlung Albrecht Schütze“ bis 12. Oktober im Ephraimpalais, Poststraße 16, 10178 Berlin (Mitte), täglich ausser Montag 10-18 Uhr, Eintritt 3, ermäßig 1,50 Euro. Der Katalog kostet 5,90 Euro.

Helmut Caspar

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