Das Schatzhaus in der "sächsischen Bastille"
Auf der Festung Königstein lagerten in Kriegszeiten Millionen Taler

Dresden. Eine Ausstellung im Georgenburg der Festung Königstein informiert zur Zeit über berühmte Staatsgefangene der sächsischen Kurfürsten und – ab 1806 - Könige, die hier vom 16. bis 19. Jahrhundert inhaftiert waren. Die „sächsische Bastille“ auf einem Felsmassiv hoch über der Elbe war nahezu ausbruchssicher und diente daher auch als Gefängnis. Darüber hinaus wurden in den Katakomben in Kriegs- und Krisenzeiten der aus Millionen Silbertalern sowie Gold- und Silberbarren bestehende Staatsschatz, aber auch Teile der Dresdner Kunstsammlungen und der Archive deponiert. In der Ausstellung über die Inanspruchnahme der Festung als Gefängnis ist zu erfahren, dass hier Kriegsgefangene, Revolutionäre aus den Jahren 1848/49 sowie politische Gegner und Rivalen der Machthaber in Dresden inhaftiert wurden. Einer der berühmtesten Häftlinge war der Erfinder des europäischen Hartporzellans, Johann Friedrich Böttger. Er wurde auf dem Königstein um 1706 vor den heranrückenden Schweden versteckt, die unter dem befehl ihres Königs Karl XII. im Zusammenhang mit dem Nordischen Krieg nach Kursachsen eingefallen waren. Der Apothekenlehrling Böttger hatte um 1700 in Berlin als angeblicher Goldmacher Aufsehen erregt. Doch ehe der brandenburgische Kurfürst und – ab 1701 – preußische König Friedrich I. des geheimnisumwitterten „Goldjungen“ habhaft werden konnte, war dieser nach Wittenberg, ins Herrschaftsgebiet des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken entwichen und kam so vom Regen in die Traufe. August der Starke, durch Kriege, eine luxuriöse Hofhaltung und intensive Bautätigkeit in finanzielle Bedrängnis geraten, verlangte von dem in Haft genommenen Böttger, endlich das künstlich erzeugte Gold vorzuweisen. Böttger wusste seinen Herren immer wieder zu vertrösten. Erst als er die „Richtung“ wechselte und sich mit klugen Naturwissenschaftlern zusammen tat, gelang die Herstellung zunächst des braunen Böttgerporzellans und dann des „weißen Goldes“, also des weißen Hartporzellans auf der Albrechtsburg in Meißen. Der zum Administrator der Meißner Manufaktur ernannte und erst in den letzten Lebensjahren auf freien Fuß gesetzte Böttger wurde nicht alt. Er starb bereits 1719, so ist in der Ausstellung auf dem Königstein zu erfahren, an den Folgen von Vergiftungen, die er sich am Schmelzofen beim Hantieren mit flüssig-heißen Metallen zugezogen hat.

In einem anderen Gebäude im Festungsbezirk, dem aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Schatzhaus, erfahren Besucher etwas über die Funktion des Königsteins als Verwahrstätte gemünzten Silbers, das in Holzfässern transportiert und gelagert wurde. Jedes Fass enthielt 10 000 Taler und wog damit rund 233 Kilogramm. Solche Fässer wurden auch für den Transport von Wertsachen wie Juwelen, Edelsteine sowie Gold- und Silberbarren verwendet. Die Festung Königstein ist von 9 bis 18 Uhr (von November bis März bis 17 Uhr) geöffnet, Eintritt 7, ermäßigt 5 Euro.

Helmut Caspar

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