Bauliche Werte am Wegesrand -
Neue Publikation über Fachwerkscheunen
in Berlin und Brandenburg



Die Scheune auf der Schulfarm Scharfenberg im Tegeler See (Berlin-Reinickendorf) wurde laut Analyse des Holzes nach 1777 errichtet und gehört zu den ältesten erhalten gebliebenen Bauten dieser Art in der Region. Foto aus dem besprochenen Band

Alte Dorfscheunen, zumal wenn sie desolat sind und nicht genutzt werden, gehören bestimmt nicht wie Schlösser, Kirchen und Stadttore zu den Spitzenobjekten unseres baulichen Erbes. Aber gäbe es sie nicht, sie würden uns fehlen. Dieser Überzeugung sind die Leiter der Landesdenkmalämter in Brandenburg und Berlin, Detlef Karg und Jörg Haspel, und dies ist auch eine Kernaussage einer neuen Publikation über Fachwerkscheunen in beiden Bundesländern.

Die im Michael Imhof Verlag Petersberg erschiene Broschüre „Denkmalgeschützte Fachwerkscheunen“ eröffnet eine gemeinsame Publikationsreihe, die in loser Folge über Zeugen der Architektur-, Kunst-, Kultur-, Wirtschafts- und Technikgeschichte in Brandenburg und Berlin berichten und damit sichtbar machen soll, was die unsere Kulturregion zu bieten hat.

Ausgangspunkt der jetzt vorliegenden und mit 10 Euro sehr preiswerten Publikation mit zahlreichen Fotografien, Aufmaßen, Lageplänen und anderen Illustrationen war die Frage vor einem Gericht, ob denn eine abgebrannte Scheune irgendwelchen Denkmalschutz beanspruchen darf und warum man um diese Architekturgattung so viel Aufhebens macht, wie Berlins Landeskonservator Jörg Haspel gestern (12. 2.) bei der Buchpräsentation erklärte.

Der von jungen Konservatoren beider Landesdenkmalämter verfasste Band mit einem Katalog der erfassten Scheunen beantwortet die Frage positiv und greift aus einer Fülle von Scheunen aus Holz mit Lehmverkleidung 28 exemplarische Objekte quer durch die Region heraus, dokumentiert Scheunentyp, Alter, Bauweise und Zustand. Die Studie ist nach Bekunden von Karg und Haspel ein unverzichtbares Nachschlagewerk zur regionalgeschichtlichen Hausforschung und wichtig für Heimatfreunde sowie haupt- und ehrenamtliche Denkmalpfleger. Es mahnt darüber hinaus die Politiker, auf diesen leider zu oft vernachlässigten Bestand zu achten und ihn nicht im Orkus der Geschichte verschwinden zu lassen. Die Studie soll die Öffentlichkeit über „Werte am Wegesrand“, so Detlef Karg sagte, sowie Eigentümer und Bauherren über denkmalverträgliche Nutzungsmöglichkeiten informiert werden. Wenn ausserdem staatliche Mittel und privates Geld von Sponsoren mobilisiert werden, um die fast immer gefährdeten Bauten der Nachwelt zu erhalten, hätten sich die Mühen der Erfassung und Schadenskartierung schon gelohnt. Helmut Caspar BU: Die Scheune auf der Schulfarm Scharfenberg im Tegeler See (Berlin-Reinickendorf) wurde laut Analyse des Holzes nach 1777 errichtet und gehört zu den ältesten erhalten gebliebenen Bauten dieser Art in der Region. Foto aus dem besprochenen Band Hetze gegen Juden ist keine Erfindung der Nationalsozialisten. Sie hat es schon viel länger gegeben, und dabei spielten diffamierende Karikaturen, Bilderbogen, Flugblätter, Postkarten und Gedichte sowie erfundene Geschichten stets eine große Rolle. Die Drucke und Reden reichen von vermeintlichen Humoresken über „Cohn mit der krummen Nase“ über rassistische Sprüche und blanke Diffamierung bis zur offenen Mordhetze. Eine wahrhaft grausige Auswahl ist bis zum 15. Februar 2004 in der Ausstellung „Abgestempelt – Judenfeindliche Postkarten“ im Museum für Kommunikation Berlin zu sehen.

Die Ausstellung im früheren Reichspostmuseum an der Leipziger Straße/Ecke Mauerstraße basiert auf einer Dokumentation, die der Berliner Sammler Wolfgang Haney seit vielen Jahren zusammen getragen hat. Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Frankfurt am Main entstanden ist, zeigt, wie in Deutschland und Österreich bereits im 19. Jahrhundert, ja eigentlich schon lange davor Menschen jüdischen Glaubens lächerlich gemacht wurden, wie man ihnen mit Hilfe des verzerrender Bilder und hetzerischer Parolen die Existenzberechtigung abgesprochen hat und dies auch religiös begründet hat.

Viele in der Ausstellung gezeigte Grafiken aus der Zeit vor der Errichtung der Nazidiktatur (1933) fordern die jüdische Bevölkerung unverblümt zum Verlassen ihrer Heimat auf und weisen ihnen den Weg nach Palästina und in andere Kontinente. Auf zahlreichen Schmähdrucken wird Angst vor so genannten Ostjuden geschürt. Verbal und ganz direkt werden in Deutschland schon vor 1933 den als Wucherer, Parasiten, Halsabschneider, Mädchenschänder und Vaterlandsverräter abgestempelten Juden Fußtritte verpasst, und man liest im Zusammenhang mit so genannten Mischehen auch von „Germanias Schande“.

Die Ausstellung und das dazu gehörige Buch (380 Seiten, zahlr. z. T. farbige Abbildungen, 19,80 Euro) dokumentiert die weltweite Verbreitung antijüdischer Pogromhetze. Postkarten, Plakate und Karikaturen aus Russland vor und nach der Oktoberrevolution (1917) sowie aus Frankreich, Polen, England und den USA sprechen eine deutliche Sprache und zeigen, wie man mit antijüdischen Stereotypen große Massen zu erreichen suchte. Dass sich die rechtsextremistische Subkultur des Vokabulars der Nazis bedient und in ihrer Propaganda alte Bildervorlagen reaktiviert, wird in der Ausstellung ebenfalls deutlich. Die Dokumentation „Abgestempelt“ im Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, 10117 Berlin (Mitte), ist Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"