Warten auf die Dauerausstellung -
Deutsches Historisches Museum kämpft mit Baurecht
und Behörden



Wann das Deutsche Historische Museum im Zeughaus und seinem verglasten Hof seine schon lange angekündigte Dauerausstellung zeigen kann, steht noch in den Sternen. (Foto: Caspar)

Mit rund 600 000 Besuchern hat das Deutsche Historische Museum Berlin (DHM) im zu Ende gehenden Jahr ein Rekordergebnis eingefahren und rangiert damit unter den zehn beliebtesten Museen der Hauptstadt. Das ist die gute Nachricht, denn die schlechte lautet, dass sich die Eröffnung der seit nunmehr vier jahren vorbereiteten Dauerausstellung zur Geschichte der Deutschen von den Anfängen bis zur Gegenwart um ein weiteres halbes Jahr auf das Frühjahr, im ungünstigen Fall sogar auf den Sommer 2005 verschieben wird. „Wir haben alle unsere Hausaufgaben gemacht, sämtliche Ausstellungsstücke sind ausgesucht, die Texte geschrieben, wir könnten mit der Aufstellung der Vitrinen beginnen“, sagte Museumschef Hans Ottomeyer bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2005 und meinte damit jenen Part, den das DHM bei den Planungen für die Schau der Superlative im Erdgeschoss und der oberen Etage des vom Dach bis Keller renovierten Zeughauses Unter den Linden spielt. Schuld an der Terminverschiebung sei ein unbewegliches und überreguliertes Baurecht, das zu ständigen Umplanungen und Neuberechnungen, Schwierigkeiten bei der Auftragsvergabe an Bau- und Ausstellungsfirmen und anderen Widrigkeiten führt. „Der Widersinn ist nicht zu verstehen. Was sich bei dieser Ausstellung ohne unser Zutun abspielt, ist ein wahres Trauerspiel, der Kampf mit den Behörden und Paragraphen frisst viel Zeit, die wir besser nutzen könnten“.

Davon abgesehen sieht für Ottomeyer die Bilanz 2004 günstig aus, und auch der Ausblick auf 2005 stimmt ihn froh. Überaus erfolgreich seien die ohne bürokratische Eingriffe von außen mit zusammengestrichenen Etats von seinem Haus in eigener Regie erstellten Ausstellungen über den vor 90 Jahren begonnenen Ersten Weltkrieg, die Mythen der Nationen, die Kraft und Tücken der Werbung, das Leben in der Weimarer Republik im Spiegel zeitgenössischer Fotografien, ferner über „Namibia – Deutschland. Eine geteilte Geschichte“, Interieurs der Biedermeierzeit und andere Themen gewesen.

Auf der Ausstellungsliste 2005 rangiert ganz oben eine Dokumentation zum 60. Jahrestag des Kriegsendes und der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945. Sie soll nicht nur zeigen, was sich an jenem Tag der Befreiung an unterschiedlichsten Orten im untergegangenen Reich abspielte, sondern wie ein neues Deutschland auf den Trümmern des alten aufgebaut wurde oder wenigstens werden sollte und welche nationalen und internationalen Probleme die von den Siegermächten dekretierte Nachkriegsordnung bis in die Gegenwart aufwarf. Ein anderes Thema mit Gegenwartsbezug befasst sich mit der Geschichte der Zuwanderung vom 17. bis 21. Jahrhundert und speziell mit der Vertreibung der Hugenotten im 17. Jahrhundert und ihrer Aufnahme in deutschen Landen. Ottomeyer kündigte des Weiteren eine Ausstellung über das Leben europäischer Juden im Mittelalter an, die mit dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer veranstaltet wird. Anlass der Schau mit vielen bisher unbekannten Exponaten ist der 900. Jahrestag der Weihe der mittelalterlichen Synagoge von Speyer, deren Ruine zu den wichtigsten jüdischen Baudenkmalen in Europa zählt.

Helmut Caspar

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