Ende mit Schrecken und hoffnungsvoller Neubeginn -
Topographie des Terrors blickt ab Mai in der Spandauer Zitadelle auf das Jahr 1945 zurück

Die Spandauer Zitadelle, erbaut in der Renaissancezeit und bestückt bis ins 19. Jahrhundert mit monumentalen Militärbauten, bekommt einen neuen Anziehungspunkt – eine zum Museum umgewandelte ehemalige Kaserne mit inwendig weiß getünchten Räumen und einer gelben Klinkerfassade, die nach Abschlagen alter Putzschichten wieder zum Vorschein kam. Vom 4. Mai bis zum 2. Oktober 2005 wirft die Stiftung Topographie des Terrors einen Blick auf das Jahr 1945 in Berlin. Die Dokumentation über die dramatischen Ereignisse vor 60 Jahren in der damaligen Reichshauptstadt will nach Worten von Stiftungschef Andreas Nachama zeigen, dass der Untergang nicht erst 1945 stattfand, sondern seinen Anfang bereits 1933, mit der Errichtung der Nazidiktatur, nahm. „Millionenfaches Leid ging von Berlin aus und kam dorthin zurück. Das sollte in allen Diskussionen um den 8. Mai 1945 nie vergessen werden. Mit unserer Ausstellung wollen wir anhand von Fotos, Dokumenten und Aussagen von Zeitzeugen, aber auch mit Hilfe neuer Medientechniken für diese fundamentale Erkenntnis einen Beitrag leisten“.

In den kommenden Jahren will das Deutsche Historische Museum Berlin im Erdgeschoss der ehemaligen Kaserne alte Geschütze, Rüstungen, Uniformen, Fahnen und andere Militaria zeigen. Ferner soll an das der Deutschen Reichswehr beziehungsweise der Wehrmacht unterstehende Heeresgasschutzlaboratorium erinnert werden, das sich in der Spandauer Zitadelle nach dem Ersten Weltkrieg sowie verstärkt in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkriegs unter hochgeheimen Bedingungen mit der Herstellung und Erprobung hochgiftiger Kampfgase beschäftigt hat und dabei auch Schutzmaßnahmen und Abwehrmechanismen an Tieren getestet hat. Reste der Laborausstattungen, die die Demontage nach 1945 überstanden haben, sollen in die von Militärhistorikern der Universität Potsdam fachlich betreute Dokumentation einbezogen werden. In ihr sollen auch Aussagen von Zeitzeugen, die in den vergangenen Jahren gesammelt wurden sowie unbekannte Dokumente präsentiert werden, die der Vernichtung am Ende des Krieges entgangen sind.

Mit der Erschließung neuer Räume und der verstärkten Präsentation von Ausstellungen von überregionaler Bedeutung, etwa über das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal oder das Spandauer Kriegsverbrechergefängnis, soll der Bekanntheitsgrad der Zitadelle verbessert werden. Hilfreich wird dabei auch sein, dass die weit und breit größte Anlage dieser Art in eine quer durch Europa verlaufende Festungsroute einbezogen wird. Zu diesem Zweck sollen weitere, bisher leer stehende Gebäude restauriert und erschlossen werden.

Helmut Caspar

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