Bloße Kraft allein reicht nicht aus -
Der legendäre Kampf von David mit Goliath



Die berühmteste David-Figur wurde von Michelangelo geschaffen, steht in Florenz und ist gerade 500 Jahre alt. (Repro: Caspar)

Wenn sich ein Zwerg mit einem Riesen messen muss, ihm gar im Zweikampf gegenüber steht, denkt man vielleicht an den kleinen, aber klugen David, der vor mythischer Vorzeit dem schwer bewaffneten Riesen Goliath gegenüber stand. In übertragenem Sinne wird das Sinnbild auch heute für das Ringen von großen und kleinen Unternehmen um wirtschaftliche Positionen verwandt. Auch Einzelkämpfer gegen eine übermächtige Bürokratie oder Parteien vergleichen sich manchmal mit den biblischen Gestalten und verweisen darauf, das Klugheit und Mut oft plumpe Kraft, gepaart mit Unbeweglichkeit und Überheblichkeit, überwinden können.

Im Alten Testament, und zwar im 1. Buch Samuel, Kapitel 17, finden wir die Beschreibung des Kampfes zwischen dem Kleinen und dem Großen, verkörpert durch den unbekannten Hirtenjungen David, der am Hof des israelischen Königs Saul die Harfe spielte, und dem Riesen Goliath. Das Kraftpaket wird als sechs Ellen und eine Handbreit hoch beschrieben, war also erheblich größer als ein normal gewachsener Mensch. Goliath trug einen ehernen Helm auf dem Kopf und wurde von einem schweren schuppigen Panzer und einen Schild geschützt, konnte also eigentlich nicht besiegt werden. Deshalb leistete sich der riesenhafte Philister Spott und Hohn, als er die Israeliten mit den Worten herausforderte: „Erwählet einen unter euch, der zu mir herab komme. Vermag er wider mich zu streiten und schlägt mich, so wollen wir eure Knechte sein; vermag ich aber wider ihn und schlage ihn, und sollt ihr unsere Knechte sein, dass ihr uns dienet“.

Keiner wagte vorzutreten, nur der junge David bot sich an, in den Kampf gegen den Riesen zu ziehen. Niemand traute ihm zu, das Ringen zu bestehen, auch König Saul wollte ihn von seinem Vorhaben abhalten. David zeigte Zuversicht, erinnerte daran, dass er schon einen Löwen und einen Bären getötet hat und sich vor dem Riesen nicht fürchtet. Saul steckte den Jungen in eine Rüstung und gab ihm ein Schwert, doch der konnte damit nichts anfangen und sammelte statt dessen fünf glatte Steine aus dem Bach, legte sie in seine Hirtentasche und nahm eine Schleuder.

Der in der Bibel als schöner Knabe bezeichnete David wurde von Goliath unflätig angefahren. „Bin ich denn ein Hund, dass du mit Stecken zu mir kommst…Komm her zu mir, ich will dein Fleisch geben den Vögeln unter dem Himmel und den Tieren auf dem Felde!“

David war seiner Sache sicher, denn mit ihm war Gott Zebaoth, der Herr des Heeres Israel. „Und David tat seine Hand in die Tasche und nahm einen Stein daraus und schleuderte und traf den Philister mit der Schleuder an seine Stirn, dass der Stein in seine Stirn fuhr und er zur Erde fiel auf sein Angesicht…Da aber die Philister sahen, dass ihr Stärkster tot war, flohen sie“, ist im Alten Testament zu lesen.

Der dankbare König Saul verheiratete David mit seiner Tochter Michal, doch er hasste und fürchtete den mutigen und listigen Kämpfer, wollte ihn gar umbringen lassen. Nach vielen Abenteuern und Mordanschlägen wurden die beiden Männer Freunde. Der Junge verzieh dem Alten. Bevor Saul starb, legte er David das Königreich Israel in die Hand und nahm ihm das Versprechen ab, seinen, Sauls, Samen nicht auszurotten.

Helmut Caspar

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