Wurde Mozart von Salieri vergiftet?



Um den frühen Tod von Wolfgang Amadeus Mozart ranken sich seit dem frühen 19. Jahrhundert unbewiesene Verdächtigungen.
(Foto: Archiv)

Dass Künstler, Gelehrte und andere Persönlichkeiten ermordet wurden, nur weil sie Kollegen und Konkurrenten im Wege standen, wird immer wieder behauptet und ist beispielsweise in dem erfolgreichen Film „Amadeo“ auch in die Kinos gebracht worden. In dem Streifen aus dem Jahr 1984 unter der Regie von Milos Forman stehen sich die Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791, gespielt von Tom Hulce) und Antonio Salieri (1750-1825, gespielt von F. Murray Abraham) gegenüber. Mozart ist das viel bewunderte musikalische Supergenie, das viel Geld verdient, aber auch immer in Geldnöten steckt. Bereits als Kleinkind vom strengen Vater Leopold Mozart auf seine künftige Künstlerkarriere vorbereitet, fliegen diesem nie ganz erwachsenen Künstler alle Herzen, insbesondere die der Frauen, zu. Wolfgang Amadeus Mozart ist keine musikalische Hürde zu hoch, ihm gelingt praktisch alles. Nur mit seiner Musik am Wiener Hof anzukommen, fällt ihm schwer, aber auch das gelingt. Scheinbar als Helfer und selbstloser Gönner kommt hier Salieri ins Spiel, damals ein überaus geschätzter, heute fast vergessener Hofkompositeur und Hofkapellmeister in Wien. Hinter freundlicher Fassade verargt Salieri seinem Widerpart den Erfolg. Er macht ihm Angst, vergiftet ihn gar. Wie das geschieht, wird in dem Film nicht deutlich, und auch sonst gibt es viele Mutmaßungen um Mozarts Ableben.

Sein plötzlicher Tod und die beschämenden Umstände seiner Bestattung in einem Wiener Armengrab haben schon frühzeitig Anlass zu Spekulationen geführt. Im Wiener Totenbeschau-Buch steht lediglich: „Am 5. Dezember 1791 starb im kleinen Kaiserhaus an der Rauhensteingasse in Wien der Wohledle Herr Wolfgang Amadeus Mozart, k. k. Kapellmeister und Kammer Compositeur, gebürtig von Salzburg, im Alter von 35 Jahren an einem hitzigen Frieselfieber.“

Je weiter man von Wien entfernt war, um so stärker schossen die Gerüchte im Mozarts Tod ins Kraut. Bald war von Giftmord die Rede. Und wo ein Mord ist, da muss es auch einen Mörder geben, und so verfiel man auf Salieri, der sich, wie im Film auch dargestellt, am Ende seines Lebens selber des Giftmordes bezichtigte, es aber nachweislich nicht war. Dessen ungeachtet hat Alexander Puschkin aufgrund von Zeitungsmeldungen das Bühnenfragment „Mozart – Salieri“ geschrieben, das von Rimsky-Korsakow vertont und 1898 aufgeführt wurde. Auf dem Höhepunkt der Handlung reicht Salieri dem Konkurrenten einen Giftbecher, worauf dieser stirbt.

Die Wahrheit sieht, wie so oft, viel prosaischer aus. Offenbar litt Mozart an einer akuten fieberhaften Erkrankung mit entzündlich geschwollenen Gelenken der Gliedmaßen, starken Glieder- und Kopfschmerzen, Schweissausbrüchen und Erbrechen. Dies deutete auf ein rheumatisches Entzündungsfieber. Dazu ist zu wissen, dass Mozart schon als Kind rheumatische Anfälle hatte, die wohl auch auf die beschwerlichen Reisen mit seinem Vater zurück gehen. Im Spätherbst 1791 wurde er, so sagen es Ärzte, von einem heftigen Schub rheumatischen Fiebers heimgesucht, der zu einer Herzinsuffizienz führte. Diese natürliche Todesursache allerdings wäre viel zu einfach, weshalb in Romanen und Filmen wie dem von Milos Forman die These von Salieris Mordanschlag immer wieder kolportiert wird.

Helmut Caspar

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