Der Kaiser wusch seine Hände in Unschuld -
Warum Albrecht von Wallenstein vor 370 Jahren
ermordet wurde




Albrecht von Wallenstein in der Sonne kaiserlicher Gunst. Kupferstich aus dem Jahre 1626. (Repro: Caspar)

Eine der interessantesten, umstrittensten, ja gerade mythischen Persönlichkeiten des 17. Jahrhundert war der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein (1583-1634). Um sein Leben und seinen gewaltsamen Tod am 25. Februar 1634 in Eger, vor nunmehr 370 Jahren, ranken sich abenteuerliche Geschichten. Friedrich Schiller, der sich in seinem Buch „Geschichte des Dreißigjährigen Krieges“ (1791/92) und seinem dreiteiligen Schauspiel „Wallenstein“ (1800) intensiv mit dem Thema befasst hatte, nannte den Feldherrn und zeitweiligen Herzog von Mecklenburg „Schöpfer kühner Heere, des Lagers Abgott und der Länder Geißel, die Stütze und den Schrecken seines Kaisers, des Glückes abenteuerlichen Sohn“. Zusammenfassend schrieb der Dichter und Historiker über den durch Tüchtigkeit, Glück und Skrupellosigkeit in schwindelnde Höhe gelangten und jäh abgestürzten Generalissimus: „Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte“ und fügte hinzu, Wallenstein sei seiner unersättlichen Ehrsucht zum Opfer gefallen.

Der aus böhmischem Adel stammende, ursprünglich protestantische, jedoch zum Katholizismus konvertierte Albrecht Eusebius von Wallenstein (eigentlich Waldstein) stand schon früh in Diensten der Habsburger, war zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) Oberst. Dank seines unermesslichen Reichtums infolge einer „günstigen Heirat“, wie man sagte, erwarb Wallenstein große Ländereien von böhmischen Adligen, die die Habsburgerherrschaft hatten abschütteln wollen und geächtet wurden. Dies erlaubte Wallenstein, dem in Bedrängnis geratenen Kaiser Ferdinand II. mit einem auf eigene Kosten ausgerüsteten Heer hilfreich beizuspringen. Das erhöhte das Ansehen des Feldherrn am Hof in Wien, trug ihm den Titel eines Herzogs von Friedland und Fürsten von Sagan ein, mehrte aber auch die Zahl seiner Neider. Zunächst aber sonnte er sich in der Sonne kaiserlicher Gunst, wurde nach der Vertreibung der mecklenburgischen Herzöge (1628) gar mit dem Herzogtum Mecklenburg als Entschädigung für die ihm entstandenen Kriegskosten bedacht.

Das Glück sollte nicht lange dauern. 1630 erfolgte auf dem Reichstag in Regensburg auf Druck der Kurfürsten die Absetzung des „Generals der ozeanischen und baltischen Meere“, so ein weiterer Titel Wallensteins. Doch schon bald darauf holte ihn der Kaiser zurück. In der Schlacht von Lützen (1632) gegen die Schweden war Wallenstein zwar nicht erfolgreich, doch der Tod des schwedischen Königs Gustav Adolf bedeutete einen herben Verlust für die antikaiserliche Koalition.

Im Vollgefühl seiner Macht überspannte Wallenstein den Bogen, als er insgeheim aus seiner militärischen Überlegenheit heraus mit dem Gegner in Friedensverhandlungen eintrat. Seine Versuche, die feudale Ständeordnung einzuschränken und eine absolutistische Monarchie zu installieren, rief die auf ihre Souveränität pochenden deutschen Fürsten auf den Plan. Als am Wiener Hof dann das Gerücht verbreitet wurde, Wallenstein erstrebe die Kaiserkrone, bezichtigte ihn Ferdinand II. des Verrats. Er befahl, den Generalissimus gefangen zu nehmen, tot oder lebendig. Folgerichtig wurde der Geächtete am 25. Februar 1634 in Eger von einem kaiserlichen Offizier erstochen. Offiziell hat der Kaiser davon nichts gewusst. Er konnte seine Hände in Unschuld waschen. Die Herzöge von Mecklenburg kehrten nach Schwerin und Güstrow zurück, machten Wallensteins Reformen rückgängig und verfolgten alle diejenigen, die zu seinen Anhängern gerechnet wurden.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Mythen der Geschichte"