Investor für Alte Münze gesucht
Berlin trennt sich von leer stehender Geldfabrik in bester
City-Lage



Das Haus Molkenmarkt/Rolandufer war bis 1990 VEB Münze der DDR beziehungsweise bis Ende 2005 Staatliche Münze Berlin. Demnächst wird das leer stehende Gebäude mit riesigen Tresoranlagen international zum Verkauf ausgeschrieben. (Foto: Caspar)

Der Berliner Liegenschaftsfonds sucht einen Käufer für die aus der Nazizeit stammende Alte Münze am Molkenmarkt, nicht weit vom Roten Rathauses entfernt. Demnächst wird die ehemalige Geldfabrik mit riesigen Tresorräumen so groß wie mehrere Fußballfelder international ausgeschrieben. Der Kaufpreis wird von unabhängigen Gutachtern ermittelt und richtet sich nach dem Zeitwert.

Das Haus gilt beim Liegenschaftsfonds als „schwierig“, doch gibt man dort die Hoffnung nicht auf, dass es eines Tages für Wohn-, Büro- und Veranstaltungszwecke genutzt wird. Alle Umbaumaßnahmen müssen mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt werden, das streng darauf achtet, dass der historische Charakter des Baudenkmals nicht verändert wird. Spannend dürfte es sein, wie mit den schwer gesicherten Tresoranlagen umgegangen wird. Sie dienten nicht nur zur Aufbewahrung frisch geprägten Hartgeldes, sondern waren in der Kriegszeit auch Aufbewahrungsort von Kunstwerken, die die Staatlichen Museen zu Berlin zum Schutz vor Bombenangriffen hierher ausgelagert hatten.

Das nun leer stehende Gebäude, das sich über Eck vom Molkenmarkt zum Rolandufer mit der Mühlendammschleuse darin erstreckt, hat eine kurze, bewegte Geschichte. Nach dem deutschen Münzgesetz vom 2. Juli 1934 sollten die fünf Münzstätten in München, Muldenhütten, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg geschlossen und in Berlin eine einzige, nach neuestem Standard ausgestattete Reichsmünzstätte etabliert werden. Der bisherige Standort der ehemaligen königlich-preußischen Münze an der Unterwasserstraße erwies sich für diesen Zweck als zu klein, weshalb eine neue Geldfabrik zwischen 1936 und 1942 nach Plänen der Architekten Fritz Keibel und Arthur Reck auf den Fundamenten des mittelalterlichen Kögel-Viertels, des Mühlenviertels und der Stadtvogtei, dem ehemaligen Berliner Stadtgefängnis, als Preußische Staatsmünze errichtet wurde.

Ende 2005 gab die dem Land Berlin und seiner Finanzverwaltung unterstehende Staatliche Münze Berlin ihren Standort im Herzen der Hauptstadt auf und zog in den Bezirk Reinickendorf, wo sie in einer für ihre Zwecke umgebauten ehemaligen Glasfabrik bessere Arbeitsbedingungen und Entfaltungsmöglichkeiten vorfindet. Seither steht das Haus am Molkenmarkt leer, was seinem Zustand bestimmt nicht gut tut.

Helmut Caspar

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